"Sachsen rechts unten": Wo Neonazis schon alltäglich sind

Torgau/Dresden - Ist extrem in Sachsen schon normal? Bereits zum achten Mal gibt das Kulturbüro Sachsen die Analyse "Sachsen rechts unten" heraus und beschäftigt sich in dieser damit, inwieweit Rechtsextremismus bereits normal geworden ist. Tatsächlich gibt es Orte, an denen Neonazis zum Alltag gehören.

Michael Nattke (43) hat sich mit den Konzerten in Staupitz auseinandergesetzt.
Michael Nattke (43) hat sich mit den Konzerten in Staupitz auseinandergesetzt.  © Eric Münch

"Wir wollen mit unserer Publikation einerseits auf schleichende Änderungs- und Normalisierungsprozesse durch rechte Einflussnahme hinweisen und zum anderen die Gefahr sichtbar machen", sagte die Kulturbüro-Geschäftsführerin Grit Hanneforth (58).

Als Beispiel findet sich dort der Torgauer Ortsteil Staupitz (300 Einwohner, Landkreises Nordsachsen): "Seit 2008 wird der ehemalige Gasthof an Neonazis vermietet", sagt Michael Nattke (43), der sich in der Analyse mit dem nordsächsischen Dorf beschäftigt hat. "Alle Rechtsrockbands, die Rang und Namen haben, haben dort bereits gespielt. Die Konzerte sind vollkommen legal."

Mittlerweile handle es sich bei der Musik auch nicht mehr nur um eine Jugendkultur. Es gebe eine Vereinbarung mit den Behörden, die zehn Konzerte dort erlauben. Außerhalb der Pandemie werde das auch ausgeschöpft.

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Was andernorts nur heimlich stattfindet, gibt es hier ganz offen. "Es fehlt am Willen, etwas dagegen zu tun", so Nattke. "Im Gegensatz zu anderen Orten mit ähnlichen Problemen, wie zum Beispiel Ostritz." Dort finden auch regelmäßig Neonazi-Konzerte statt, allerdings nicht ohne Gegenwehr der Einwohner und der Gemeinde.

Grit Hanneforth (58) vom Kulturbüro stellte die Analyse am Freitag vor.
Grit Hanneforth (58) vom Kulturbüro stellte die Analyse am Freitag vor.  © Eric Münch
In Ostritz finden regelmäßig Neonazi-Konzerte statt, allerdings nicht ohne Gegenwehr.
In Ostritz finden regelmäßig Neonazi-Konzerte statt, allerdings nicht ohne Gegenwehr.  © Nils Holgerson/dpa

Die vollständige Analyse kann beim Kulturbüro bestellt werden: kulturbuero-sachsen.de

Titelfoto: Nils Holgerson/dpa

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