Sie sprießen! Erste Pilz-Schwemme in Sachsen - doch vor dieser Art wird gewarnt

Dresden - Die vielen Regentage der vergangenen Wochen haben in Sachsens Wäldern und auf Wiesen die Pilze aus dem Boden schießen lassen. 2023 verspricht ein gutes Pilzjahr zu werden – meint die bekannte Dresdner Pilz-Expertin Kerstin Aretz (45). Allerdings ist Vorsicht geboten: Für einen ehemals beliebten Speisepilz gibt es von Pilz-Beratern inzwischen keine Verzehr-Freigabe mehr.

Randvoll gefüllter Korb: Sachsens Pilzberater erwarten ein ergiebiges Pilzjahr - vorausgesetzt, es bleibt feucht.
Randvoll gefüllter Korb: Sachsens Pilzberater erwarten ein ergiebiges Pilzjahr - vorausgesetzt, es bleibt feucht.  © Norbert Neumann

Es sind die sogenannten Folgezersetzer, die nach den nassen Tagen die Ersten sind, die sich der Sonne emporstrecken. Also jene Pilze, die nicht in Symbiose mit Bäumen (Mykorrhiza) leben, sondern von toten organischen Substanzen.

Zu deren essbaren Vertretern gehören unter anderem Riesenschirmpilze (Parasol), Schopftintlinge (nur jung genießbar) und wilde Champignons.

Doch vor dem Verzehr von Letzteren warnen Pilz-Berater inzwischen. "Champignons haben einerseits viele giftige Doppelgänger, andererseits sind sie heute oft mit Schwermetallen belastet - wie andere Pilzberater gebe auch ich sie nicht mehr zum Verzehr frei", sagt Kerstin Aretz.

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Zu den gefährlichen Doppelgängern zählen neben dem altbekannten Grünen Knollenblätterpilz vor allem Karbol-Egerlinge. "Die riechen nach Tinte oder Medizinschrank und laufen beim Abschneiden am Stil gelb an", erklärt die Dresdner Pilz-Beraterin.

Auch Egerlingsschirmlinge gehören zu den oft verwechselten Champignon-Doubeln. Den erkennt man laut Aretz an den weißen Lamellen, während die der Wiesenchampignons rosa seien.

Essbares Original: der Wiesenchampignon hat rosafarbene Lamellen.
Essbares Original: der Wiesenchampignon hat rosafarbene Lamellen.  © Imago/Blickwinkel
Giftiger Doppelgänger: der Karabol-Egerling - er hat weiße Lamellen, wird an der Anschnittstelle gelb und riecht nach Tinte.
Giftiger Doppelgänger: der Karabol-Egerling - er hat weiße Lamellen, wird an der Anschnittstelle gelb und riecht nach Tinte.  © privat

Vor allem in einer Region gibt es derzeit viele Steinpilze!

Pilzberaterin Kerstin Aretz (45) bei der Bestimmung einer Champignonart.
Pilzberaterin Kerstin Aretz (45) bei der Bestimmung einer Champignonart.  © Norbert Neumann

Eine weitere Gefahr: "Durch den Klimawandel sind auch neue, giftige Champignonarten aus dem Süden bei uns eingewandert", erklärt Aretz. Nicht einmal erfahrene Pilzberater könnten die mit bloßem Auge von herkömmlichen Wiesenchampignons unterscheiden.

Bis auf den Knollenblätterpilz sind die Champi-Doppelgänger bei Verzehr jedoch nicht tödlich. "Man bekommt aber Magen-Darm-Beschwerden", warnt Aretz.

Zurück zu den "guten" Pilzen. Als erster Mykorrhiza-Vertreter lässt sich der Steinpilz in Sachsen bereits vermehrt blicken. Vor allem im Erzgebirge füllen sich die Körbe mit dem beliebten Speisepilz. Auch Flockenstielige Hexenröhrlinge (Tannenpilz) sind laut Aretz schon zu finden.

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Andere beliebte Mykorrhiza-Pilze wie Maronen und Birkenpilze bräuchten hingegen noch ein paar Wochen.

Ein Mädchen hat den Korb voller Riesenschirmpilze. Der auch Parasol genannte Pilz schießt nach den Regentagen aus der Erde.
Ein Mädchen hat den Korb voller Riesenschirmpilze. Der auch Parasol genannte Pilz schießt nach den Regentagen aus der Erde.  © Imago/CHROMORANGE
Ein prächtiger Steinpilz - vor allem im Erzgebirge steht er schon in den Wäldern.
Ein prächtiger Steinpilz - vor allem im Erzgebirge steht er schon in den Wäldern.  © Ronny Küttner/photoron

Das Pilzjahr 2023 sei aufgrund des "idealen Wetters" der letzten Wochen vielversprechend, meint Expertin Aretz. "Allerdings muss es weiter feucht bleiben, sonst war es nur ein Schnellschuss ..."

Titelfoto: Norbert Neumann

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