"Kampfzone, fast schon Kriege": Sächsische Kleinstadt stoppt Marktplatz-Böllern

Kitzscher - Schon seit ein paar Jahren ufert der Rutsch ins neue Jahr in Kitzscher (Landkreis Leipzig) aus. Vor allem auf dem Marktplatz habe sich eine "Kampfzone" entwickelt, die nun per Böllerverbot geschlossen wird. Ob dies aber auch zum Erfolg führt?

Auf dem Marktplatz in Kitzscher darf von Sonntagmorgen bis Montagnacht nicht geböllert werden.
Auf dem Marktplatz in Kitzscher darf von Sonntagmorgen bis Montagnacht nicht geböllert werden.  © Stadt Kitzscher

"Es war schon die letzten zwei, drei Jahre so, dass viele, viele Feuerwerkskörper auf dem Markt gezündet wurden", sagte Bürgermeister Maik Schramm (Freie Wähler) jüngst im MDR-Sachsenspiegel. Der erst vor zweieinhalb Jahren umgestaltete zentrale Platz sei als "Kampfzone entdeckt" worden: "Da wurden fast schon Kriege ausgeführt!"

Durch eine Kugelbombe zum Jahreswechsel 2022/23 wurde gar der Pflasterstein aus dem Boden gehoben. "Wir mussten das komplett erneuern lassen", schilderte Schramm die Konsequenzen.

Bei den vergangenen Neujahrs-Feierlichkeiten sei es durch den Einsatz von Pyrotechnik zu Einschlägen an Gebäuden gekommen, Scheiben und Türen seien zerbrochen, Fassaden zerstört worden. Das Stadtoberhaupt: "Das wollten wir nicht mehr hinnehmen."

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Er verkündete nun ein Feuerwerksverbot am gesamten Silvestertag am heutigen Sonntag bis zum Ende des 1. Januars am Montag.

Klingt nach einer nachvollziehbaren Maßnahme. Doch am Marktplatz ansässige Anwohner und Gewerbetreibende zweifeln. "Ich frage mich, wie das kontrolliert werden soll. Ich glaube nicht, dass die Polizei so im Einsatz sein kann, dass die nur hier stehen", sagte Dajana Vollert, die einen Kosmetiksalon betreibt.

Man kenne seine Pappenheimer und wisse, "dass das wahrscheinlich eher nach hinten losgeht. Weil verbotene Früchte schmecken am besten", so Vollert.

Borna geht trotz Silvester-Krawallen anderen Weg: "Vollzugsprobleme"

Wie hier in Dresden werden auch in der kommenden Nacht wieder viele Böller gezündet und Raketen in den Himmel gejagt.
Wie hier in Dresden werden auch in der kommenden Nacht wieder viele Böller gezündet und Raketen in den Himmel gejagt.  © Sebastian Willnow/dpa

Vor einem Jahr geriet auch eine weitere Stadt im Landkreis Leipzig in die Schlagzeilen. Auf dem Marktplatz von Borna wollte ein Mob den Weihnachtsbaum anzünden und attackierte Polizisten mit Böllern.

Dennoch hat man sich hier gegen ein diesjähriges Böllerverbot entschieden. Dieses würde rechtlich "nicht auf ganz sicheren Beinen" stehen, bestätigte Oberbürgermeister Oliver Urban (56, SPD) im "Sachsenspiegel". Zudem stehe man vor einem "Vollzugsproblem. Wenn ich es verbiete, muss ich es auch durchsetzen. Und wenn ich es nicht durchsetzen kann, fange ich es nicht an."

Man habe aber Maßnahmen eingeleitet, "um zu erkennen, wer da war".

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Übrigens: Eine nicht repräsentative Umfrage von "MDRfragt" ergab, dass immerhin 45 Prozent der Sachsen für die Einführung eines Böllerverbots sind. Als Gründe nennen sie vor allem die Lärmbelastung für Haus- und Wildtiere, Brand- und Verletzungsgefahr sowie Luftverschmutzung.

54 Prozent hingegen sind gegen ein Verbot - zwei Drittel von ihnen allein aus traditionellen Gründen. Silvester und Böllern gehöre für sie einfach zusammen.

Titelfoto: Bildmontage: Stadt Kitzscher, Sebastian Willnow/dpa

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