"iPads für 5-Jährige ist Körperverletzung": Minister verbietet Handys an Schulen!

Dresden - Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) hat den "Handy-Gipfel" in Dresden mit einem Paukenschlag beendet!

Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) hat beim Handyverbot Ernst gemacht.
Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) hat beim Handyverbot Ernst gemacht.  © Eric Münch

Clemens hatte am Donnerstagnachmittag in die Aula des Romain-Rolland-Gymnasiums eingeladen, um sich mit Lehrern, Verwaltern, Verbänden und Politikern über ein mögliches Handyverbot an sächsischen Grundschulen auszutauschen.

Mit von der Partie: Bundesbildungsministerin Karin Prien (60, CDU). Ihr liege vor allem die Bildschirmzeit der Knirpse am Herzen: "Natürlich müssen unsere Kinder auf die digitale Welt vorbereitet werden. Und trotzdem müssen wir uns fragen, was mit deren mentaler und körperlichen Gesundheit passiert."

Die Verbotsdebatte machte zuletzt Schule: Hessen und Thüringen haben staatliche Handyverbote verhängt, andere Bundesländer kündigten ähnliche Schritte an. Clemens stimmte im Mai noch gegen ein Handyverbot im Landtag. Obwohl er auf seiner Antrittsreise durch 100 Schulen in Sachsen entsprechende Forderungen kassierte. Nun scheint er es sich anders überlegt zu haben.

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Gegen Ende des "Gipfels" verkündete Sachsens Kultusminister wahrlich einen Paukenschlag: "Wir sehen an Grundschulen: Private Handys auf dem Schulhof und im Unterricht haben da nichts zu suchen. Das war in allen Gruppen heute klar."

Beginnend mit dem nächsten Schulhalbjahr will der CDU-Politiker deshalb private Handys per Grundschulordnung verbieten. Nur in "begründeten" Ausnahmefällen (etwa für Diabetiker) sollen Sachsens Grundschüler die eigene Daddel-Kiste zur Schule mitbringen dürfen.

Bundesbildungsministerin Karin Prien (60, CDU, r.) nutzte den "Handy-Gipfel" auch für ein, zwei schnelle Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon.
Bundesbildungsministerin Karin Prien (60, CDU, r.) nutzte den "Handy-Gipfel" auch für ein, zwei schnelle Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon.  © Eric Münch

Clemens kündigt zweites Fachgespräch an

In der Aula des Romain-Rolland-Gymnasiums in Dresden fand der Gipfel statt.
In der Aula des Romain-Rolland-Gymnasiums in Dresden fand der Gipfel statt.  © Eric Münch

Clemens zeigte sich mit den am Donnerstag gewonnenen Erkenntnisse zwar zufrieden, doch die Debatte sei deshalb noch lange nicht abgeschlossen.

"Wir sollten ein zweites Fachgespräch machen. Wir haben Hausaufgaben, die wir jetzt bearbeiten. Dann werden wir uns im Januar wiedersehen", sagte er in seinem abschließenden Statement.

Beim kommenden Austausch soll der Fokus dabei auf die weiterführenden Schulen gelegt werden. Anders als beim heute angekündigten Handyverbot an Grundschulen traue man sich hier noch keine sachsenweite Regelung zu.

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"Bei den weiterführenden Schulen geht es viel um Allgemeinverantwortung und Abstimmung zwischen Schülern, Lehrern und Eltern", so Clemens.

Experte: "Mehr Mediennutzung an Schulen ist ideologisches Wunschdenken"

Apple-Tablets für Fünfjährige hält Doktor Manfred Spitzer (67) für "Körperverletzung".
Apple-Tablets für Fünfjährige hält Doktor Manfred Spitzer (67) für "Körperverletzung".  © Eric Münch

Besonders drastische Worte fand auf dem Handy-Gipfel zudem Doktor Manfred Spitzer (67) von der Uniklinik Ulm, einer der renommiertesten Psychiater des Landes. Auf dem Podium sagte er: "iPads für Fünfjährige ist Körperverletzung mit Ansage!"

Schon eine Stunde Medienkonsum erhöhe die Chance, kurzsichtig zu werden, um 21 Prozent. Und gerade bei Kindern führe das zur Erblindung. Hinzu kommen seelische Schäden, Inaktivität, Suchtverhalten.

Er bezog sich dabei auf ein "halbes Dutzend Studien", die belegen würden, dass mehr Mediennutzung ein "ideologisches Wunschdenken" sei.

"Digitale Medien schaden den sozial Schwachen am meisten, nützen den Besseren aber auch nicht."

Erstmeldung vom 28. August, 18.07 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 19.20 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

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