Grüner Stahl aus Riesa: Keine CO2-Emissionen im neuen Walzwerk
Riesa - Es ist nichts weniger als ein kleines Wirtschaftswunder an der Elbe: Während überall von Wirtschaftskrise und Niedergang gesprochen wird, baute die italienische Feralpi Group in Riesa ein emissionsfreies Walzwerk auf. Donnerstag feierte man Einweihung. Angesichts von glühendem Stahl zeigten viele Emotionen und Temperament.

"Wir glauben an Deutschland als Industriestandort. Dieses neue Walzwerk steht für unsere langfristige Vision und unser kontinuierliches Engagement in fortschrittliche Technologien", sagte Giuseppe Pasini, der Präsident des Stahlkonzerns.
Der italienische Unternehmer sprach mit hörbarem Stolz, lobte überschwänglich seine sächsischen Mitarbeiter.
Sein Konzern übernahm 1992 das Stahlwerk, nachdem die Treuhand den Traditionsbetrieb bereits abgeschrieben hatte. Heute beschäftigt Feralpi Stahl in Riesa 850 Menschen aus 23 Ländern.
Nach Abschluss aller Investitionen in das Elektrostahlwerk werden es gar 950 Angestellte sein. In das neue Walzwerk und eine klimafreundlichere Stahlproduktion investierte das italienische Familienunternehmen über 220 Millionen Euro.


In Deutschland ist es das erste Walzwerk ohne direkte CO₂-Emissionen

Die Stranggussanlage des Stahlwerkes ist nun durch einen 300 Meter langen Rollgang mit dem neuen Walzwerk verbunden.
Der 1150 Grad heiße Stahl rutscht in Form von sogenannten Knüppeln (Vierkant, 12 Meter lang, bis zu 2,5 Tonnen schwer) auf einer Art Förderband ins neue Walzwerk.
Dort wird er wieder induktiv - ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen - erwärmt und in einer gut 700 Meter langen Walzlinie umgeformt in Rundstahl (wird zum Beispiel auf dem Bau eingesetzt).
Mit der Mega-Investition geht Feralpi einen weiteren Schritt in Richtung "grüner" Stahlproduktion. Das neue Walzwerk ist das erste in Deutschland, das bei der Produktion vor Ort keine direkten CO₂-Emissionen verursacht.
Trotz aller Freude richtete Giuseppe Pasini auch mahnende Worte an die Politik. "Europa muss seine Grundindustrie schützen und unterstützen. Die Industrie in Deutschland braucht bezahlbaren Strom, um wettbewerbsfähig sein zu können."
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann