Das seltenste Tier der Welt: Die geheimnisvolle Saola

Die Saola (Pseudoryx nghetinhensis) gilt als das seltenste Tier der Welt. Der weltweite Bestand ist nicht bekannt. Experten schätzen, dass höchstens 250 Exemplare existieren. Beheimatet sind die Tiere in Vietnam und Laos.

Das seltenste Tier der Welt, das Waldrind Saola, bekommt man kaum vor die Linse.
Das seltenste Tier der Welt, das Waldrind Saola, bekommt man kaum vor die Linse.  © WWF World Wide Fund For Nature/DPA

Die Saola ist als das "Einhorn Asiens" bekannt, denn sie ist extrem selten. Doch Saolas gibt es wirklich. Die Waldrinder leben in den Regenwäldern von Vietnam und Laos. Saolas sind so scheu, dass Naturforscher und Jäger sie fast nie zu Gesicht bekommen.

Erstmals wurde die Saola 1992 im Vu-Quang-Nationalpark im Nordwesten Vietnams entdeckt. 1996 konnte ein Tier in Laos gefangen und fotografiert werden. Danach dauerte es 14 Jahre, bis eine weitere Saola in der laotischen Provinz gesichtet wurde.

Zuletzt wurde 2013 eine frei lebende Saola in Vietnam fotografiert.

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Saola im Porträt: Was über das seltenste Tier der Welt bekannt ist

Da die Saola so selten gesichtet wurde, ist das Tier für Wissenschaftler ein rätselhaftes Wesen, das viele Fragen unbeantwortet lässt.

Hinzu kommt, dass die Individuen, die zur wissenschaftlichen Untersuchung gefangen werden konnten, früh verstarben. So konnte es bis heute nur wenig erforscht werden.

Was man über die Tiere weiß und was vermutet wird, erfährst Du im Folgenden.

Steckbrief - die wichtigsten Infos für Schnellleser

  • Die Saola gilt als "Einhorn Asiens", da sie extrem selten ist. 1992 wurde sie erstmals im Vu-Quang-Nationalpark im Nordwesten Vietnams entdeckt. 1996 konnte ein Tier gefangen und fotografiert werden, danach dauerte es 14 Jahre, bis wieder eine Saola gesichtet wurde.
  • Charakteristisch für das Waldrind sind seine zwei langen Hörner, mit denen es ein wenig der Oryx-Antilope ähnelt.

  • Saolas leben in feuchten Wäldern im Grenzgebiet zwischen Vietnam und Laos.

  • Die Tiere sind wissenschaftlich nur wenig erforscht, da sie so selten gesichtet wurden. Sie wurden meist als Einzelgänger gesichtet und bringen ihre Jungen vermutlich zwischen Mai und Juni zur Welt.

  • Sie werden als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.

Auf einen Blick siehst Du das Wichtigste im Steckbrief:
Steckbrief zum seltensten Tier der Welt - der Saola.
Steckbrief zum seltensten Tier der Welt - der Saola.  © WWF World Wide Fund For Nature/DPA, TAG24/CB

Charakteristik der Saola

Die Saola hat eine Länge vom Kopf bis zum Rumpf von etwa 1,50 Metern und wiegt schätzungsweise 50 bis 100 Kilogramm. Das Fell ist dunkelbraun und hat am Gesicht eine weiße Zeichnung. Auch an den Hufen zeigen sich weiße Flecken. Sie hat einen kompakten Körper und einen langen Hals.

Die Saola gehört zu der Familie der Hornträger (Bovidae). Ihre Hörner können bis zu 50 Zentimeter lang werden. Sowohl männliche als auch weibliche Tiere bilden beim Heranwachsen Hörner aus.

Verbreitung und Lebensraum der Saolas

Saolas leben in feuchten Wäldern im Grenzgebiet zwischen Vietnam und Laos. Dort halten sie sich nachweislich in Höhen von 500 bis 800 Metern auf.

Es gibt Hinweise, dass die Tiere sogar bis zu einer Höhe von 1200 Metern unterwegs sind.

Lebensweise der Saolas

Da die Saolas kaum erforscht wurden, können nicht viele Aussagen über deren Lebensweise getroffen werden. Die Waldrinder wurden meist einzeln gesichtet, sodass sie vermutlich als Einzelgänger leben. Wissenschaftler nehmen an, dass die Jungtiere zwischen Mai und Juni geboren werden. Die Annahme für diesen Zeitraum ergab sich aus dem Fund eines toten, trächtigen Muttertieres.

Die Tiere ernähren sich von den Pflanzen und Blättern der Wälder.

Diese seltene Aufnahme eines in Vietnam gefangenen Saolas stammt aus dem Jahr 2010.
Diese seltene Aufnahme eines in Vietnam gefangenen Saolas stammt aus dem Jahr 2010.  © Bolikhamxay Provincial Conservation Unit/DPA

Die Saola ist vom Aussterben bedroht

Saolas gelten als "vom Aussterben bedroht" und werden auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) geführt.

