Bei dieser Bürgermeisterwahl steht gar keiner auf dem Zettel
Bautzen - Es ist Sachsens wohl skurrilste Bürgermeisterwahl: In Neschwitz (Landkreis Bautzen) soll am Sonntag ein neues Gemeindeoberhaupt gewählt werden. Der bisher einzige Kandidat nahm seinen Hut wieder aus dem Ring - nachdem er im ersten Urnengang gegen ein leeres Kästchen verlor. Nun steht überhaupt keiner auf dem Wahlschein ...

Irre Posse im Sorbenland! Schon beim ersten Wahlgang am 7. September konnte sich die 2300-Seelen-Kommune nur zwischen zwei Kandidaten entscheiden: dem parteilosen Martin Scholze (41), einem An- und Verkäufer aus dem Nachbarort - und einem leeren Kästchen.
Eine Besonderheit im sächsischen Wahlrecht macht's möglich: Bei nur einem Kandidaten können Gegenvorschläge handschriftlich ergänzt werden.
Und das haben 51,63 Prozent der Wähler getan (Wahlbeteiligung: 47 Prozent). Somit verpasste Scholze die notwendige absolute Mehrheit und verlor.
"Es gab auf einmal Gegenwind, der extrem unter die Gürtellinie ging", sagte Scholze zu TAG24. Einige Neschwitzer hätten etwas gegen ihn, da er aus dem Nachbarort Puschwitz kommt.
"Was ist denn mit den Leuten verkehrt", wundert er sich. Schließlich werden Neschwitz und Puschwitz schon jetzt gemeinsam verwaltet, nicht zuletzt wegen der "prekären Haushaltslage".


Trauerrednerin Juliane Mazalla soll's richten

"Ich bin ein positiver Mensch, für mich gibt's keine Probleme, sondern Lösungen. Und meine war jetzt eben, mich zurückzuziehen", so Scholze.
Und das bereut er nicht: Inzwischen sind Medienberichte aufgetaucht, "die einfach nur nachtreten wollen", weshalb er sein Gesicht nicht in der Zeitung sehen will. Scholze wehrt sich juristisch.
Bleibt die Frage: Wer soll's richten? Am Sonntag steht kein Kandidat auf dem Wahlschein.
Der parteilose Amtsvorgänger Gerd Schuster zog sich in den Ruhestand zurück. Als aussichtsreich gilt die Trauerrednerin Juliane Mazalla (42, parteilos), die schon beim letzten Mal 15,5 Prozent holte.
"Der Bürgermeisterposten stand nicht auf meinem Lebensplan", lacht sie auf TAG24-Nachfrage. Doch dem Vorschussvertrauen will sie nachkommen, sollten sich die Neschwitzer am Sonntag für sie entscheiden und ihren Namen auf den leeren Wahlschein schreiben ...
Titelfoto: Bildmontage: xcitepress/domenic prater