Gas und Öl auf Rekordhoch: Kohle-Briketts gefragt wie lange nicht

Leipzig - Die Preise für Heizöl, Gas und Strom schießen durch die Decke. In Sachsen besinnen sich deshalb immer mehr Menschen auf einen alten Energieträger mit hohem Heizwert, aber schlechtem Ruf. Braunkohle-Briketts erleben eine Renaissance. Bei der Lausitzer Energie Bergbau AG (LEAG) läuft die "REKORD"-Produktion bereits an der Kapazitätsgrenze.

Kohlehändler in vierter Generation: 1997 übernahm Hendrik Ebert (55, l.) das 1896 gegründete Geschäft von seinem Vater Lothar (86).
Kohlehändler in vierter Generation: 1997 übernahm Hendrik Ebert (55, l.) das 1896 gegründete Geschäft von seinem Vater Lothar (86).  © Ralf Seegers

Gemessen an der aktuellen Klimapolitik in Deutschland müsste Hendrik Ebert (55) einem aussterbendem Berufsstand angehören. Er ist einer von noch drei verbliebenen Kohlehändlern in Leipzig.

Mit der Kiepe auf dem Rücken liefert er Lausitzer "REKORD"-Briketts aus. Und er hat gut zu tun. "Seit die Preise für Öl und Gas gestiegen sind, heizen die Leute wieder ihre Öfen an", erzählt er. Rund 200 Privathaushalte gehören zu Eberts Kundenstamm. "Von der alten Oma, die noch einen Berliner Ofen hat, über die Studenten-WG bis hin zu Leuten mit neuem Kaminofen."

Tom Neubert (33) spricht von einem "Trend zur Zweitbeheizung". Er ist der Junior-Chef von Sachsens größtem Brennstoffhandel, der Firma "Kohlen Sparen" in Grimma, die nach eigenen Angaben gut 2000 Kunden beliefert. "Seit dem Zeitpunkt der CO2-Besteuerung auf Gas und Heizöl ist die Nachfrage nach Briketts gestiegen", erzählt er.

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Gerade auf dem Lande gebe es in alten Häusern und Gehöften noch intakte Kohleöfen. Andere ließen sich neue Öfen einbauen, die mit Holz und Kohle beheizt werden können."

"Braunkohle hat im Vergleich zu Kaminholz den doppelten Heizwert", nennt Neubert ein Argument, weshalb Kohlebriketts wieder im Kommen sind. Und das nicht nur in Privathaushalten. Auch Gewerbebetriebe wie Gärtnereien werfen ihre Kohleheizungen wieder öfter an.

In den 1930er Jahren fuhren Eberts die Kohle noch mit Pferdefuhrwerken aus. Auf dem Bild sind Großvater Erich Ebert (†1999) und dessen Neffe Werner (†1939) zu sehen.
In den 1930er Jahren fuhren Eberts die Kohle noch mit Pferdefuhrwerken aus. Auf dem Bild sind Großvater Erich Ebert (†1999) und dessen Neffe Werner (†1939) zu sehen.  © privat

Kohlebriketts als Heizmittel sind wieder im Kommen

Sitzt auf einem Berg voller Kohle: der Leipziger Brikett-Händler Hendrik Ebert ist dank hoher Heizölpreise ein gefragter Mann.
Sitzt auf einem Berg voller Kohle: der Leipziger Brikett-Händler Hendrik Ebert ist dank hoher Heizölpreise ein gefragter Mann.  © Ralf Seegers

Der Zentner lose Briketts kostet aktuell 11,50 Euro, gebunden wird er zwischen 13 und 15 Euro gehandelt. Doch dabei wird es nicht bleiben.

Zum einen unterliegen ab 2023 auch Braunkohlebriketts der CO2-Besteuerung, zum anderen wird sich der Markt verknappen. Denn im März wird aufgrund des Kohle-Ausstiegs im rheinischen Revier die Produktion der "Union"-Briketts eingestellt.

"Wir sind dann die letzte noch verbliebene Brikettfabrik in Europa", sagt LEAG-Sprecher Thoralf Schirmer. Schon jetzt laufe die Produktion im Kohleveredlungswerk Schwarze Pumpe an der Kapazitätsgrenze.

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Schirmer zufolge lag die Lausitzer Brikett-Produktion 2021 aufgrund der gestiegenen Öl- und Gaspreise sowie des kalten Winters 30 Prozent über der des Vorjahres. Insgesamt 600.000 Tonnen "REKORD"-Briketts liefen über die Bänder von Schwarze Pumpe.

Die erste Auswirkung auf die seit Jahren stabilen Brikett-Preise werden bald zu spüren sein, meint Kohlehändler Ebert. "Es wird fortan keine günstigeren Sommer-Preise mehr geben."

Titelfoto: Ralf Seegers

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