Katze mit kurzen Beinen: Sind diese Katzenrassen eine Qualzucht?
Tierschützer sprechen sich gegen die Zucht von Katzen mit kurzen Beinen aus. Zwar kommt es in der Natur vor, dass Tiere veränderte Merkmale aufweisen, manche Züchter möchten diese Mutationen aber ganz gezielt hervorrufen, um Profit daraus zu schlagen. Doch welche gesundheitlichen Aspekte beeinträchtigen eine Katze mit kurzen Beinen?

Katzen mit kurzen Beinen werden von Tierschützern als Qualzucht betrachtet. Unter dem Begriff "Qualzucht" wird die Zucht von Tieren bezeichnet, durch die Schmerzen, Fehlbildungen und andere gesundheitliche Schäden aus wirtschaftlichen Gründen in Kauf genommen werden.
Oftmals sind diese Katzen gerade aufgrund ihrer Genmutationen bei vielen besonders beliebt. Katzen mit kurzen Beinen wirken niedlich und tapsig. Tierschützer raten jedoch dringend vom Kauf solcher Katzen ab und fordern ein Verbot für die Zucht.
Eine bekannte Katzenrasse, die kurze Beine hat, ist z. B. die Munchkin. Hierbei handelt es sich zwar um eine in Deutschland nicht anerkannte Rasse, doch die Zucht ist dennoch erlaubt.
Welche Katzen mit kurzen Beinen gezüchtet werden und welche gesundheitlichen Aspekte dabei zu bedenken sind, erfährst Du im Folgenden.
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Was versteht man unter Zwergenwuchs bei Katzen?
Der genetische Defekt der Kurzbeinigkeit wird als Zwergenwuchs bezeichnet und ist auf die Krankheiten "Osteochondrodysplasie" "Hypophysenzwergwuchs" und "selektiven Zwergenwuchs" zurückzuführen.
- Osteochondrodysplasie bezeichnet einen Mangel an Knochenwachstum und führt zu Skelettdeformationen.
- Hypophysenzwergwuchs ensteht, wenn nicht genug Wachstumshormone produziert werden. Oftmals leiden diese Kätzchen unter der Bildung von Zysten, Tumoren oder einer Infektion, was die Bildung von Wachstumshormonen behindert.
- Selektiver Zwergenwuchs wird von Züchtern absichtlich hervorgerufen, um das Zuchtmerkmal der Kurzbeinigkeit zu erhalten. Obwohl die Zucht von zwergenwüchsigen Katzen als ethisch verwerflich betrachtet wird, hat die TICA (The International Cat Association) bereits 1994 die Zwergkatze als Rasse anerkannt.

Warum gelten Katzen mit kurzen Beinen als Qualzucht?
Tierschützer merken an, dass Katzen mit kurzen Beinen unter gesundheitlichen Defiziten leiden. Folgende potenzielle gesundheitliche Probleme könnten eine Katze mit kurzen Beinen betreffen:
- Defizite in der Fortbewegung: Eine solche Katze könnte in ihrer Fortbewegung, etwa beim Laufen, Klettern und Springen eingeschränkt sein.
- Rückenprobleme: Die verkürzten Beine und die dennoch längere Wirbelsäule können zu Rückenproblemen führen - z. B. in Form von Wirbelsäulenverkrümmung oder Bandscheibenvorfällen.
- Gelenkprobleme: Insbesondere im Hüftbereich und an den Knien könnte eine Katze mit kurzen Beinen unter Gelenkproblemen leiden.
Häufig haben solche Katzen auch weitere Genmutationen, wie z. B. eine verkürzte Nase oder abgesenkte Ohren, die zu weiteren gesundheitlichen Defiziten führen können.
Die Zucht von Katzen mit kurzen Beinen ist aufgrund der möglichen gesundheitlichen Probleme daher ethisch fragwürdig. Viele Züchter weisen darauf hin, dass sie bei ihrer Zucht versuchen das Risiko für die Probleme gering zu halten. Dennoch kann nicht garantiert werden, dass durch die Zucht kein Tierleid entsteht.
Auch, wenn nicht jede Katze mit kurzen Beinen unter den genannten Problemen leidet, kann die weitere Zucht das Defizit verstärken und so das Risiko für die gesundheitlichen Probleme erhöhen.
Welche Katzen mit kurzen Beinen gibt es?
Die folgenden sieben Katzenrassen fallen unter anderem wegen ihrer besonders kurzen Beine auf.
1. Scottish Fold

