Eiforbibbsch! Wieso ist Sächsisch bloß so unbeliebt?

Dresden - Die Liebe zum "Sächseln" ist ein ganz besonderes Gewächs. Es gedeiht nicht überall und gehört eigentlich auf die Rote Liste bedrohter Arten. Die gute Nachricht: Die Mundart wird immer beliebter. Die schlechte: Sächsisch bleibt der unbeliebteste Dialekt in Deutschland.

Tom Pauls (64), Olaf Boehme (†65) und Uwe Steimle (60, v.l.n.r.) kürten 2008 das erste Mal das sächsische Wort des Jahres.
Tom Pauls (64), Olaf Boehme (†65) und Uwe Steimle (60, v.l.n.r.) kürten 2008 das erste Mal das sächsische Wort des Jahres.  © Robert Michael

Beides geht doch gar nicht? Geht doch: Nach einer Stichprobe der US-amerikanischen Sprachen-Lernplattform Preply vom Juli landete Sächsisch in zwölf von 16 Bundesländern auf Platz 1 der nervigsten Dialekte.

37,6 Prozent der knapp über 1000 Befragten gaben an, das Sächsische überhaupt nicht zu mögen. Das sind deutlich weniger als noch vor 15 Jahren. Damals hatten bei einer Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache 52 Prozent angegeben, Sächsisch nicht leiden zu können.

"Hier zeichnet sich eine erfreuliche Entwicklung ab, die auf die wachsende Wertschätzung der gesellschaftlichen Vielfalt auch auf der Dialektebene zurückzuführen sein kann", finden die Macher von Preply.

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Den Journalisten und Sächsisch-Experten Peter Ufer (59) langweilen solche Umfragen, weil sie doch immer nur das Bekannte wiederholen.

"Schon die Nazis wollten Sächsisch verbieten. Und unter den Sozialisten war es auch nicht besonders beliebt" - trotz (oder wegen?) Vorzeige-Sächsler Walter Ulbricht (†80).

Ergebnis der Preply-Umfrage "Welche deutschen Dialekte mögen Sie überhaupt nicht?" vom Juli dieses Jahres.
Ergebnis der Preply-Umfrage "Welche deutschen Dialekte mögen Sie überhaupt nicht?" vom Juli dieses Jahres.  © PR

Schon 2000 Vorschläge für das "Sächsische Wort des Jahres" eingegangen

Journalist, Moderator und Kabarettist Peter Ufer (59): "Was ist das beste Verhütungsmittel? - Sächsisch!"
Journalist, Moderator und Kabarettist Peter Ufer (59): "Was ist das beste Verhütungsmittel? - Sächsisch!"  © Amac Garbe

Ufer dagegen liebt seinen Dialekt. In Niesky hat er schon Sächsisch am Gymnasium unterrichtet und er engagiert sich gemeinsam mit dem Kabarettisten Tom Pauls (64) in der Ilse-Bähnert-Stiftung zur Erhaltung und Pflege der Sächsischen Kultur und Sprache.

In Pauls' Theater in Pirna laufen aktuell die Programme "Rettet uns den Gogelmosch - Alles über Sächsisch!" oder "Die Witze der Sachsen".

Seit 2008 kürt die Stiftung das "Sächsische Wort des Jahres". Am 3. Oktober ist es wieder so weit. Rund 2000 Vorschläge sind dafür laut Ufer eingegangen.

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Er gibt zudem gemeinsam mit dem Kabarettisten Gunter Böhnke (79) demnächst einen Sächsisch-Duden heraus. "Wir haben übrigens nicht angefragt. Der Verlag ist auf uns zugekommen", verrät Ufer.

Das alles gibt es für "Westfälisch" nicht. Der Dialekt landete bei der Preply-Umfrage auf dem letzten Platz - der unbeliebtesten deutschen Dialekte, wohlgemerkt.

Titelfoto: Robert Michael

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