Nach Entführung einer Schülerin: Ein Dorf in Angst, Eltern in Aufruhr

Mülsen - Ein Dorf in Angst: Nach der Entführung der Schülerin Marie (13, Name geändert) im Ortsteil St. Jacob machen sich viele Eltern nun um die Sicherheit ihrer Kinder Sorgen - sie fahren ihren Nachwuchs zum Unterricht, damit auf dem Schulweg nichts passieren kann.

Der Mann hatte das Mädchen auf der St. Jacober Nebenstraße gepackt und in einen Transporter gezerrt.
Der Mann hatte das Mädchen auf der St. Jacober Nebenstraße gepackt und in einen Transporter gezerrt.  © Maik Börner

Rückblick: Donnerstag, gegen 6.30 Uhr, hatte ein Unbekannter Marie in der St. Jacober Nebenstraße in einen weißen Transporter gezerrt, war mit ihr vier Kilometer Richtung Lichtenstein gefahren, um sie nahe der Alberthöhe aus dem Wagen zu ziehen - Marie konnte sich losreißen, flüchten und den Notruf wählen (TAG24 berichtete).

Die Zwickauerin Claudia Chirol (42) und Tochter Estelle (11) fühlen sich seitdem "nicht mehr sicher". Die Mutter bringt ihre Tochter, die sonst allein mit dem Bus nach Mülsen unterwegs ist, nun täglich zur Schule. Estelle trägt zudem einen Alarmknopf.

Seit der Entführung begrüßt Schulhausmeister Frank Klinger (55) etwa 30 Prozent mehr Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren. Er versteht die Sorgen: "Wir waren ein schönes und ruhiges Dorf. Jetzt ist jeder aufgewühlt, alles ist durcheinandergeraten." Kita-Erzieherin Ramona Barth (59) kann die Angst im Ort bestätigen: "Die Eltern warnen sich gegenseitig. Die Leute sind ängstlich."

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In einer Bäckerei in Mülsen sind die Kunden aufgebracht, wollen, dass der Kinderfänger schnell geschnappt wird. "Alle halten jetzt die Augen auf. Wir sind nervös, achten auf jeden Transporter und jeden fremden Mann", sagt Verkäuferin Mandy Möbius (38). Ihre Kundin Annett Krause (48) schimpft: "Ich habe so eine Wut auf diesen Täter."

Uwe Schädlich (60), Direktor der Jakobus-Oberschule, ringt indes um den Schulfrieden. Eine Psychologin spricht diese Woche mit den verängstigten Schülerinnen, betreut sie nach dem Schock. Während die Kripo den Täter jagt und Dutzende Zeugen-Hinweise prüft, will der Schulleiter den Fall mit Lehrern und Schülern aufarbeiten, denn "wir müssen bald wieder zum normalen Schulleben zurückkehren".

Polizei sucht mit Phantombild nach Entführer

Phantombild des Verdächtigen.
Phantombild des Verdächtigen.  © Polizei

Der mutmaßliche Täter wird so beschrieben:

  • zwischen 20 und 30 Jahre alt
  • schlank, gepflegtes Äußeres
  • 1,70 Meter bis 1,75 Meter groß
  • kurze blonde Haare, an einer Seite auf zwei bis drei Millimeter abrasiert
  • trug ein dunkles Basecap mit Nike-Symbol, ein olivgrünes Kapuzenshirt, eine schwarze Jogging-Hose und schwarze Adidas-Sportschuhe mit grauen Streifen.

Der Mann sagte während der Tat kein Wort. Dadurch ist es sehr schwer ihn einer bestimmten Region zuzuordnen.

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Der Kleintransporter sah so aus:

  • weißer Lack
  • keine Aufkleber oder Aufschriften
  • geschlossener Kasten ohne Fenster
  • zweiflüglige Hecktüren
  • verschmutzter Ladebereich

Die Polizei sucht unter Telefon 0375/4284480 weiterhin Zeugen.

Claudia Chirol (42) hat Angst um Tochter Estelle (11) und fährt sie vorsichtshalber zur Schule.
Claudia Chirol (42) hat Angst um Tochter Estelle (11) und fährt sie vorsichtshalber zur Schule.  © Maik Börner
Annett Krause (48) ist wütend auf den Kindesentführer.
Annett Krause (48) ist wütend auf den Kindesentführer.  © Maik Börner
Schulleiter Uwe Schädlich (60).
Schulleiter Uwe Schädlich (60).  © privat
Schulhausmeister Frank Klinger (55): "Im Dorf ist jeder aufgewühlt."
Schulhausmeister Frank Klinger (55): "Im Dorf ist jeder aufgewühlt."  © Maik Börner

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