Sorbische Ostereier bemalen: So funktioniert die traditionelle Technik

Bunte Ostereier gehören einfach zur Osterzeit und setzen kleine Farbakzente in der Wohnung. Besonders die sorbische Ostereier-Bemalung ist mit ihren kunstvollen und filigranen Mustern ein echter Hingucker.

Wie Du sorbische Ostereier selber bemalen kannst, erfährst Du der Anleitung von TAG24.
Wie Du sorbische Ostereier selber bemalen kannst, erfährst Du der Anleitung von TAG24.  © 123RF/baudani0601

Was die Sorben, eine vorwiegend in der Lausitz im Osten Deutschlands lebende westslawische Ethnie, so besonders macht, sind unter anderem ihre Traditionen, Feste und Bräuche. Bekannt und auch bei Touristen beliebt sind vor allem die Osterbräuche, insbesondere das Osterreiten und die sorbischen Ostereier.

Sorbische Ostereier sind aber nicht nur ein dekoratives Souvenir. Die Tradition beruht auf dem Brauch, dass die Sorben früher den Patenkindern Eier schenkten, welche irgendwann auch mit verschiedenen Symbolen und Mustern gestaltet waren. Die Eier sollten Glück, Fruchtbarkeit und positive Energie bringen.

Am Karfreitag oder generell in der Osterzeit ist die traditionelle Ostereierbemalung eine schöne Aktivität mit der Familie oder Freunden, die auch zum Erhalt alter Handarbeitstechniken beiträgt.

Wissenswertes zur Tradition und eine Anleitung, wie Du mit der traditionellen Technik sorbische Ostereier bemalen kannst, erklärt Dir TAG24.

Weitere Tipps findest Du übrigens im Wohnen & Deko-Ratgeber.

Sorbische Eier: Das bedeuten die Muster

Die traditionellen Muster haben alle eine Bedeutung. Sie symbolisieren, was man der beschenkten Person wünscht und repräsentieren den Glauben.

Die Muster können zwischen einzelnen Regionen und Familien variieren bzw. speziell für diese stehen, sodass man bei traditionellen sorbischen Eiern bestimmen kann, wo genau sie herkommen und aus welcher Familie sie stammen.

Traditionelle Muster und deren Bedeutung:

  • Sonne, Halbsonne, Sonnenrad oder Strahlenbündel: Fruchtbarkeit, Glück, Freude, Wachstum, ein Symbol für die Schöpfung und Jesus Christus
  • Wolfszähne: umschließen meist das Sonnenrad als Schutz vor Bösem und geben Kraft
  • Bienenwabe/Bienenzelle: setzt sich aus sechs Dreiecken zusammen und symbolisiert Fruchtbarkeit, Fleiß und Emsigkeit
  • Kiefernzweig: Gesundheit
  • Dreieck aus drei Punkten oder Dreiecken: Dreifaltigkeit Gottes als Gottvater, Sohn und Heiligen Geist sowie die Einigkeit der Familie von Vater, Mutter und Kind
  • Blüte: verheißt Wachstum, Entfaltung und eine erfolgreiche Zukunft

Traditionell sollte das Muster seitengleich, spiegelnd und umlaufend sein. Die Form des Ostereis wird gekonnt betont.

Farben der sorbischen Ostereier

Die traditionelle Färbung der sorbischen Eier ist keineswegs zufällig. Die Farben dienen nicht nur dazu, das Muster hervorzuheben, sondern besitzen ebenfalls eine Bedeutung.

Traditionelle Farben und deren Bedeutung:

  • Gelb: Wärme, Wohlstand
  • Orange: Erkenntnis, Wissen
  • Rot: Kraft, Energie, spirituelle Reinigung durch Feuer
  • Grün: Natur, Fruchtbarkeit, Gesundheit, Hoffnung, Glück
  • Blau: Ruhe, Harmonie, Freundlichkeit, Exklusivität
  • Braun: Naturverbundenheit, Erfahrung, Bodenständigkeit
  • Schwarz: Tradition, Beständigkeit

Welche Bedeutung soll Dein Ei haben? Werde selbst kreativ und probiere die verschiedenen Muster und Farben aus. Weniger traditionell, aber dennoch sehr schön sieht es aus, wenn Du Dir eigene Symbole und Designs überlegst.

