Nur auf dem vorletzten Platz! In Sachen Digitalisierung hinkt Sachsen hinterher

Dresden - Sachsen hinkt bei digitalen Verwaltungsdienstleistungen, wie der Beantragung eines Personalausweises oder der Kfz-Anmeldung, hinterher. Laut aktuellem Überblick des Bundesdigitalministeriums liegt der Freistaat im Deutschlandvergleich auf Platz 15. Nur Baden-Württemberg ist schlechter.

Bei digitalen Verwaltungsleistungen landet Sachsen im Ländervergleich nur auf dem vorletzten Platz.
Bei digitalen Verwaltungsleistungen landet Sachsen im Ländervergleich nur auf dem vorletzten Platz.  © 123RF

Gewertet wurden flächendeckend verfügbare Dienstleistungen, die bereits teilweise oder vollständig umgesetzt sind. Sachsen kommt dabei auf eine Zahl von 960 Angeboten.

Beim Spitzenreiter Hamburg sind es 1475 Angebote, beim Schlusslicht Baden-Württemberg 936.

AfD-Fraktions-Chef Jörg Urban (61) kritisierte den schlechten Umsetzungsstand. Der Freistaat Sachsen habe die Digitalisierung verschlafen, sagte er.

Von Belantis über Erdbeer-Spaß bis hin zu Öko-Neueröffnung: So steht es um Sachsens Freizeitparks
Sachsen Von Belantis über Erdbeer-Spaß bis hin zu Öko-Neueröffnung: So steht es um Sachsens Freizeitparks
Mehr KI, Bündelung nach Herkunftsländern: Diese Maßnahmen sollen Asylverfahren beschleunigen
Sachsen Mehr KI, Bündelung nach Herkunftsländern: Diese Maßnahmen sollen Asylverfahren beschleunigen

Im Europavergleich landet Deutschland bei digitalen Verwaltungsleistungen übrigens auf Platz 14 von 27. Das ist laut der zugrunde liegenden Bitkom-Studie (FAZ berichtete zuerst) eine Verbesserung um zwei Plätze im Vergleich zum Vorjahr.

Deutschlands Digitalisierung hakt - Kommentar von Pia Lucchesi

Auch im internationalen Vergleich gehört Deutschland in Sachen Digitalisierung zu den Schlusslichtern.
Auch im internationalen Vergleich gehört Deutschland in Sachen Digitalisierung zu den Schlusslichtern.  © Fabian Sommer/dpa

Kann Deutschland überhaupt digital? Die Frage ist platt. Sie drängt sich aber auf, denn seit Jahren hört man von der Politik, wie wichtig dieser Sektor ist. Immer wieder beteuert man, dass die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ganz oben auf der Prioritätenliste steht.

Eine Bitkom-Studie bescheinigt nun Deutschland allgemein und Sachsen speziell, zu den Schlusslichtern zu gehören im internationalen und nationalen Vergleich.

Das ist ein Jammer! Trotz unzähliger IT-Gipfel, Strategien und Wettbewerbe hat es die öffentliche Verwaltung nicht geschafft, ihre IT-Infrastruktur auf den Stand der Zeit zu bringen.

Linke fordert Maßnahmen-Ausbau: Braucht Sachsen einen Hitzeplan?
Sachsen Linke fordert Maßnahmen-Ausbau: Braucht Sachsen einen Hitzeplan?
Belohnungen für Ermittlungshinweise: Sachsen hat seit Jahren nichts ausgezahlt
Sachsen Belohnungen für Ermittlungshinweise: Sachsen hat seit Jahren nichts ausgezahlt

Mehr noch: Es fehlt ein Zukunftsplan. Die Verwaltung stolpert fortwährend nur nach vorn, statt große Schritte zu schaffen. Der Föderalismus bremst einheitliche Lösungen aus, die Behörden effizienter machen könnten.

Länder wie Estland oder Schweden sind da besser. Sie sollten Deutschland Vorbild sein. Schlecht gemachte Prestige-Projekte wie die elektronische Patientenakte ersticken zudem sofort jedes Feuer der Begeisterung.

In Deutschland wird gerne von möglichen Einsparungen beim Personal gesprochen, wenn es um Digitalisierung geht. Das ist fatal, denn dieses Argument finden höchstens Kämmerer und der Finanzminister sexy. Warum werden Arbeitserleichterung, Zeiteinsparung und Servicefreundlichkeit nicht in den Mittelpunkt gerückt?

Laut Bitkom-Umfragen wünschen sich 84 Prozent der Deutschen ein einheitliches Servicekonto mit Zugang zu allen digitalen Verwaltungsleistungen. Genügt das nicht als Ansatz und Motivation?

Titelfoto: 123RF

Mehr zum Thema Sachsen: