Überraschung bei OB-Wahl in Meißen: Wie ein Parteiloser den AfD-Konkurrenten besiegte
Meißen - Stühlerücken im Meißner Rathaus: Der bisherige Finanzbürgermeister Markus Renner (45, parteilos) wird neuer Oberbürgermeister der Porzellanstadt.

Bereits im ersten Wahlgang setzte er sich deutlich gegen den AfD-Konkurrenten René Jurisch (51) und FDP-Mann Martin Bahrmann (38) durch.
"Ich bin immer noch überwältigt", sagte Renner zu TAG24 am Tag danach. Eine absolute Mehrheit der Wähler (58,5 Prozent) setzte ihr Kreuz am Sonntag bei ihm. Mit diesem "starken und eindeutigen Sieg" habe er nicht gerechnet: "Ich bin ganz ergriffen."
AfD-Kandidat Jurisch kam trotz seiner NPD-Vergangenheit auf immerhin 30,43 Prozent, FDP-Bahrmann landete mit 11 Prozent auf Platz 3. Die Wahlbeteiligung lag bei 52 Prozent.
Jurisch bedankte sich für die Stimmen. "Leider hat es nicht gereicht", schrieb er bei Facebook. Eine TAG24-Nachfrage ließ er unbeantwortet.
Gewinner Renner wollte sich zu seinen Konkurrenten nicht äußern.


Meißens neuer Oberbürgermeister will mehrere Großprojekte stemmen

Im Vorfeld wurde Renner von den übrigen Parteien und Wählerbündnissen unterstützt. Hauptsächlich, um einen zweiten AfD-Oberbürgermeister in Sachsen zu verhindern.
In Pirna war der parteilose Tim Lochner (55) ebenfalls auf einem AfD-Ticket 2024 ins Rathaus eingezogen.
So rührte die hier als rechtsextrem eingestufte Partei kräftig an der Werbetrommel für Jurisch. Der übrigens nur deshalb kein AfD-Mitglied ist, weil die Partei sich selbst Mitglieder aus der früheren NPD verbietet.
Ein "Compact"-Werbefilm für ihn sorgte allerdings für Negativschlagzeilen: Das Prinzenpaar zur Lippe setzte sich gegen die Vereinnahmung ihres Namens und von Schloss Proschwitz für rechte Propaganda zur Wehr (TAG24 berichtete).
Ende Oktober räumt Renners Vorgänger Olaf Raschke (62, parteilos) das Chefbüro, am Tag danach zieht Renner ein. Der hat viel vor: "Ich gehöre ja schon jetzt zum Team Rathaus. Insofern haben wir bereits einige Großprojekte vor der Brust."
Dem Gymnasium Franziskaneum fehlt noch immer eine Turnhalle, die Stadt will schon im nächsten Jahr einen neuen Tierpark eröffnen und auch ein Freibad soll in die Porzellanstadt zurückkehren.
Titelfoto: Robert Weltin/get-shot.de