Deutsche Bahn unter Zugzwang: FlixTrain startet größtes privates Bahnnetz der BRD-Geschichte

München - Vor etwa fünf Jahren trat FlixTrain in Deutschland in den Schienen-Personenfernverkehr ein. Jetzt könnte das Privatunternehmen zur größten Konkurrenz der Deutschen Bahn werden.

Mit dem FlixTrain kommt man für 40 Euro von München nach Hamburg. Die zeitgleich startende Deutsche Bahnverbindung kostet das Dreifache - kommt aber etwa fünf Stunden eher an.
Mit dem FlixTrain kommt man für 40 Euro von München nach Hamburg. Die zeitgleich startende Deutsche Bahnverbindung kostet das Dreifache - kommt aber etwa fünf Stunden eher an.  © Daniel Reinhardt/dpa

"In den kommenden Wochen startet FlixTrain insgesamt drei neue Linien und schließt damit nicht nur ein Dutzend neue Halte an das erste private Fernzugnetz Deutschlands an, sondern fährt auch erstmals grenzüberschreitend nach Basel in die Schweiz", teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Für die Kunden mag es wie ein Service-Ausbau klingen. Doch es wirkt fast wie eine Kampfansage an den Platzhirsch im Mobilitäts- und Transportwesen dieses Landes.

Vor allem, was die Preispolitik angeht. Für weniger als 10 Euro könne man bereits ab kommender Woche von Stuttgart nach Hamburg reisen. Oder ab Juni von Berlin nach Basel.

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Da dürfte die Anfahrt zu einem der 70 FlixTrain-Haltestellen fast das teuerste sein. Dass das Unternehmen gerade jetzt mit diesem Angebot kommt, dürfte kein Zufall sein.

Denn zeitlich legt man sich direkt auch mit einem Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung an: dem 9-Euro-Ticket.

"Im Sommer drohen durch das unausgereifte 9-Euro-Ticket komplett überfüllte Züge in ganz Deutschland. Bei uns hat jeder einen Sitzplatz, kann bequem das Gepäck verstauen und muss nicht umsteigen – egal, ob man zur Arbeit, in den Urlaub oder zur Familie unterwegs ist", verspricht Geschäftsführer André Schwämmlein.

Fixpreis bei FlixTrain, Tarif-Dschungel bei der Deutschen Bahn

Nach der Erweiterung des Angebots können 70 Bahnhöfe mit dem FlixTrain erreicht werden. In vielen Fällen spürbar billiger als bei der Deutschen Bahn - aber nicht immer.
Nach der Erweiterung des Angebots können 70 Bahnhöfe mit dem FlixTrain erreicht werden. In vielen Fällen spürbar billiger als bei der Deutschen Bahn - aber nicht immer.  © Paul Zinken/dpa

Er ist Mitgründer und CEO von Flix. "Wenn man Menschen dauerhaft für nachhaltiges Reisen begeistern möchte, braucht man ein attraktives Angebot im öffentlichen Verkehr – keine kurzfristigen Rabattaktionen. Deshalb erweitern wir unser Angebot trotz staatlich kurzfristig subventionierter Billigtickets."

"Trotz"? Oder gerade aus diesem Grund? Fakt ist, dass es preislich für die Fahrgäste deutlich attraktiver sein könnte.

Jedoch lohnt es sich dennoch, zu vergleichen. Frühzeitig für Mitte Juni als reines Beispiel geplant, kostet das billigste Ticket für den FlixTrain auf der Strecke München - Hamburg knapp 40 Euro.

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Die gleiche Strecke gibt es - wenn auch erst in den Abendstunden - bei der Deutschen Bahn bereits für knapp 28 Euro. Allerdings mit zwei Stunden mitternächtlichem Aufenthalt am Kölner Hauptbahnhof. Muss man mögen.

Vergleicht man die Preise, wenn man etwa zur gleichen Uhrzeit starten möchte (In diesem Fall zwischen 7.45 Uhr und 8 Uhr), bleibt FlixTrain unverändert bei knapp 40 Euro. Der Preis für das Ticket der DB hingegen steigt um mehr als das Vierfache, auf 119 Euro. Dafür sitzt man aber keine gut elf, sondern nur knapp sechseinhalb Stunden im Waggon.

Es lohnt sich also, sich frühzeitig bewusst zu machen, was für einen selbst das Beste und unterm Strich Sinnvollste wäre. Preislich liegt der Newcomer jedoch häufig vorne.

Das Unternehmen FlixTrain wirbt auf seiner Homepage mit dem Slogan "Bahnbrechend günstig". Auch diese Aussage scheint mehr als nur ein Wortspiel zu sein.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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