Gründe:

  • Ein Bedrohungsfaktor für die seltenen Tiere ist insbesondere die Wilderei in Vietnam. Wilderer legen in den Regenwäldern Fallen aus Drahtschlingen aus, um Wildtiere zu fangen und ihr Fleisch auf Wildtiermärkten zu verkaufen.
  • Sie haben es aber auch auf die Hörner der Saolas abgesehen, die für mehrere Hundert Dollar gehandelt werden.
  • Eine weitere Bedrohung für die Population der Saolas ist die zunehmende Zerstörung ihres Lebensraums. In Laos führt vor allem die Abholzung der Regenwälder dazu, dass das Verbreitungsgebiet der Saolas immer kleiner wird.

Auch der Straßenbau, der Bau von Kraftwerken, die kommerzielle Landwirtschaft und die wachsende Bevölkerung gefährden die Populationszahlen.

Schutzmaßnahmen für das seltenste Tier der Welt

Um den Fortbestand der Saolas zu sichern, wurde 2006 die "Saola Working Group" gegründet. Die Arbeitsgruppe versucht die letzten Exemplare der Saolas zu fangen, zu züchten und anschließend wieder auszusiedeln, sodass ihre Population in der freien Natur aufrechterhalten bleibt.

Weitere Bemühungen bestehen in Anti-Wilderei-Initiativen, Aufklärung und internationalen Kooperationen. Ein Beispiel ist die Corporate-Responsibility-Kooperation der Stiftung Artenschutz und des Unternehmens SAOLAS, um die Saola-Arbeitsgruppe zu unterstützen.

Die Einrichtung von Schutzmaßnahmen für die Saolas ist auch für andere bedrohte Arten des Annamiten-Gebirges von Bedeutung wie dem Riesenmuntjak und dem Annamitischen Streifenkaninchen.

So steht die Erhaltung der Saolas sinnbildlich für die Erhaltung der gesamten Biodiversität des Annamiten-Gebirges.

5 weitere besonders seltene Tiere der Welt

Neben der Saola gibt es weitere besonders seltene Tiere auf der Erde, deren Fortbestand in der Verantwortung menschlichen Handelns liegt. Sie sind so selten, dass es gut sein kann, dass Du von dem ein oder anderen Tier noch nicht gehört hast.

1. Axolotl

Der Axolotl ist ein seltenes Tier. Der Schwanzlurch lebt in mexikanischen Gewässern.
Der Axolotl ist ein seltenes Tier. Der Schwanzlurch lebt in mexikanischen Gewässern.  © 123rf/ewastudio

Der Axolotl (Ambystoma mexicanum) ist ein mexikanischer Schwanzlurch aus der Familie der Querzahnmolche. Im Gegensatz zu vielen anderen Amphibien lebt er meist unter Wasser.

Das Besondere an ihm ist seine Larvengestalt, die er beibehält, da er keine Metamorphose durchläuft. Axolotl sind meist schwarz-bräunlich gefärbt und erreichen eine Länge von 23 Zentimetern.

Am seltensten ist der axantische Axolotl, dessen Färbung nahezu durchsichtig wirkt. Mit seinen kleinen Ruderärmchen und den Kiemenästen seitlich am Kopf sieht der Axolotl richtig niedlich aus.

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Leider schwindet die Zahl der Axolotl durch die zunehmende Verschmutzung seines Lebensraums und eingeschleppte (invasive) Arten, die um ihre Nahrung konkurrieren und ihren Laich fressen.

2. Katta

Der Katta ist ein seltenes Tier mit einem extrem langen Schwanz, der ihm beim Klettern zur Balance dient.
Der Katta ist ein seltenes Tier mit einem extrem langen Schwanz, der ihm beim Klettern zur Balance dient.  © 123RF/derkach100

Der Katta (Lemur catta) ist eine Primatenart und zählt zur Gruppe der Lemuren. Die Halbaffen leben auf der Insel Madagaskar.

Sie erreichen eine Länge von 46 Zentimetern, ihre Schwanzlänge beträgt 62 Zentimeter. Kattas sind Allesfresser. Sie ernähren sich meist von Früchten, fressen aber auch kleine Wirbeltiere wie Chamäleons und Vögel.

Auch Kattas werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als "gefährdet" eingestuft. Ihr Bestand ist durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums und die Bejagung der Menschen zunehmend gefährdet. In freier Natur leben schätzungsweise 2500 bis 5000 Kattas. Zusätzlich leben in Zoos weltweit circa 2500 Tiere.

Es ist eine traurige Tatsache, dass es den Kattas in Gefangenschaft besser ergeht als in ihrem natürlichen Lebensraum.

3. Pardelluchs

Durch den Artenschutz hat sich der Bestand der Pardelluchse wieder erholt. Auf der Iberischen Halbinsel leben wieder mehr als 1111 Exemplare (Stand: 2022).
Durch den Artenschutz hat sich der Bestand der Pardelluchse wieder erholt. Auf der Iberischen Halbinsel leben wieder mehr als 1111 Exemplare (Stand: 2022).  © 123RF/creativenature

Der Pardelluchs (Lynx pardinus) wird auch "Iberischer Luchs" oder "Spanischer Luchs" genannt und gehört zu den seltesten Katzen der Welt. Der Pardelluchs lebt in den mediterranen Buschwäldern von Portugal und Spanien.

