Herrchen bewusst täuschen: Können Hunde lügen?

Deutschland - Das Wohnzimmer ist ein Chaos, die Kissen sind zerfetzt und Fiffi sitzt da mit treudoofem Dackelblick. Lügt mein Hund mich etwa gerade an?

Aber Moment mal. Können Hunde uns überhaupt belügen? Wenn man nach einer Schweizer Studie geht, lautet die Antwort: ja und nein!

Schweizer Forscher bestätigen: Hunde können bewusst täuschen

Wenns ums Futter geht, greifen Hunde schon mal zu einer List.
Wenns ums Futter geht, greifen Hunde schon mal zu einer List.  © Unsplash/Gavasinder Singh

Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2017 konnte bestätigen, dass Hunde ihr Verhalten bewusst ändern können, um uns zu täuschen.

Die Ergebnisse sind deshalb so überraschend, da Lügen eine gewisse Intelligenz und bestimmte kognitive Fähigkeiten voraussetzen. Bisher wurde das Lügen nur bei Menschen und Menschenaffen nachgewiesen. Aber es gibt auch andere Tierarten wie etwa Schwalben, die ihre Artgenossen zum eigenen Wohl täuschen.

Bis vor wenigen Jahren fehlten allerdings die benötigten Forschungen, um Hunde ebenfalls auf die Liste jener Tiere setzen zu können, die zum "Lügen" fähig sind. Eine Wissenschaftlerin der Universität in Zürich brachte mit ihren Experimenten an Hunden Licht ins Dunkel.

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Die Ergebnisse der Studie wurden 2017 in dem Fachjournal Animal Cognition veröffentlicht und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Hunde sind in der Lage, aus strategischen Gründen zu lügen
  • Hunde lügen nicht, um Menschen oder Artgenossen Emotionen vorzutäuschen
  • Hunde sind sich ihrer Lügen nicht bewusst
Und nicht nur das: Die taktischen Täuschungsmanöver wurden im Versuch bei vielen Hunden bereits innerhalb kurzer Zeit angewendet. Das heißt, die Hunde begriffen schnell, wann es für sie von Vorteil war zu lügen und wann nicht.

Hunde sind sich der Täuschung nicht bewusst

Hunde finden nichts Schlimmes daran, ihre Menschen zu täuschen.
Hunde finden nichts Schlimmes daran, ihre Menschen zu täuschen.  © Unsplash/Braedon McLeod

Hunde wissen nicht, dass sie ihre Artgenossen oder Menschen täuschen, da sie keine Moralvorstellung haben. Das heißt, für sie ist nur der Erfolg entscheidend.

Der kann darin bestehen, ein Leckerli mehr zu erhalten, den begehrten Platz auf der Couch zu ergattern oder heimlich den Futternapf des Artgenossen zu leeren.

Sein Verhalten ist für den Hund weder gut noch böse.

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Mit diesem Verhalten ähneln sie stark Kleinkindern. Auch sie sind sich der Auswirkungen ihrer Lügen auf andere nicht bewusst.

Es geht einzig darum, selbst einen Vorteil zu erhalten, für ein bestimmtes Verhalten nicht bestraft zu werden oder verbotene Handlungen unentdeckt durchführen zu können.

Die führende Autorin der Studie, Marianne Heberlein meinte in einem Gespräch mit Broadly (jetzt VICE): "Ein Hund ist und bleibt ein loyaler, liebenswerter Begleiter. Die Studie zeigt aber auch, dass Hunde genau wie andere Tiere versuchen, ihren eigenen Vorteil zu steigern. Sie scheinen zu wissen, was sie wollen und können Menschen so manipulieren, dass sie ihr Ziel auch erreichen."

Fazit: Hunde lügen nicht aus den gleichen Motiven wie Menschen

Hunde können keine Zuneigung vortäuschen - zum Glück!
Hunde können keine Zuneigung vortäuschen - zum Glück!  © 123RF/ iakovenko

So viel steht fest: Hunde sind in der Lage, ihre Artgenossen, aber auch Menschen bewusst zu täuschen, wenn sie sich davon einen Vorteil versprechen.

Schließlich zeigen die Erfahrungen, dass gute Täuschungsmanöver in der Tierwelt das eigene Leben erleichtern oder sogar retten können.

Allerdings ist dies nicht einfach mit dem menschlichen "Belügen" gleichzusetzen.

Während Menschen vor allem verbal lügen, also ihrem Gegenüber bewusst Unwahrheiten auftischen, täuschen Hunde mit ihrer Mimik, Gestik und Körpersprache. Das Ganze geschieht nonverbal und ohne böse Hintergedanken. Vielmehr spielt der Selbsterhaltungstrieb eine große Rolle.

"Glaub mir, ich hab noch nichts zu Fressen bekommen. Wirklich!"
"Glaub mir, ich hab noch nichts zu Fressen bekommen. Wirklich!"  © 123RF/belchonock

Wenn Dein Hund also freudig Schwanz wedelnd neben seinem Napf sitzt und auf seine zweite(!) Essensportion wartet, dann kannst Du davon ausgehen, dass Dein Vierbeiner Dich gerade manipuliert - zumindest aber meint er es nicht böse.

Titelfoto: 123RF/iakovenko

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