Scheußliche Tierquälerei! Pferd mit riesigen Hufen muss eingeschläfert werden

Lützen - Es sind Fotos, an deren Echtheit man im ersten Moment zweifeln mag. Doch sie sind echt, aufgenommen in einem Pferdestall in Lützen bei Leipzig. Eine Informantin hatte sich an Tierschutzdetektivin Judith Pein gewendet, die mit dem "hundkatzemaus"-Team von VOX zum Grundstück kam und Erschreckendes dokumentieren musste.

Tierschützer deckten eine scheußliche Tierquälerei in Lützen bei Leipzig auf.
Tierschützer deckten eine scheußliche Tierquälerei in Lützen bei Leipzig auf.  © Tierschutzdetektivin Judith Pein

Rein zufällig sei sie Anfang November an dem Stall vorbeigekommen und habe ein Wiehern gehört, berichtet Informantin Jasmin. "Ein Pferd stand, eines lag, das wieherte mich auch gleich an. Dann hab ich das dicke Bein vorn rechts gesehen. Und dann dachte ich, ich sehe nicht richtig. Ich krieg' jetzt noch total Gänsehaut."

Aus dem Stroh, auf dem das Pferd lag, ragten riesige gebogene Hufen des Vorderlaufs nach oben. "Ich habe geklingelt und unter einem Vorwand auf die Pferde angesprochen und wurde gleich abgewimmelt. Für mich war klar: Ich musste handeln!"

Judith Pein ließ sich das Grundstück zeigen und machte verdeckte Aufnahmen. "Das Stroh ist frisch, drumherum sieht alles gut aus und dann liegen da diese degenerierten Tiere und leiden. Das ist wie im Horrorfilm", so die Tierschützerin.

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Mit dem eindeutigen Beweismaterial fuhr sie zum zuständigen Veterinäramt des Burgenlandkreises nach Weißenfels. Für Pein stand fest: "Die Tiere müssen beschlagnahmt werden!" Aber sieht das die Behörde auch so?

Veterinäramt zögert nicht: "Sowas haben wir noch nie gesehen!"

Auf frischen Stroh liegt eine abgemagerte Stute in ihrem Stall. Ihre riesigen Hufen wurden womöglich bis zu zwei Jahre nicht mehr gepflegt, ein Laufen war unmöglich.
Auf frischen Stroh liegt eine abgemagerte Stute in ihrem Stall. Ihre riesigen Hufen wurden womöglich bis zu zwei Jahre nicht mehr gepflegt, ein Laufen war unmöglich.  © Tierschutzdetektivin Judith Pein

Nach Schilderung des Falls und Zeigen der Aufnahmen machte sich die Amtsleiterin und ein Tierarzt umgehend auf den Weg nach Lützen.

"Sie waren total schockiert und haben gesagt, dass sie sowas noch nie gesehen haben", berichtet Judith Pein, die bereits vor Ankunft der Amtsveterinäre wieder an dem Grundstück eingetroffen war.

Plötzlich kommt der Besitzer hinzu. Er beteuert, dass er nicht in Stall gehen könne, da die Pferde krank sind. Der Hufschmied habe ihn angeblich mehrfach versetzt, er habe eine längere Zeit im Rollstuhl gesessen und seine Frau sei blind. Alles keine Ausreden für Judith Pein, die dem älteren Mann nach dem schweren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ein Hilfsangebot unterbreiten will.

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Nach einer ersten Begutachtung kommen die Amtsleiterin und eine Tierärztin tags darauf erneut zu dem Pferdestall. Letztere bestätigt, dass es sich um zwei Stuten und einen Hengst handele, die gehalten werden. Während der Hengst in einem akzeptablen Gesamtzustand ist, zeigt die jüngere Stute Verhaltensstörungen und hat offene Kopfwunden, die die ältere Stute sei stark abgemagert, habe eine Sehnenentzündung und etwa 25 Zentimeter lange Hufen, die offensichtlich bis zu zwei Jahre lang nicht mehr gepflegt wurden.

Für Judith Pein war es "völlig unverständlich", dass die drei Tiere nicht sofort beschlagnahmt wurden. Allerdings sei ein Transport, vor allem der liegenden Stute, nicht möglich gewesen, teilte das Veterinäramt mit.

"Der Besitzer ist einsichtig und hat mich auch gefragt, ob ich danach für die regelmäßige Versorgung zur Verfügung stehe. Er will alle Kosten tragen, die auf ihn zukommen", so die Tierärztin.

Einige Wochen später folgt jedoch die traurige Nachricht: Die ältere, am Boden liegende Stute musste eingeschläfert werden. Dem Besitzer wurde ein Pferdehaltungsverbot erteilt und die beiden verbliebenen Tiere werden einer artgerechten Haltung überführt.

War der Besitzer schon einmal auffällig?

Judith Pein besuchte die überlebenden Pferde im Januar erneut. "Die Hufe sahen schon besser aus, es wird jedoch noch lange dauern, bis sie wieder richtig laufen können."

Ihren Informationen zufolge sei der Besitzer bereits vor mehreren Jahren wegen tierschutzrelevanter Missstände beim Veterinäramt auffällig geworden. "Warum wurde seine Haltung anschließend nicht kontrolliert?", fragt sich die Tierschutzdetektivin. "Die Pferde litten da schon seit Jahren. Es hätte einfach auffallen müssen!"

Für die ältere Stute kam jede Hilfe zu spät. Doch ohne Informantin Jasmin hätte wohl auch den beiden anderen Pferde eines Tages nicht mehr geholfen werden können.

Die Beiträge bei "hundkatzemaus" findet Ihr >>>hier in der Mediathek.

Tierschutzdetektivin Judith Pein, bekannt aus der VOX-Sendung "hundkatzemaus", brachte die grauenvollen Missstände an die Öffentlichkeit.
Tierschutzdetektivin Judith Pein, bekannt aus der VOX-Sendung "hundkatzemaus", brachte die grauenvollen Missstände an die Öffentlichkeit.  © Tierschutzdetektivin Judith Pein
In diesem Stall dürfen keine Pferde mehr gehalten werden.
In diesem Stall dürfen keine Pferde mehr gehalten werden.  © Tierschutzdetektivin Judith Pein

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