Einer der wichtigsten Metallbetriebe der DDR: Erinnerungen an das "VEB Stanzwerk"

Oederan - Wenn in wenigen Tagen der erste Oederaner Regionalmarkt "Zur Stanze" eröffnet, dann werden in der Stadt viele Erinnerungen wach. Befand sich doch da jahrzehntelang der "VEB Stanz- und Ziehwerk Oederan" - einer der wichtigsten Metallbetriebe der DDR. Dort gelernt hat unter anderen Katrin Dechant.

Katrin Dechant vor dem ehemaligen Verwaltungssitz in Oederan mit einem Diamant-Fahrrad.
Katrin Dechant vor dem ehemaligen Verwaltungssitz in Oederan mit einem Diamant-Fahrrad.  © Kristin Schmidt

"Alle Verbindungsteile der Fahrräder für Mifa in Sangerhausen und Elite Diamant in Chemnitz kamen von uns", erzählt sie bei einem Vor-Ort-Besuch. "Sie wurden ausgestanzt und dann verschweißt. Muffen schweißen war zum Beispiel ein Arbeitsschritt auf den Lohnzetteln, die ich zu bearbeiten hatte."

Auch riesige Schalldämpfer für den DDR-Schiffsbau seien aus Oederan (Mittelsachsen) gekommen, weiß sie, eben aus "der Stanze".

Die heutige Bilanzbuchhalterin/Betriebswirtin lernte dort zwischen 1985 und 1987 Wirtschaftskaufmann, wie das damals noch hieß. Stolz zeigt Katrin Dechant ihre Beurteilung: Sie ist am 3. Juli 1987 ausgestellt worden und fällt sehr positiv aus.

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"Meine Lehrausbilderin weckte in mir die Liebe zur Buchhaltung", schwärmt sie noch heute.

Für Diamant wurden dort Verbindungsteile am Vorderrohr hergestellt.
Für Diamant wurden dort Verbindungsteile am Vorderrohr hergestellt.  © Kristin Schmidt
Historisches Foto vom Stanz- und Ziehwerk Oederan. Es zeigt einen Spezialschalldämpfer für Schiffsmotoren, der für den Transport vorbereitet wird.
Historisches Foto vom Stanz- und Ziehwerk Oederan. Es zeigt einen Spezialschalldämpfer für Schiffsmotoren, der für den Transport vorbereitet wird.  © Repro: Kristin Schmidt

Eigentümerfamilie 1972 enteignet

Katrin Dechant mit einem Foto, das Mitarbeiter in der Verwaltung zeigt.
Katrin Dechant mit einem Foto, das Mitarbeiter in der Verwaltung zeigt.  © Repro: Kristin Schmidt

Damit erfüllte sie alle Erwartungen, denn die Lehrstelle war extra für die junge Katrin aus dem Boden gestampft worden. Man wusste, wen man bekam. Arbeitete doch ihr Vater bereits im Betrieb. Allerdings in der Produktion. Nach einem Unfall an einer Stanzmaschine wechselte er über die Schweißerei in den Fuhrpark.

Doch nicht alles war palletti: "Das Stanz- und Ziehwerk war kein schöner, sauberer Betrieb, wie man sie heute kennt. Die Maschinen waren alt, und in der Werkhalle war es ziemlich dunkel und schmutzig."

Gar nicht zu reden von diesem dunklen Fleck in der Firmengeschichte: Die DDR hatte die Eigentümerfamilie des Gründers Willy Tauscher 1972 enteignet. Gegründet worden war das Werk in Frankenberg, nach Oederan kam es 1935.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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