Elbe für den Güterverkehr nicht mehr nutzbar?

Von Daniel Josling

Dresden - Angesichts anhaltend niedriger Pegelstände sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Elbe als Güterverkehrsweg am Ende.

Laut BUND lohnt sich die Güterschifffahrt auf der Elbe nicht mehr.
Laut BUND lohnt sich die Güterschifffahrt auf der Elbe nicht mehr.  © Ove Landgraf

Seit Ende Februar sei die für die Binnenschifffahrt notwendige Fahrrinnentiefe von 1,40 Metern an mehr als 120 Tagen im Jahr unterschritten worden, teilte der BUND Sachsen mit. Mehr als 60 Tage lang habe der Wasserstand sogar unter einem Meter gelegen - und der Sommer habe gerade erst begonnen.

"Güterschifffahrt auf der Elbe lohnt sich nicht mehr", sagte der Vorsitzende des sächsischen Landesverbands, Felix Ekardt.

Die klimatischen Bedingungen hätten sich grundlegend verändert, Niedrigwasserperioden nähmen mit der Erderwärmung deutlich zu. Die eingetiefte Elbe beschleunige zudem die Wasserableitung und verschärfe damit die Dürre in der Region.

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Laut BUND ist die Fahrrinnentiefe von 1,40 Metern mittlerweile in jedem Jahr über Monate hinweg nicht erreichbar. Dies erschwere planbare Transporte massiv. Die Folge: Sinkende Frachtraten und ein historischer Rückgang bei den Umschlagmengen.

Der für die Binnenschifffahrt notwendige Pegelstand wurde in diesem Jahr bereits an 120 Tagen unterschritten.
Der für die Binnenschifffahrt notwendige Pegelstand wurde in diesem Jahr bereits an 120 Tagen unterschritten.  © Norbert Neumann

Pegel-Tiefstände: "Umdenken in Elbe-Politik unausweichlich"

In Magdeburg hat der Pegelstand wohl einen neuen Negativrekord geknackt.
In Magdeburg hat der Pegelstand wohl einen neuen Negativrekord geknackt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Trotz Investitionen in Höhe von rund 430 Millionen Euro zwischen 2013 und 2022 für Unterhalt und Ausbau der Wasserstraße habe sich die Lage nicht verbessert.

"Es fehlen also nicht nur Wasser, sondern auch die Güterschiffe", kritisierte Ekardt. Weitere Baumaßnahmen brächten ohne ausreichenden Wasserstand keine Verbesserung, richteten aber Schäden an sensiblen Ökosystemen wie Auenwäldern an. Ein Umdenken in der Elbe-Politik sei unausweichlich.

Erst am Donnerstag war der Wasserstand an der Elbe in Magdeburg voraussichtlich auf einen historischen Tiefstwert gefallen. Am Pegel Strombrücke wurden 44 Zentimeter gemessen – möglicherweise ein neuer Negativrekord.

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Der bisherige Tiefstand lag bei 45 Zentimetern im Sommer 2019. Allerdings handele es sich dabei um einen Tagesdurchschnittswert. Die statistische Auswertung laufe noch, teilte die Bundesanstalt für Gewässerkunde mit.

Es deute jedoch alles darauf hin, dass der bisherige Tiefstand unterschritten wurde.

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf, Norbert Neumann, Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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