Kita-Studie für Sachsen: Viele Fachkräfte, aber zu wenige Mitarbeiter

Von Daniel Josling

Leipzig - Sachsens Kitas haben vergleichsweise gut ausgebildete Erzieher - doch Personalnot macht den Alltag schwer. Experten zeigen auf, wie eine kindgerechte Betreuung doch gelingen kann.

Viele Kinder, wenig Personal, so beschreibt eine neue Studie die aktuelle Kita-Situation in Sachsen.
Viele Kinder, wenig Personal, so beschreibt eine neue Studie die aktuelle Kita-Situation in Sachsen.  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

In den Kitas in Sachsen ist der Anteil der Fachkräfte im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr hoch. "Mit Blick auf die Qualifikationen bestehen in Sachsen ganz gute Voraussetzungen", sagte die Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, Kathrin Bock-Famulla.

Nach dem aktuellen "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" verfügten im vergangenen Jahr in 84 Prozent der Kita-Teams mehr als acht von zehn pädagogischen Tätigen über mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss. Dies sei nach Thüringen mit 89 Prozent der höchste Anteil bundesweit.

Zwar gehe auch in Sachsen der Anteil der Kita-Teams mit einer entsprechenden Fachkraftquote leicht zurück, allerdings in geringerem Umfang als in anderen Bundesländern. Seit 2017 betrage der Rückgang im Freistaat vier Prozentpunkte, bundesweit seien es im selben Zeitraum neun Prozentpunkte.

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In Berlin betrug das Minus 18, in Mecklenburg-Vorpommern 15 und in Nordrhein-Westfalen 14 Prozentpunkte.

Fast alle Kinder in Gruppen ohne kindergerechten Personalschlüssel

Zwar sei der Anteil an Fachkräften in den Einrichtungen hoch. Es fehle jedoch an Mitarbeitern für eine kindergerechte Betreuung.
Zwar sei der Anteil an Fachkräften in den Einrichtungen hoch. Es fehle jedoch an Mitarbeitern für eine kindergerechte Betreuung.  © Jens Büttner/dpa

Dennoch steht Sachsen vor einer großen Herausforderung: Wie in nahezu allen ostdeutschen Bundesländern mangelt es an ausreichend Personal, was sich negativ auf das Betreuungsverhältnis auswirkt.

93 Prozent der Kinder hierzulande befänden sich in Kita-Gruppen mit nicht kindergerechten Personalschlüsseln. Das habe negative Folgen auf die Qualität der pädagogischen Praxis und könne zu einer Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen.

Den Angaben zufolge arbeiteten zum Stichtag 1. März 2023 etwas mehr als 44.300 Menschen in Sachsens Kitas, davon rund 39.500 als pädagogische und leitende Mitarbeitende. Hierzulande besuchen überdurchschnittlich viele Kinder die Kitas. Bei den unter Dreijährigen betrug der Anteil zum Stichtag 55 Prozent (53.288 Kinder) - neben Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen war das die höchste Quote im Bundesvergleich.

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Bei den Drei- bis Sechsjährigen nutzten 94 Prozent ein Angebot der Kindertagesbetreuung.

Lösungsansatz: Fachkräfte langfristig binden

In den kommenden Jahren könnte sich der Personalschlüssel jedoch verbessern. Entscheidend dafür: Qualifizierte Fachkräfte müssen dauerhaft im Beruf gehalten werden.
In den kommenden Jahren könnte sich der Personalschlüssel jedoch verbessern. Entscheidend dafür: Qualifizierte Fachkräfte müssen dauerhaft im Beruf gehalten werden.  © Heiko Rebsch/dpa

Die Bertelsmann Stiftung schlägt eine Lösung vor: "Aufgrund der zurückgehenden Kinderzahlen gibt es in Sachsen genügend Kita-Fachkräfte, um in den kommenden Jahren die Personalschlüssel zu verbessern und zugleich die hohe Fachkraft-Quote zu halten", erklärte Bock-Famulla.

Entscheidend sei jedoch, dass es gelinge, qualifizierte Fachkräfte dauerhaft im Beruf zu halten. Nur so könnten eine kindgerechte Bildung, Betreuung und Erziehung gewährleistet werden.

Für das "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik mit Stichtag 1. März 2023 sowie weitere amtliche Statistiken ausgewertet.

Die Berechnungen haben den Angaben zufolge das Österreichische Institut für Familienforschung an der Universität Wien und die Bertelsmann Stiftung durchgeführt.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

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