Studie zeigt: Hälfte der Sachsen-Anhalter zweifelt an Demokratie
Von Christopher Kissmann
Magdeburg - In Sachsen-Anhalt gibt es laut einer Studie einen besonders hohen Anteil sogenannter fragiler Demokraten. Sie stimmen der Idee der Demokratie zu, können sich aber auch eine Ein-Parteien-Regierung oder einen starken Führer vorstellen.
Während 43,5 Prozent der Menschen zu den entschiedenen Befürwortern der Demokratie gehören, zählen 54 Prozent zur Gruppe der fragilen Demokraten, wie aus dem Sachsen-Anhalt-Monitor 2025 hervorgeht, den die Landesregierung in Magdeburg vorstellte. Der Monitor wird regelmäßig im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung erstellt.
"Fragile Demokraten sind nicht per se Antidemokraten", sagte Gert Pickel von der Universität Leipzig. Vielmehr seien sie eine Gruppe, die nicht mehr ganz sicher sei. "Es ist eine Gruppe, wo die AfD sehr erfolgreich sein könnte."
Es gebe mehr fragile Demokraten unter Bürgern mit formal niedriger Bildung und mit einer rechten politischen Orientierung. Im Vergleich zum Bund gebe es in Sachsen-Anhalt etwas mehr solcher fragilen Demokraten.
Die Studienautoren warnen: "In Ostdeutschland ist die Möglichkeit einer gesellschaftlichen Entwicklung im Sinne einer Aushöhlung der Demokratie oder gar einer Entdemokratisierung spürbar vorhanden."
Sachsen-Anhalt-Monitor 2025: Vielzahl Bürger hat Vorurteile
87 Prozent der Befragten sind mit der Demokratie als Staatsform prinzipiell zufrieden, mit dem Funktionieren der Demokratie sind viele jedoch nicht zufrieden.
Eine geschlossen rechtsextreme Einstellung liegt in der Bevölkerung bei einem Anteil von 8,6 Prozent vor.
Außerdem existieren gruppenbezogene Vorurteile. So finden "ausländerfeindliche Aussagen" teils deutliche Zustimmung. 52 Prozent halten den Islam für rückständig. 81 Prozent sind überzeugt, Langzeitarbeitslose nutzten das System aus.
60 Prozent der Befragten sehen ihre persönliche Zukunft positiv. 83 Prozent befürchten, künftig nicht mehr in Frieden leben zu können.
Als wichtigste Herausforderungen werden laut Katrin Reimer-Gordinskaya vom Institut für demokratische Kultur an der Hochschule Magdeburg-Stendal etwa Strukturprobleme wie Infrastruktur, Mobilität und soziale Gerechtigkeit benannt.
90 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mit dem Leben in Sachsen-Anhalt zufrieden oder sehr zufrieden seien. 62 Prozent der Befragten empfinden weiterhin eine Benachteiligung ostdeutscher Lebensläufe.
Von Mai bis Juli wurden 1101 Personen telefonisch und online in Sachsen-Anhalt befragt.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

