Altkleider-Container werden immer mehr zu Mülltonnen: Das hat knallharte Folgen
Dresden - Der Markt für Alttextilien ist zusammengebrochen. Sächsische Wohlfahrtsverbände ziehen sich zunehmend aus der Altkleidersammlung zurück. Das bröckelnde System gefährdet auch die Existenz der Kleiderkammern in den Kommunen.
Tierkadaver, Damenbinden, Essensreste: Altkleider-Container werden auch in Sachsen immer mehr zu Mülltonnen. Die dadurch verunreinigte Kleidung muss teuer entsorgt werden.
Gemeinnützige Träger kapitulieren. Das DRK etwa hat im Laufe des Jahres fast flächendeckend Container im Freistaat abgebaut. Ausnahmen sind Riesa oder Dresden.
Die Johanniter betreiben nach eigenen Angaben noch etwa 120 Container mit Schwerpunkt in Plauen (Vogtland).
Viel stärker fällt ins Gewicht, dass der globale Markt für Alttextilien zusammengebrochen ist. Der Marktpreis sei so niedrig, dass die Sammler nicht mehr kostendeckend arbeiten können, heißt es von den Johannitern.
"Wir werden uns daher aus diesem Bereich zurückziehen müssen", so Dietmar Link vom Landesvorstand.
Soziale Projekte leiden unter zusammengebrochenem Alttextilien-Markt
Darunter leiden andere soziale Projekte, die ursprünglich mit den Erlösen aus der Altkleidersammlung finanziert wurden.
Beim DRK stehen deshalb rund 20 Kleiderkammern auf der Kippe, für die nun eine neue Finanzierung gefunden werden muss.
"Mehr als die Hälfte unserer Stammkunden lebt von Sozialhilfe", sagt Ulrike Peter (46) vom DRK-Secondhand-Laden in Dresden. 95 Prozent der Kleidung, die dort verkauft wird, stammt aus den Containern.
Eine neue Herausforderung stellt die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien dar, die bis April 2028 in der EU umgesetzt sein muss. Damit steigt die Verantwortung der Hersteller für ihre Produkte. Das begrüße das DRK, sagt Sachsen-Sprecher Kai Kranich (43).
Aber gemeinnützige Sammler sollten in die neuen EPR-Strukturen eingebunden werden, fordert er.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Paul-Philipp Braun, Steffen Füssel
