Freiberger Brandopfer wird Spielball im OB-Wahlkampf
Freiberg – Ein Brand stellte das Leben von Jessica (23) aus Freiberg vor zwei Wochen auf den Kopf. Die bald zweifache Mutter steht ohne Wohnung und Eigentum da. Während sie um Normalität kämpft, wird ihr Schicksal im Rennen um das Oberbürgermeisteramt instrumentalisiert.

Jessica erinnert sich: "Mir schrieb eine Freundin, dass bei uns die Feuerwehr steht."
Sie selbst war am Morgen des 12. Septembers nicht da, der Hund noch in der Wohnung. "Ich schrieb in die Hausgruppe, ob es brennt. Einer antwortete trocken: 'Ja, bei Euch.'"
Als Jessica nach Hause kam, war die Feuerwehr da - der Hund gerettet.

Wahlkampf auf dem Rücken eines Brandopfers?

Vor Ort war auch OB-Kandidat Philipp Preißler (40, parteilos) - als Gruppenführer der Feuerwehr. Das teilte er am selben Abend auf Facebook.
"Eigentlich hatte ich für den Morgen schon einen anderen Termin, aber der Einsatz kam mir dazwischen." Dazu postet er Fotos von sich, lachend, in Uniform.
Von der Feuerwehr zieht er die Analogie auf das Bürgermeisteramt: "Genauso wie ich für meine Mannschaft hier Verantwortung übernommen habe, will ich auch Verantwortung für ganz Freiberg übernehmen."
Wahlkampf auf dem Rücken eines Brandopfers?
Junge Mutter dankbar für jede Hilfe

Jessica schilderte Preißler in persönlichen Gesprächen ihre Probleme bei der Wohnungssuche: "Da hat er gesagt: 'Ich kläre das!' Das fand ich erst mal positiv. Aber bei der Städtischen Wohnungsgesellschaft ist bis jetzt nichts herausgekommen."
Auch andere Kandidaten nutzten das Drama für Gesten: Bei einer Spendenaktion, die Jessicas Mutti auf "GoFundMe" startete, gingen 20 Euro von Stefan Krinke (40, parteilos) ein. Steve Ittershagen (49, CDU) gab satte 500 Euro dazu. Beide teilten die Aktion online.
Krinke gab der Familie zudem Spielzeug und Kleidung: "Er hat ganz schön viele Klamotten für den Kleinen vorbeigebracht. Dafür bin ich sehr dankbar", so Jessica.
Auch Preißlers Hilfe ist für die junge Mutter nicht selbstverständlich. "Er müsste sich nicht drum kümmern."
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, privat