Von Frank Christiansen und Alina Eultgem
Düsseldorf - Seit rekordverdächtigen vier Jahren ist keinem Häftling in NRW ein klassischer Gefängnisausbruch aus dem geschlossenen Strafvollzug geglückt.
Der letzte Ausbruch liegt schon eine Weile zurück: Am 2. Juni 2021 konnte ein Häftling aus der JVA Bielefeld-Brackwede entwischen. Danach wurde es ruhig.
"Tatsächlich haben wir aktuell den längsten Zeitraum ohne Ausbruch aus dem geschlossenen Vollzug. Daten liegen seit 1979 vor", berichtete Sprecher Maurits Steinebach gegenüber der dpa.
Dies sei insbesondere besserer Sicherheitsorganisation und besserer Sicherheitstechnik in den Anstalten zu verdanken.
Anders sieht es im offenen Vollzug aus: Dort sind die Sicherheitsvorkehrungen lockerer. Aber auch hier geht die Zahl der sogenannten "unerlaubten Ausflüge" zurück: Im letzten Jahr gab es noch 120 solcher Fälle, im Jahr davor 198.
Fälle im Juni keine Ausbrüche
Die Fälle von geflüchteten Straftätern im Juni waren streng genommen keine echten Gefängnisausbrüche. In einem Fall nutzte ein Mann einen begleiteten Freigang in Köln, um seinen Bewachern zu entwischen. Er saß allerdings nicht im Gefängnis, sondern war in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht.
Und auch bei der Flucht aus der JVA Bielefeld-Senne war's offiziell kein Ausbruch, sondern eine sogenannte "Entweichung", weil es sich um eine Einrichtung des offenen Vollzugs handelt.
Das erfreuliche Fazit: Gefängnisausbrüche sind selten geworden. Zahlen wie in den 1990er Jahren würden heute jeden Justizminister in Bedrängnis bringen. So brachen 1991 in einem Jahr in NRW 45 Gefangene aus, 1993 waren es 41 und 1994 immerhin 43 Gefangene.
Bessere Technik und Organisation, aber auch verbesserte Haftbedingungen sorgten dann dafür, dass schon in den Jahren 2004 und 2006 keinem einzigen Gefangenen ein Ausbruch gelang.