Die Farben und die traditionellen Muster der sorbischen Ostereier haben eine symbolische Bedeutung.
Die Farben und die traditionellen Muster der sorbischen Ostereier haben eine symbolische Bedeutung.  © dpa/Patrick Pleul

Sorbische Ostereier bemalen: die Techniken

Es gibt verschiedene Techniken, mit denen sich die einzigartigen und speziellen Muster auf die Eier auftragen lassen.

1. Wachsreservetechnik, Wachsbatik-Technik bzw. Batiktechnik

Die Wachsreservetechnik ist die zeitaufwendigste sorbische Technik. Das Muster entsteht durch Wachs, welches mit einem Federkiel oder einem Stecknadelkopf auf das Ei aufgetragen wird. Anschließend wird das Ei gefärbt. Die mit Wachs reservierten Flächen nehmen die Farbe nicht auf.

Dann wird ein weiterer Teil des Musters aufgetragen. Das Ei wird wieder gefärbt. Dieses Vorgehen wird mehrfach wiederholt. Wie lange das Ganze dauert, hängt davon ab, wie viele Farben das Muster haben soll.

Zuletzt wird das Ei mit der gewünschten Grundfarbe gefärbt. Nun wird das Wachs mithilfe einer Kerze und einem weichen Tuch wieder entfernt.

2. Wachsbossiertechnik

Die Wachsbossiertechnik ist das exakte Gegenteil der Wachsreservetechnik. Zuerst wird das Ei in der gewünschten Grundfarbe gefärbt. Dann wird das Muster mit verschieden farbigem Wachs aufgetragen. Das Wachs verbleibt auf dem Ei.

Der Nachteil dieser Technik ist, dass das Muster aus Wachs mit der Zeit abgehen könnte.

Bei der Wachsbossiertechnik wird ein Muster aus Wachs auf das Ei gezeichnet.
Bei der Wachsbossiertechnik wird ein Muster aus Wachs auf das Ei gezeichnet.  © dpa/Sebastian Kahnert

3. Kratztechnik

Bei der Kratztechnik wird das Ei erst in der gewünschten Farbe eingefärbt. Die Farbschicht sollte etwas dicker sein als bei anderen Techniken. Anschließend kratzt man die Farbe mit einem Cuttermesser oder Ähnlichem wieder ab, sodass ein Muster entsteht.

4. Ätztechnik

Auch für die Ätztechnik werden bereits gefärbte Eier verwendet. Hierfür sollte die Farbschicht etwas dünner als die für die Kratztechnik sein. Dann wird das Muster mit einer ätzenden Flüssigkeit, z. B. traditionell mit einem Gemisch aus Sauerkrautsaft und Essig, in die Oberfläche geätzt.

Sorbische Eier bemalen | Anleitung

Sorbische Ostereier musst Du nicht kaufen, denn die folgende Anleitung für Wachsreservetechnik von TAG24 beschreibt Dir Schritt für Schritt, wie Du die Eier nach sorbischer Art ganz einfach selbst gestalten kannst.

Wachsreservetechnik - Werkzeug und Material

  • schützende Unterlage
  • ein Bleistift
  • ausgeblasene Eier
  • eine Vorrichtung zum Schmelzen von Wachs, z. B. eine alte Duftlampe
  • eine Kerze
  • normales Wachs und Bienenwachs (1 zu 1)
  • Stecknadeln
  • Äste oder alte Holzstifte
  • Federkiele als Dreieck oder Trapez zurechtgeschnitten
  • alte Tücher oder Lappen (pro Eierfarbe eins)
  • Eierfarben (flüssig)
  • weiches Tuch, Küchentuch oder eine alte Strumpfhose

Punkte und Stiche werden mit Stecknadelköpfen gezeichnet. Dreiecke und andere Formen mit entsprechend zurechtgeschnittenen Federkielen.