Er ernährt sich vor allem von Kaninchen, deren Population durch Jagd und Krankheiten stark zurückgegangen ist. Auch die Zerstückelung des Verbreitungsgebiets hat dazu geführt, dass die Pardelluchse immer weniger wurden.

Die Schaffung von Korridoren für Wildtiere, in denen Kaninchen und Pardelluchse leben können, ist deshalb eine zentrale Aufgabe des Life-Programms zum Artenschutz Europäische Union.

Seit 2015 gilt der Pardelluchs nicht mehr als "vom Aussterben bedroht", wird aber immer noch von der Weltnaturschutzunion IUCN als "stark gefährdet" eingestuft.

4. Gangesgavial

Um den Bestand der Gangesgaviale zu erhöhen, werden Zuchtprogramme durchgeführt.
Um den Bestand der Gangesgaviale zu erhöhen, werden Zuchtprogramme durchgeführt.  © 123RF/frederiquepage

Der Gangesgavial (Gavialis gangeticus), auch als "Gahrial" oder "Echter Gavial" bekannt, ist ein Krokodil, das in den Flüssen Indiens und Nepals beheimatet ist. Innerhalb der Ordnung Krokodile ist er der einzige noch lebende Vertreter der Gattung Gaviale.

Der Gangesgavial erreicht eine Länge von fünf bis sieben Metern und wiegt bis zu 200 Kilogramm. Sein besonderes Merkmal ist seine lange, dünne Schnauze, mit der er bevorzugt Fische fängt. Das Krokodil hält sich gerne in langsam fließenden Flussabschnitten auf. Die ausgedehnten Sandbänke nutzen die Gaviale zum Sonnenbaden. In den lockeren Böden können die Weibchen zudem ihre Eier ablegen.

Um aus ihrer Haut Lederprodukte herzustellen, wurden Gangesgaviale in den 60er-Jahren gejagt, sodass ihre Population stark abgenommen hat. Heute führt die Errichtung von Staumauern zur Energiegewinnung dazu, dass die Sandbänke überflutet und die Lebensräume der Gangesgaviale zerstört werden.

Obwohl der Gangesgavial unter Artenschutz steht, hat sich seine Population weiter dezimiert, sodass er seit 2019 als "vom Aussterben bedroht" gilt.

5. Schuhschnabel

Der Schuhschnabel ist ein seltenes Tier, das zwar einen bösen Blick hat, aber als für Menschen ungefährlich gilt. Menschliches Verhalten stellt eher umgekehrt eine Bedrohung für den Schuhschnabel dar.
Der Schuhschnabel ist ein seltenes Tier, das zwar einen bösen Blick hat, aber als für Menschen ungefährlich gilt. Menschliches Verhalten stellt eher umgekehrt eine Bedrohung für den Schuhschnabel dar.  © 123RF/photosimoncr

Der Schuhschnabel (Balaeniceps rex) ist ein afrikanischer Vogel, der im Arabischen "Abu Markub" genannt wird, was "Vater des Schuhs" bedeutet.

Die Namensgebung geht auf seinen besonders markanten Schnabel zurück, der an einen Schuh erinnert und ein wenig dem Schnabel des Pelikans ähnelt. Der Schnabel dient ihm zum Fangen und Zerkleinern glitschiger Beutetiere.

Auffallend sind zudem sein breiter Kopf und seine langen Beine, die ihm zu einer Höhe von 1,20 Metern verhelfen. Auch seine Flügelspannweite von 2,60 Metern ist im Vergleich zu anderen Wasservögeln Afrikas beträchtlich.

Der Schuhschnabel lebt vor allem im Süden des Sudans, in Uganda, Tansania, Sambia, Kenia und der Demokratischen Republik Kongo. Bedrohungsfaktoren für das Tier sind die Trockenlegung der Sümpfe und Umweltverschmutzung.

Der Bestand wird auf circa 5000 Tiere geschätzt und von der Weltnaturschutzunion IUCN als "gefährdet" eingestuft.

Fazit: Artenschutz für die Saola und andere seltene Tiere liegt in menschlicher Verantwortung

Um den Bestand seltener Tiere wie die Saola und viele weitere vom Aussterben bedrohte und gefährdete Arten zu erhalten, müssen weiterhin Anstrengungen zum Artenschutz unternommen werden. Durch einige Projekte konnte sich der Bestand der bedrohten Tierarten wie die Pardelluchse bereits wieder erholen.

Es braucht dennoch weiterhin viel Aufklärungsarbeit und persönlichen Einsatz, um die Vielfalt der Tiere und Pflanzen und damit die Biodiversität der Erde zu bewahren.

Titelfoto: WWF/dpa

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