Rollen bald Hunderte US-Panzer durch ganz Hessen?

Hessen - Die geplante militärische US-Großübung "Defender Europe 20" wird im kommenden Frühjahr womöglich auch in Hessen spürbar.

Mit der Aktion soll die umfangreiche Verlegung von Truppen aus den USA nach Polen und ins Baltikum geübt werden.
Mit der Aktion soll die umfangreiche Verlegung von Truppen aus den USA nach Polen und ins Baltikum geübt werden.  © dpa/AP/Mindaugas Kulbis

Mit Blick auf die vorgesehenen Transport-Routen könnten die Regionen Kassel, Gießen, Frankfurt, Wiesbaden sowie Bad Hersfeld und Darmstadt betroffen sein, heißt es in einer Antwort der Staatskanzlei in Wiesbaden auf eine Anfrage der Linke-Landtagsfraktion.

Für die Verlegung von Truppen-Teilen per Luft seien die Flughäfen Frankfurt und der US-Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim vorgesehen.

Ob der zuletzt aufgeflammte Konflikt zwischen den USA und dem Iran Auswirkungen auf die geplante Übung haben wird, ist unklar.

Alarmstart! Eurofighter fangen Russen-Aufklärer ab
Bundeswehr Alarmstart! Eurofighter fangen Russen-Aufklärer ab

Als "potenziell" betroffen von der Übung nannte die Staatskanzlei auch die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg sowie Bergstraße.

Der Bundeswehrstandort im nordhessischen Fritzlar sei als möglicher Rastplatz vorgesehen.

"Ob es Bewegungen durch Hessen geben wird oder ob Bundeswehr-Anlagen in Hessen genutzt werden, ist noch nicht abschließend entschieden", schränkte der Chef der Staatskanzlei Axel Wintermeyer ein.

Das US-Militär will mit "Defender Europe 20" die Verlegung von Truppen aus den USA nach Polen und ins Baltikum üben. Nach Angaben der US-Streitkräfte sollen 37.000 Soldaten teilnehmen. Geplant sei die umfangreichste Truppen-Verlegung aus den USA nach Europa in den vergangenen 25 Jahren. Ziel sei, die Einsatzbereitschaft innerhalb der Nato zu erhöhen und mögliche Gegner abzuschrecken, erklärte das US-Militär.

Deutschland wird logistische Drehscheibe bei der von den US-Streitkräften geführten Übung, an der sich insgesamt 19 Staaten beteiligen.

8600 Rad und 1100 Kettenfahrzeuge aus Nordamerika erwartet

37.000 Soldaten werden an der Übung beteiligt sein.
37.000 Soldaten werden an der Übung beteiligt sein.  © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Zwischen April und Mai werden die Truppen mit Unterstützung der Bundeswehr durch Deutschland geführt.

Die US-Truppen bringen ihr Gerät teils mit, teils lagert es bereits in Europa. Nach Angaben der Staatskanzlei werden unter anderem 8600 Radfahrzeuge und 1100 Kettenfahrzeuge aus Nordamerika eingeschifft oder eingeflogen.

"Defender Europe 20" werde in Europa deutlich sichtbar sein, erklärte die Bundeswehr auf ihrer Internetpräsenz.

Kampfhubschrauber der Bundeswehr im Tiefflug über Nordthüringen
Bundeswehr Kampfhubschrauber der Bundeswehr im Tiefflug über Nordthüringen

Unter den 37.000 Soldaten seien mehr als 20.000, die aus Kontinental-Amerika mitsamt Material und Fahrzeugen in Westeuropa ankommen und danach durch zehn Länder gen Osten fahren.

"Der Hauptverlegezeitraum der US-United States-Verbände in Europa reicht von Februar bis in den Mai 2020." Die etwa 4000 Kilometer lange Konvoi-Routen seien eine große Wegstrecke für eine Übung. Bereits 2019 sei unter anderem getestet worden, ob US-Panzer auf deutsche Tieflader passen.

In Hessen könnten die Truppen sowohl auf den Schienen als auch auf der Straße unterwegs sein, teilte die Staatskanzlei mit. Dies könnte zu vorübergehenden Verzögerungen führen.

"Straßen- als auch Schienentransporte werden weitgehend außerhalb der Hauptverkehrszeiten geplant, darüber hinaus wird dem zivilen Personen- und Güterverkehr Vorrang gewährt." Nach Aussage des europäischen Hauptquartiers der US-Armee werde es während der Osterfeiertage sowie in den Ferien keine Truppenbewegungen geben.

Kritik an der Übung kommt von der Linksfraktion: "Ob ein solches Säbelrasseln zu mehr Sicherheit beiträgt, darf bezweifelt werden", erklärte der Abgeordnete Jan Schalauske. "Im Gegenteil ist eher zu befürchten, dass durch solche Manöver die Kriegsgefahr in Europa wachsen könnte."

Titelfoto: dpa/AP/Mindaugas Kulbis

Mehr zum Thema Bundeswehr: