Sie kommen mit dem Zug: Neue Flüchtlingswelle überrollt Sachsen

Dresden - Sachsens Flüchtlingsunterkünfte platzen aus allen Nähten. Seit Juni kommen wieder mehr Menschen, vor allem aus Syrien und Afghanistan. Und zwar mit dem Zug.

Schutzsuchende in Schulturnhallen wie zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise von 2015? Das könnte in Sachsen schon bald wieder an der Tagesordnung sein.
Schutzsuchende in Schulturnhallen wie zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise von 2015? Das könnte in Sachsen schon bald wieder an der Tagesordnung sein.  © dpa/Oliver Killig

Blaulichtkolonnen von Fahrzeugen der Bundespolizei brettern durch Dresden. Das ist in den letzten Wochen öfter zu beobachten gewesen.

"Dann können Sie mal auf Ihre DB-App schauen, dann kommt in den nächsten 30 Minuten sicher ein Zug aus Prag", so Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU).

Kamen in den letzten Jahren monatlich rund 500 Geflüchtete nach Sachsen, waren es im Juni 1000, im Juli bereits 1500. Für August schätzt die Staatsregierung 2000 Flüchtlinge. Schuster: "Die Zahlen galoppieren regelrecht". Nicht mitgezählt dabei sind Ukrainer.

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Die Bahnstrecke Prag-Dresden-Berlin ist laut Schuster die bevorzugte Reiseroute. Aber in Dresden werden die Geflüchteten von der Bundespolizei aus den Zügen geholt.

Eine Wahl haben die Beamten nicht. Nur: Weiterverteilt werden die Menschen auch nicht.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) berichtet von hohen Flüchtlingszahlen.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) berichtet von hohen Flüchtlingszahlen.  © Petra Hornig
Drei Viertel der in Sachsen aktuell Schutzsuchenden haben einen syrischen Pass.
Drei Viertel der in Sachsen aktuell Schutzsuchenden haben einen syrischen Pass.  © dpa/Jens Wolf

Innenminister Armin Schuster: "Der Druck ist enorm"

Die Bundespolizei holt die Schutzsuchenden in Dresden aus den Zügen, die aus Prag kommen.
Die Bundespolizei holt die Schutzsuchenden in Dresden aus den Zügen, die aus Prag kommen.  © dpa/Patrick Pleul

Das Erstverteilsystem für Asylsuchende EASY ist de facto kollabiert. Zwölf Bundesländer sind bereits ausgestiegen, auch Sachsen. Aber wenn keiner mehr aufnimmt, bleiben die hier Ankommenden im Freistaat.

Folge: 80 Prozent der Erstaufnahmeeinrichtungen in Sachsen sind ausgelastet. Die Staatsregierung sucht bereits händeringend nach mehr Kapazitäten. Zeltlager und die Belegung von Hallen sei perspektivisch im Plan.

"Der Druck ist enorm", so Schuster. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) empfahl er dringend, mit Tschechien und Polen zu prüfen, ob die EU-Außengrenze noch sicher ist, "wenn wir solche Zahlen haben".

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) forderte er auf, neue Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern abzuschließen.

Titelfoto: Montage: dpa/Oliver Killig, Petra Hornig

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