Skoda kracht in A4-Baustelle: War es der Spurhalte-Assistent?

Hohenstein-Ernstthal - Am Montagabend krachte es auf der A4 kurz vor der Anschlussstelle Hohenstein-Ernstthal (Landkreis Zwickau): Ein Skoda-Fahrer (60) bemerkte laut Polizei eine Baustelle zu spät und konnte nicht mehr rechtzeitig nach rechts ausweichen. Daraufhin fuhr er gegen sechs Warnbaken und kam dann an der Leitplanke zum Stehen. Was brachte ihn aus der Spur?

Der Skoda-Fahrer (60) krachte in einer Baustelle gegen mehrere Warnbaken.
Der Skoda-Fahrer (60) krachte in einer Baustelle gegen mehrere Warnbaken.  © Andreas Kretschel

Nach ersten Informationen vom Unfall-Ort könnte der Spurhalte-Assistent den Fahrer - trotz Ausweichversuch - möglicherweise auf die falsche Spur geführt haben.

Ein Szenario, das durchaus möglich ist, sagt Michael Schneider (56), Obermeister der Kfz-Innung Sachsen West/Chemnitz.

"In Baustellen kommt der Spurhalte-Assistent mit den Linien durcheinander." Das passiere insbesondere, wenn die weiße Markierung nicht unkenntlich gemacht wurde. Allerdings lasse sich immer problemlos gegenlenken.

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Zudem betont Schneider: Der Spurhalte-Assistent ist nur ein Hilfssystem. "Der Fahrer ist in der Verantwortung", so der Obermeister. "Man kann nicht sagen, das Auto macht das schon."

Gegen den Spurhalte-Assistenten zu lenken, gehe immer problemlos, sagt Michael Schneider (56), Obermeister der Kfz-Innung Sachsen West/Chemnitz.
Gegen den Spurhalte-Assistenten zu lenken, gehe immer problemlos, sagt Michael Schneider (56), Obermeister der Kfz-Innung Sachsen West/Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Ob sich der Skoda-Fahrer zu sehr auf die Technik verlassen hat, ist nicht klar. Immerhin hatte der 60-Jährige Glück im Unglück - er wurde bei dem Crash nur leicht verletzt.

Ein fetter Schaden von etwa 15.000 Euro macht allerdings den Wagen und auch den Spurhalte-Assistenten unbrauchbar.

Assistenten am Limit

Kommentar von Amélie Fromm

TAG24-Reporterin Amélie Fromm vertraut lieber auf ihre eigenen Kenntnisse und ihren Fiat 500 anstatt auf Fahrerassistenz-Systeme.
TAG24-Reporterin Amélie Fromm vertraut lieber auf ihre eigenen Kenntnisse und ihren Fiat 500 anstatt auf Fahrerassistenz-Systeme.  © Kristin Schmidt

Ich bin froh, dass mein Fiat 500 zu alt für Fahrerassistenz-Systeme ist. Ich habe die Technik bei einer Fahrt in einem mir fremden Auto erlebt und das hat mir gereicht. Mich haben die Systeme nur genervt.

Natürlich, am Ende ist das alles eine Frage der Gewohnheit. Wäre mein Auto moderner ausgestattet, würde ich Spurhalte- und Totwinkelassistent sowie Einparkhilfe sicherlich nicht mehr missen wollen. Aber wird man durch die Helfer nicht nachlässig?

Ich kann mir vorstellen, mit der Dauer verlässt sich der Autofahrer zu sehr auf seine Assistenten. Sie sind einfach zu komfortabel.

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Doch die Technik kann versagen. Die Einparkhilfe übersieht kleine Hindernisse. Der Spurhalte-Assistent ist bei unklaren Baustellenmarkierungen verwirrt. Zudem können die Sensoren nie die Situation als Ganzes erfassen und die Handlungen des Fahrers verstehen.

So nützlich sie sind, Assistenzsysteme können das eigene Denken und die eigene Aufmerksamkeit im Straßenverkehr nicht ersetzen. Schlussendlich trägt der Fahrer hinterm Steuer die Verantwortung - für sich und andere.

Titelfoto: Andreas Kretschel

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