"Extrem hohes Gefahrenpotenzial": Ostdeutsche Journalisten unter immensem Druck
Leipzig - Anlässlich des internationalen Tags der Pressefreiheit am morgigen Samstag macht die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) der Gewerkschaft ver.di auf die alarmierenden Arbeitsbedingungen für Reporter aufmerksam.

Vor allem in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hätten sich die Arbeitsbedingungen für Journalisten gefährlich verschlechtert.
So berichte eine Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECMP) von bundesweit knapp 100 physischen Angriffen, ein Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen vor zehn Jahren.
Weiterhin folge Sachsen als zweitgefährlichstes Bundesland mit insgesamt zehn dokumentierten Fälle direkt auf Berlin.
"Wir in Ostdeutschland nehmen wahr, dass insbesondere bei Demonstrationen in den ländlich geprägten Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein extrem hohes Gefahrenpotenzial für Journalisten besteht", erklärte Lucas Munzke, Gewerkschaftssekretär der dju in Mitteldeutschland.
Inzwischen sei es fast Normalität geworden, über bestimmte Demos in einigen Regionen nur noch mit Begleitschutz berichten zu können. "Das hat gravierende Folgen für unsere Pressefreiheit", so Munzke.
Bedrohung, Einschüchterung, Gewalt: Was die dju fordert

Zusätzlich sprächen Betroffene von einer Zunahme an Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen.
Laut Landesfachgruppenvorsitzender Carmen Salas führe all das dazu, dass Reporter genau abwägen, wie hoch die Gefahr sein könnte und im Zweifelsfall auf Berichterstattungen verzichten.
Das bedeute eine Einschränkung der Berichterstattungsvielfalt in den betroffenen Regionen:
"Wenn nicht mehr aus den kleinen, aber so bedeutenden Orten in Ostdeutschland berichtet wird, entstehen graue Flecken. [...] Dabei sind gerade Medien der demokratische Erfolgsfaktor für die Meinungsbildung in der Bevölkerung", ergänzte Munzke.
Aus diesem Grund fordert die dju ein Durchsetzen rechtlicher Konsequenzen, sowohl rechtliche als auch psychologische Hilfe für Betroffene, umfangreiche Aufklärung über die Bedeutung der Medien für die Demokratie sowie den Schutz der Journalisten durch die Zivilgesellschaft, Medienhäuser und politischen Akteure.
Titelfoto: Markus Scholz/dpa