Archäologen stoßen auf erstaunlich alte Funde im Landkreis Meißen

Riesa - Sensationsfund im Landkreis Meißen: Bei Grabungen im Vorfeld des B169-Ausbaus wurden wohl Überreste einer Siedlung aus der Jungsteinzeit gefunden. Bislang gingen Archäologen davon aus, dass auf diesem fruchtbaren Stückchen Land vor den Toren der Stahlwerkerstadt erst 1200 Jahre später gesiedelt wurde. Dem Ausbau der Bundesstraße steht das aber nicht im Weg.

In dieser Grube hat Grabungsleiter Matthias Conrad (44) offenbar Überreste einer wohl 4500 Jahre alten Siedlung gefunden!  © Bildmontage: Eric Münch (2)

"Wenn sich das bestätigt, wäre das eine kleine Sensation", sagt Matthias Conrad zu TAG24. Der 44-Jährige leitet hier, zwischen Mügeln und Stauchitz, die archäologischen Grabungen. Seit vergangenem Sommer trägt das Landesamt für Archäologie (LfA) jeden fünften Meter der künftigen B169 ab.

Die Bundesstraße soll eines Tages die Stadt Riesa schneller mit der A14-Auffahrt in Döbeln verbinden. Die Grabungen sind fester Teil der Bauvorbereitungen dafür - und fördern nun erstaunliche Erkenntnisse zutage.

Seit August vorigen Jahres haben sie auf den acht Kilometern 15 sogenannte Siedlungsgruben entdeckt, sagt Burkart Dähne vom LfA. Diese Gruppen waren einst Getreidelager, Brenngruben oder Mülldeponien - und hinterlassen neben fruchtbarem Humusboden zum Beispiel Keramikscherben.

Sachsen Mittelmeer, Deutschland, Balkonien: Hierhin zieht's die Sachsen im Urlaub

Die am dichtesten besiedelten konnten sie bereits der Eisenzeit etwa 800 vor Christus zuordnen. Bis Conrad am Freitagmorgen den vier Meter breiten Streifen öffnen ließ ...

Anzeige
Stromtrassenverleger Jacob Morawe (27, l.), B 169-Projektleiter Markus Heier (49, M.) und Chefarchäologe Dr. Burkart Dähne.  © Eric Münch

Dähne: "Wir hätten nie etwas von diesen Siedlungen erfahren, wenn nicht die Baustelle gewesen wäre"

Keramikfunde aus 15 Gruben.  © Eric Münch

Die Siedlungsgruppe, die wahrscheinlich ein Silo gewesen war, ist dort deutlich erkennbar. Conrads Erkenntnissen zufolge könnte die Keramik darin bis in die Jungsteinzeit zurückdatiert werden - auf etwa 2500 vor Christus!

Das müssten aber Untersuchungen im Landesamt bestätigen, wofür die Gruppe ausgegraben wird. Die allermeisten Funde bleiben aber im Boden. "Dort sind sie als Denkmal auch am besten aufgehoben", sagt Conrad.

Die ersten sesshaften Sachsen ließen sich im kaum sechs Kilometer entfernten Jahnatal etwa 5500 vor Christus nieder, ergänzt Dähne. "In diesem Bereich hier hatten wir aber gar keine Vorstellungen! Wir hätten nie etwas von diesen Siedlungen erfahren, wenn nicht die Baustelle gewesen wäre."

Sachsen Abi mit 1,0! Was Sachsens klügste Schüler mal werden wollen

Bei Letzterer geht's übrigens voran: Die Höchstspannungsleitung (380 kV) zwischen Riesa und Salbitz wird bis Ende des Jahres um einen vierten Mast erweitert, sodass die Leitung genügend Abstand zur dort entstehenden Bundesstraßenbrücke einhält. Ab 2027 rollen dann endlich die Bagger. Ein Eröffnungstermin steht noch nicht fest.

Mehr zum Thema Sachsen: