"Operationsplan Deutschland": Sachsens Gemeinden sollen sich auf Krieg mit Russland vorbereiten
Dresden - Das ist keine Übung: Seit Wochen klappern hochrangige Militärs Städte und Kreise in ganz Deutschland ab, um sie auf einen Krieg mit Russland vorzubereiten. In diesem Fall wird Deutschland zur Drehscheibe für die NATO - und unsere Kommunen sollen Soldaten wie Panzer, Geflüchtete und Opfer versorgen. Der Freistaat steckt mittendrin.
Alles in Kürze
- Sachsens Gemeinden bereiten sich auf Krieg mit Russland vor
- Bundeswehr trifft sich mit Oberbürgermeistern und Landräten
- Deutschland wird Logistikzentrum für NATO-Armeen
- Kommunen sollen Soldaten und Geflüchtete versorgen
- Finanzierung von Vorbereitungen ist unklar

Seit einigen Wochen werden Deutschlands Oberbürgermeister und Landräte von Bundeswehroffizieren heimgesucht. Mit diesen "vertraulichen" Treffen will die Truppe den Ausbau der Kriegstüchtigkeit deutscher Kommunen vorantreiben.
Kritische Infrastruktur soll identifiziert, Heimatschutz-Konzepte erarbeitet, Bunkeranlagen wiederhergestellt werden. Das berichtet das Journalistennetzwerk Correctiv - und die Bundeswehr bestätigt das.
Demnach ist das Vorgehen Teil des "Operationsplan Deutschland". Der sogenannte "OPLAN DEU" regelt die Landesverteidigung im Ernstfall. Weite Teile davon sind streng geheim.
Im siebenseitigen Handbuch dazu lässt sich aber seine Marschrichtung erkennen: Die Fähigkeit, innerhalb kürzester Zeit Truppen und Gerät an die Ostflanke der NATO zu verlegen, wird darin als "zentrale[r] Pfeiler der konventionellen Abschreckung" beschrieben.


OB Hilbert und andere schweigen - aber nicht alle


Die Bundesrepublik wird in diesem Fall zur "Drehscheibe Deutschland" - sozusagen das Logistikzentrum für Armeen aus Frankreich, England, Nordamerika. "In den Planungen der NATO müssen mehrere Hunderttausend Soldaten durchgängig logistisch und medizinisch versorgt werden", heißt es darin. "Die maximale zivile Unterstützung ist [...] ein entscheidender Faktor." Was kommt da also auf uns zu?
TAG24 hat sich in ganz Sachsen umgehört. Mehrere Landräte und Oberbürgermeister, wie etwa Dresdens OB Dirk Hilbert (53, FDP), verweigerten Aussagen, verwiesen an die Bundeswehr oder auf eine hohe Geheimhaltungsstufe.
Aber nicht alle: Nach TAG24-Informationen fand am 13. März eine Konferenz aller sächsischen Landräte statt, bei dem ein Oberst des hiesigen Landeskommandos die Teilnehmer eingeschworen hatte.
"Der Landkreis Görlitz nimmt eine besondere Rolle ein", sagt dessen Landrat Stephan Meyer (44, CDU) auf Nachfrage. Nicht nur wegen der Truppenübungsplätze und der Polen-Grenze: "Unsere Bahnstrecke ist schon jetzt logistischer Einlaufpunkt für Truppen, die in Richtung Baltikum unterwegs sind, hier versorgt werden und dann weiterziehen."
Es gibt schon jetzt ein Problem


Auch Heinrich Kohl (69, CDU), OB von Aue-Bad Schlema, bestätigt die Gespräche. Als kommunaler Vertreter hofft er, dass dafür zügig Geld vom Bund fließt, etwa für den Ausbau der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes. Aber auch für die "Renaissance eines Kreiswehrkommandos", so Kohl.
Dabei gibt es schon jetzt ein Problem: Die Kommunen sind für diese Aufgaben erst im Spannungs- oder Kriegsfall zuständig. "Zivilschutz ist eine Bundesangelegenheit, die in den letzten 30 Jahren niemanden interessierte", sagte etwa ein Sprecher der Stadt Leipzig.
Und Landrat Meyer fügt hinzu, dass so eine Vorhaltung finanziert werden müsse: "Der Bau von Bunkern oder das Ertüchtigen von Brücken für militärische Gewichtsklassen ist keine kommunale Aufgabe."
Im Frühjahr 2026 ist die letzte Stufe des OPLAN DEU geplant, die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen. Spätestens dann werden wohl auch die Bürger auf die neue Lage eingeschworen.
Titelfoto: Bildmontage: picture-alliance/dpa/Ingo Wagner, Norbert Neumann