Erstaunliche Entdeckungen: Archäologen machen fast 800 Funde an der B 169

Riesa - Zwischen Salbitz und Riesa wird gerade nicht nur an einer neuen Straße gebaut - sondern tief in die Vergangenheit geblickt. Wo bald Autos über die B 169 rollen sollen, wühlen sich Archäologen durch Jahrtausende Geschichte. Und was sie finden, ist wirklich spektakulär: Dörfer, Gräber, Werkzeuge - und eine 7000 Jahre alte Laufoberfläche!

Alles wird fein säuberlich von den Mitarbeitern des Landesamtes für Archäologie ausgegraben.
Alles wird fein säuberlich von den Mitarbeitern des Landesamtes für Archäologie ausgegraben.  © Thomas Türpe

"Wir stehen hier auf einer Fläche, wo bereits vor 7000 Jahren Menschen gelebt haben", sagt Grabungsleiter Matthias Conrad (44) mit leuchtenden Augen. "Das ist etwas ganz Besonderes für Sachsen."

Gemeinsam mit einem Team des Landesamts für Archäologie Sachsen (LfA) gräbt er seit April entlang der neuen Trasse - und stößt dabei auf Zeugnisse aus einer Zeit, als unsere Vorfahren noch mit Steinbeilen Ackerbau betrieben.

Fast 800 sogenannte "Befunde" haben sie auf den gut neun Hektar Erde entdeckt - Spuren, die Menschen hinterlassen haben: Pfostenlöcher, Hausgrundrisse, Gruben, Scherben, Pfeilspitzen, Mahlsteine, Gräber.

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"Und bei vielen dieser Gruben wissen wir: Da haben die Leute früher ihren Müll oder Vorräte gelagert", erklärt Conrad.

Vor allem Keramik-Teile aus unterschiedlichen Zeitepochen wurden gefunden.
Vor allem Keramik-Teile aus unterschiedlichen Zeitepochen wurden gefunden.  © Thomas Türpe
Drei Mitarbeiter waren an der ersten Phase beteiligt.
Drei Mitarbeiter waren an der ersten Phase beteiligt.  © Thomas Türpe

Die Schatzsuche geht weiter

Grabungsleiter Matthias Conrad (44) mit einem Mahlstein.
Grabungsleiter Matthias Conrad (44) mit einem Mahlstein.  © Thomas Türpe

Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit, aus der sogenannten Linienbandkeramik-Kultur. Die Menschen damals lebten schon in festen Häusern, betrieben Ackerbau und wussten ganz genau, wo der Boden fruchtbar ist.

"Das hier war eine der besten Gegenden Sachsens", erklärt Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik. "Die Bauern wussten, wo sie säen und ernten konnten. Deshalb war das Gebiet so dicht besiedelt - das wussten wir vorher schon."

Besonders spektakulär: ein sogenannter "Laufhorizont", also eine originale Oberfläche, über die Menschen tatsächlich vor Tausenden Jahren gelaufen sind - samt verstreuter Fundstücke.

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"So etwas ist ganz selten erhalten", sagt Smolnik. "Das findet man in Sachsen vielleicht an einer Handvoll Stellen - wenn überhaupt."

Nach der Ausgrabung werden die Gegenstände gesäubert, gelagert und weiter untersucht.
Nach der Ausgrabung werden die Gegenstände gesäubert, gelagert und weiter untersucht.  © Thomas Türpe

Noch ist die Schatzsuche nicht zu Ende: Ab September startet die nächste Grabungsphase. Und wer weiß, was da noch alles aus der Erde auftaucht ...

Titelfoto: Thomas Türpe

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