Bei der Wachsreservetechnik werden die Flächen mit Wachs reserviert, die keine Farbe aufnehmen sollen.
Bei der Wachsreservetechnik werden die Flächen mit Wachs reserviert, die keine Farbe aufnehmen sollen.  © 123RF/ullision

Wachsreservetechnik Schritt für Schritt

Vorbereitung: Überlege Dir, wie das Ei aussehen soll und bestimme die Farbreihenfolge. Man arbeitet sich von Hell nach Dunkel. Bereite Deinen Arbeitsplatz vor. Lege eine Unterlage als Schutz auf den Tisch. Schmelze das Wachs. Mische die Farben an und achte darauf, dass diese nicht zu warm sind, wenn Du die Eier färbst. Schneide die Federn zurecht. Stecke die Stecknadeln in die Äste oder die Rückseite der Stifte, sodass Du eine Art Stift erhältst.

1. Schritt: Verschließe die Löcher vom Ausblasen mit Wachs. Zeichne dünne Hilfslinien für das Muster mit dem Bleistift auf das Ei. Nun fängst Du damit an, das Wachs mit einem Stecknadelkopf oder Federkielen auf das Ei zu tupfen. Du beginnst mit den Flächen, die weiß bleiben bzw. die Farbe der Eierschale behalten sollen. Im Anschluss kannst Du das Ei mit der ersten und hellsten Farbe färben. Trockne das Ei anschließend mit einem alten Lappen gut ab.

2. Schritt: Jetzt werden alle Flächen mit Wachs bedeckt, die die erste Farbe behalten sollten. Dann kannst Du das Ei mit der zweiten Farbe färben. Trockne das Ei wieder gut ab und fahre fort. Zum Schluss färbst Du das Ei mit der dunkelsten Farbe als Grundfarbe.

3. Schritt: Ist das Ei ausreichend getrocknet, kannst Du es "abwachsen". Öffne zuerst die Löcher vom Ausblasen wieder, damit das Ei nicht platzt, während Du das Wachs entfernst. Halte dann das Ei seitlich an die Kerzenflamme und fächle, also bewege es hin und her. Wische dann das Wachs mit einem weichen Tuch ab. Das Ganze machst Du Stück für Stück, bis das gesamte Wachs entfernt ist.

Halte das Ei seitlich an die Flamme und schwenke es leicht, um das Wachs zu entfernen.
Halte das Ei seitlich an die Flamme und schwenke es leicht, um das Wachs zu entfernen.  © 123RF/fug4s

Tipps zum Gestalten von sorbischen Ostereiern

Ein Gummi hilft Dir, eine gerade Linie entlang der Achse zu zeichnen.
Ein Gummi hilft Dir, eine gerade Linie entlang der Achse zu zeichnen.  © 123RF/ullision

1. Tipp: Anstatt eine Duftlampe zu verwenden, kannst Du auch eine Tasse mit Sand füllen, einen gebogenen Löffel hineinstecken und eine Kerze darunter stellen, um das Wachs zu schmelzen. Eine weitere Variante wäre es, den Löffel in eine große Kartoffel zu stecken.

2. Tipp: Wenn Du die Achsen sehr gerade und perfekt zeichnen möchtest, dann kannst Du das Ei mit einem Gummi umspannen und die Linie dann dünn mit Bleistift nachzeichnen. Für perfekte Kreise sind auch Korken oder ähnliche Gegenstände gute Vorlagen.

3. Tipp: Achte beim Abwachsen darauf, dass die Flammenspitze der Kerze ruhig ist, damit das Ei nicht mit Ruß verschmutzt wird. Halte das Ei am besten überhaupt nicht an die Flammenspitze.

4. Tipp: Bedenke, dass sich die Eierfarben mischen. Gelb und Blau wird beispielsweise zu Grün.

5. Tipp: Du kannst auch gekochte Eier für Dein Frühstück mit der sorbischen Technik gestalten. Achte aber darauf, dass das Ei weder zu warm noch zu kalt ist, da das Wachs sonst nicht haftet.

Hier findest Du außerdem noch ein paar Tipps zum richtigen Auspusten, der Wahl der Eier und mehr:

>>>Gekocht, gefärbt und ausgepustet: Tipps rund ums Osterei.

Die Wachsreservetechnik erfordert Übung, um das Wachs schnell mit dem richtigen Druck als Muster auf das Ei zu tupfen. Lasse Dich nicht entmutigen, bewahre Geduld und probiere Dich aus.

Titelfoto: 123RF/baudani0601

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