Handyverbot in Sachsens Grundschulen abgelehnt: Jetzt soll's ein Gipfel richten

Dresden - Handyverbot an Grundschulen? Durchgefallen! Ein Vorstoß des BSW wurde nun im Parlament trotz großer Sympathien mehrheitlich abgelehnt. Ausdiskutiert ist das Thema aber nicht. Maßgebliche Impulse verspricht sich Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) von einem "Handygipfel" nach den Sommerferien.

Handys in sächsischen Grundschulen, das wollte das BSW verbieten.
Handys in sächsischen Grundschulen, das wollte das BSW verbieten.  © IMAGO/HalfPoint Images

Bei einem Verbot von Handys allein wollte es das BSW nicht bewenden lassen. Der Antrag schloss auch Smartwatches oder private Tablets ein und sah zudem die Forderung nach einem pädagogisch-bildungszentrierten Gesamtkonzept, verpflichtende Fortbildungen für Lehrer und die Berücksichtigung des Themas im Lehramtsstudium vor. "Es soll vor allem Rechtssicherheit geschaffen werden", betonte Lars Wurzler (47, BSW).

Zustimmung kam von der AfD. Tobias Heller (39) sprach von "Smartphone-Seuche" und empfahl, das Verbot möglichst schnell einzuführen. Keine Notwendigkeit für ein Verbot konnte Frank Kromer (56, CDU) erkennen.

Gerald Eisenblätter (43, SPD) sprach sich für eine Regulierung aus, lehnte aber ein Verbot ab. Ähnlich äußerten sich Christin Melcher (42, Grüne) und Luise Neuhaus-Wartenberg (44, Linke).

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Verbote von Handys im Unterricht sind durchaus weit verbreitet. Entsprechende Regelungen gelten etwa in Frankreich, Italien, den Niederlanden oder Finnland, außerhalb Europas auch in Japan, China oder Kanada. Begründet werden sie häufig durch die eher dünn gesäte wissenschaftliche Forschung.

Gehört in vielen Ländern dieser Welt - Niederlande, Kanada oder Japan - nicht in den Schulranzen: das Handy.
Gehört in vielen Ländern dieser Welt - Niederlande, Kanada oder Japan - nicht in den Schulranzen: das Handy.  © imago/Thomas Trutschel
Lars Wurzler (47, BSW): "Wir wollen Rechtssicherheit."
Lars Wurzler (47, BSW): "Wir wollen Rechtssicherheit."  © Steffen Füssel
PISA-Studie-Macher Frank Schleicher (60) empfiehlt Handyverbote.
PISA-Studie-Macher Frank Schleicher (60) empfiehlt Handyverbote.  © imago/photothek

Kultusminister offen für Verbot

Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) will im August einen "Handygipfel" einberufen.
Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) will im August einen "Handygipfel" einberufen.  © Steffen Füssel

So kam eine Studie der Uni Augsburg, der wiederum fünf große europäische Studien zum Thema zugrunde lagen, 2024 zu einem eindeutigen Ergebnis: weniger Ablenkung, weniger Mobbing. Ohne Handy lernt sich's besser! Auch der Macher der PISA-Studie, Andreas Schleicher (60), empfiehlt die Einführung von Verboten.

In Sachsen entscheiden die Schulen bisher selbst, ob sie eine Nutzung erlauben oder nicht, eine bundeseinheitliche Regelung gibt es nicht.

"Ich bin offen für ein Verbot", sagte der Kultusminister, betonte aber gleichzeitig, dass ein besonderer Schwerpunkt des Ministeriums auf der Eigenverantwortung der Schule liege.

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Um möglichst zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen, will Clemens Schulleiter, Lehrer und Experten am 28. August zu einem "Handygipfel" ins Kultusministerium einladen.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/HalfPoint Images, Steffen Füssel

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