Die Scottish Fold, auch Faltohrenkatze, ist eine Katze mit kurzen Beinen, die aber vor allem durch ihre abgeknickten Ohren auffällt.
Die charakteristischen Faltohren sind das Resultat einer Genmutation, durch die der Knorpel der Ohren verkümmert. Diese Erbkrankheit wird als Osteochondrodysplasie, kurz OCD, bezeichnet. Verantwortlich dafür ist das Gen SFOCD, das jede Scottish Fold in sich trägt.
Da Katzen auch über ihre Ohrenstellung miteinander kommunizieren sind die Faltohrkatzen hier deutlich eingeschränkt. Zudem können Schallwellen schlechter wahrgenommen werden.
Laut einer Umfrage der Website scottish-fold-kittens.info leiden mehr als 35 Prozent der Faltohrenkatzen an gesundheitlichen Defiziten in Verbindung mit OCD.
2. Munchkin

Die Munchkin stammt aus einer Zucht aus den USA und ist ebenfalls eine Katze mit kurzen Beinen. Ihren Namen hat die Munchkin aus dem Kinderbuch "Der Zauberer von Oz". Wegen ihrer kurzen Beine wird die Munchkin auch der Dackel unter den Katzen genannt.
Der Grund für die kurzen Beine geht auf die Mutation namens "Hypophysenzwergwuchs" zurück. Die Erbkrankheit basiert auf Kleinwüchsigkeit und verursacht häufig gesundheitliche Beschwerden wie Übergewicht, Entzündungen an den Gelenken (Arthritis) und die Abnahme der schützenden Knorpelschicht in den Gelenken (Arthrose).
Die Lebenserwartung von Munchkin-Katzen ist in Anbetracht der gesundheitlichen Risiken mit 12 bis 15 Jahren geringer als die von anderen Katzenrassen.
Tierschützer bezeichnen auch diese Katzenrasse als Qualzucht und fordern deshalb ein Verbot der Zucht von Munchkin-Katzen.
3. Cymric

Eine weitere Katze mit kurzen Beinen ist die Cymric. Bei dieser Katzenrasse sind die Vorderpfoten deutlich kürzer als die Hinterbeine.
Einige Cymric-Katzen werden ohne Schwanz geboren - die sogenannten "Rumpies". Andere mit einem Stummelschwanz, die "Stumpies" genannt werden. Solche Tiere, die ihren Stummelschwanz hochheben können, werden als "Rumpy Risers" bezeichnet. Es gibt auch Cymrics, die mit Schwanz zur Welt kommen.
Der Stummelschwanz wird durch ein Gen verursacht. Das deformierte Rückgrat der Cymrics und die unterschiedlich langen Beine führen zu einem hoppelnden Gang der Tiere.
Auch leiden Cymrics häufig an zusammengewachsenen Wirbeln sowie Blasen- und Darmstörungen. Zudem sind sie in ihrer Kommunikation eingeschränkt, da sich Katzen über ihren Schwanz mit anderen Artgenossen verständigen.
Der Schwanz, dient Katzen aber auch zum Balancieren beim Klettern, Laufen und Springen. Daher erfahren Cymric Katzen auch hierbei Defizite.
4. Manx

Auch die Manx hat kurze Beine und ist von dem Phänomen der Schwanzlosigkeit betroffen und wird als Qualzucht eingestuft.
Es ist dasselbe Gen, das den Stummelschwanz bei der Cymric verursacht. Die Genmutation wird als "Manx-Syndrom" bezeichnet und führt zu Missbildungen an der Wirbelsäule.
Einige Manx-Katzen leiden unter Arthritis und haben Probleme mit der Beckenmuskulatur, wodurch Inkontinenz bedingt wird.
Auch Fisteln an Darm und den Geschlechtsorganen können bei der Manx auftreten. An der Stelle des Schwanzes ist sie sehr berührungsempfindlich, da sich hier Nervenenden befinden.
Die Manx ist durch die Schwanzlosigkeit, wie die Cymric, in ihrer Bewegung stark eingeschränkt. Übergewicht ist häufig die Folge.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass man eine Manx-Katze nicht zu viel füttert.
5. Exotische Kurzhaarkatze

Die Exotische Kurzhaarkatze ging aus der Kreuzung einer Amerikanischen Kurzhaarkatze und einer Perserkatze hervor. Gesundheitliche Probleme ergeben sich bei der Exotischen Kurzhaarkatze nicht nur durch ihre kurzen Beine.
Ihre Ähnlichkeit zu den Perserkatzen zeigt sich auch durch den runden Kopf und das flache Gesicht mit der kurzen Nase. Daraus resultieren oftmals Fehlstellungen des Kiefers und Atemprobleme.
Die verkürzten Tränenkanäle an den Augen führen dazu, dass die Augen stark tränen, wodurch Hautausschläge im Gesicht entstehen.
Hinzu kommt, dass Exotische Kurzhaarkatzen ein Gen haben, dass Zysten an den Nieren verursacht. Die Krankheit ist als "Polyzystische Nierenerkrankungen (PKD)" bekannt.
Aufgrund der vielen gesundheitlichen Probleme gilt auch die Exotische Kurzhaarkatze als Qualzucht.
6. Perserkatze

Die Perserkatze ist eine beliebte Katzenrasse. Sie zeichnet sich durch ein friedliches Wesen aus, ist sehr anhänglich und verschmust. Durch Überzüchtung sind viele Perser jedoch von gesundheitlichen Problemen betroffen.
Charakteristisch für die Perserkatze sind ihr stämmiger Körper mit den kurzen Beinen, ihr langes Fell, ihr runder Kopf und ihr flaches Gesicht.
Häufig leiden Perserkatzen an chronischen Augenerkrankungen, die zu offenen Stellen im Gesicht führen. Durch Zahnfehlstellungen haben die Tiere oft Probleme beim Essen und Trinken.
Züchter versuchen deshalb Perserkatzen mit längeren Nasen zu züchten. Außerdem sollten Züchter ein PKD-Zertifikat vorweisen können, damit Käufer die Polyzystische Nierenerkrankung ausschließen können.
7. Bambinokatze
Zuchtziel bei der Bambinokatze ist eine Nacktkatze mit kurzen Beinen. Die Rasse wurde erstmals 2005 von dem amerikanischen Paar Pat und Stephanie Osborne aus einer Munchkin und einer Sphynx gekreuzt.
Seit 2015 wird sie international als eigene Rasse anerkannt. Sie tauften die Rasse aufgrund ihrer kurzen Beine auf den italienischen Namen "Bambino", der übersetzt Baby bedeutet.
Die Sphynx gilt nur dann als Qualzucht, wenn sie ohne Tasthaare (Vibrisse) gezüchtet wird, die sie zur Orientierung braucht. Die Munchkin hingegen wird wegen ihrer deutlichen Bewegungseinschränkungen als Qualzucht bezeichnet.
Fazit: Katzen mit kurzen Beinen sollten nicht gezüchtet werden
Eine Katze mit kurzen Beinen mag niedlich erscheinen, doch aufgrund ihrer eingeschränkten Beweglichkeit ist die Zucht solcher Katzenrassen ethisch nicht vertretbar. Tierschützer raten dringend von dem Kauf von Katzenrassen, die als Qualzucht gelten, ab.
Wenn Du dennoch eine Katze mit kurzen Beinen kaufen möchtest, dann solltest Du Dich am besten an ein Tierheim wenden und einer geretteten kleinwüchsigen Katze ein liebevolles Zuhause geben.
Titelfoto: 123rf/xolodan