Weil Putin es so will? "Lächerlicher" Prozess gegen Karnevalswagenbauer beginnt

Von Ulf Mauder

Moskau/Düsseldorf - Die russische Justiz hat in dem umstrittenen Strafverfahren gegen den deutschen Bildhauer Jacques Tilly (62) wegen seiner Karnevalswagen mit Abbildungen von Kremlchef Wladimir Putin (73) den ersten öffentlichen Prozesstermin für nächsten Dienstag angesetzt.

Der Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly (62) wird beim Prozess in Moskau nicht anwesend sein.
Der Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly (62) wird beim Prozess in Moskau nicht anwesend sein.  © Oliver Berg/dpa

In der Sache beginne das Verfahren am 30. Dezember, 9.30 Uhr (7.30 Uhr MEZ), teilte das Gericht in Moskau mit. Der Prozess läuft in Abwesenheit des Angeklagten.

Demnach muss sich Tilly wegen Verunglimpfung der russischen Armee verantworten. Nach russischem Gesetz drohen dafür eine Geldstrafe oder Freiheitsentzug bis zu 10 Jahren.

Eingereicht wurde der Fall laut Gericht am 15. Dezember, die erste nicht öffentliche Voranhörung in dem Strafverfahren lief am Mittwochmorgen. Nähere Angaben machte eine Gerichtssprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Moskau nicht.

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Nach solchen Anschuldigungen sind in Russland schon viele Kriegsgegner der von Putin befohlenen Invasion der Ukraine verurteilt worden. Die Entscheidungen stehen international als Unrechtsurteil der russischen Willkürjustiz in der Kritik.

Tilly bezeichnet Verfahren als lächerlich

Russland wirft dem Bildhauer vor, Fakes über die russische Armee verbreitet zu haben.
Russland wirft dem Bildhauer vor, Fakes über die russische Armee verbreitet zu haben.  © Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/dpa

Tilly wird laut Anklage vorgeworfen, Fakes über die russische Armee verbreitet zu haben, weil seine Werke eine Beleidigung für Putin als Oberbefehlshaber in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine seien, hatte das Portal "Ostoroschno Nowosti" berichtet. Tilly werde beschuldigt, aus eigennützigen Motiven und aus politischem Hass Falschdarstellungen über die Armee verbreitet zu haben.

Nach Bekanntwerden des Gerichtsverfahrens hatte Tilly der Deutschen Presse-Agentur gesagt: "Humor tut anscheinend doch weh." Das Verfahren sei lächerlich, denn er habe die russische Armee nie erwähnt, wohl aber umso öfter den Despoten Putin.

Tilly ist ein deutscher Bildhauer und Karnevalswagenbauer, der vor allem für seine bissig-satirischen Mottowagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug bekannt ist.

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Seine Motive erscheinen in den Tagen nach Karneval regelmäßig auf Titelseiten der deutschen und internationalen Presse. Bereits mehrfach waren die Mottowagen Putin gewidmet.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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