Anstieg von Kinder- und Jugendgewalt in NRW: Partei fordert "Bootcamps" für Straftäter
Von Frank Christiansen, Jonas Reihl
Düsseldorf - Der Anstieg der Kinder- und Jugendgewalt beschäftigt den Landtag in NRW. In der Debatte um Gegenmaßnahmen hat die FDP einen besonderen Vorschlag gemacht.
Deren Abgeordneter Marcel Hafke (43) sprach sich am Mittwoch nämlich für "Letzte-Chance-Programme" aus, die man auch "Bootcamps" nennen könne. Außerdem: "Wenn ein Kind mehrfach straffällig wird, sollten auch die Eltern Konsequenzen erfahren."
CDU-Innenpolitiker Gregor Golland (50) betonte hingegen: "Nordrhein-Westfalen schaut nicht weg, sondern handelt!" Deswegen habe die Landesregierung die in der vergangenen Woche vorgestellte Studie der Uni Köln in Auftrag gegeben. Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen nehme demnach besonders bei Mädchen und Mehrfachtätern zu.
Zudem verwies er auf das Programm "Kurve kriegen" für jugendliche Intensivtäter. Den Versäumnissen in vielen Elternhäusern begegne man zudem mit der neuen Initiative "Miteinander stark sicher – gemeinsam für eine gewaltfreie Schule", die Schul- und Innenministerium zusammen gestartet haben. In der Pilotphase beteiligten sich 20 Schulen in zehn Kreispolizeibehörden.
"Es kann und darf nicht sein, dass Gewalttaten von Zwölf- oder 13-Jährigen ohne Sanktionen und Konsequenzen bleiben", sagte Golland außerdem. Mehrfach- und Intensivtätern müssten zudem schneller und deutlicher Grenzen aufgezeigt werden. "Die Bewährung auf Bewährung ist weder sinnvoll noch vermittelbar."
SPD sieht Absenkung der Strafmündigkeit kritisch
Für die SPD kritisierte Christina Kampmann (45), die Absenkung der Strafmündigkeit habe laut Forschung keinen nennenswerten Nutzen und werde auch von den Kölner Forschern nicht empfohlen.
Für den Anstieg der Jugendgewalt seien familiäre und psychische Belastungen verantwortlich. So komme es wieder vermehrt zu Gewalt durch die Eltern. Zudem sei erschreckend, wie viel Gewalt Kinder und Jugendliche durch Social Media konsumieren.
Kampmann sprach sich daher für eine bessere Ausstattung der Jugendhilfe und für die Unterstützung von Schulen mit Gewaltproblem aus. Eine Studie aus London zeige, dass das Schließen von Jugendzentren im Zuge von Sparpolitik einen Anstieg der Jugendkriminalität um 14 Prozent zur Folge hatte.
Thomas Röckemann (60, AfD) sagte, der Landesregierung sei das Problem entglitten. Wenn Kinder davon ausgehen könnten, das sogar Tötungsdelikte straffrei bleiben, verstünden sie dies als Einladung. Die jugendlichen Intensivtäter hätten zudem überproportional oft einen Migrationshintergrund.
Titelfoto: Oliver Berg/dpa

