Gewalt, Bedrohung, Sachbeschädigung: Immer mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen
Dresden - Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist 2024 in Sachsen stark gestiegen. Der Landesverband der Meldestelle Antisemitismus (RIAS) gab deren Zahl bei der Vorstellung der Jahresbilanz mit 349 an. Das entspricht einem Plus von 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Der dramatische Anstieg antisemitischer Vorfälle ist alarmierend. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, jüdisches Leben zu schützen und Antisemitismus in all seinen Formen entgegenzutreten", mahnte Thomas Feist als Beauftragter der sächsischen Staatsregierung für das jüdische Leben.
Von den gemeldeten Vorfällen richteten sich etwa zwei Drittel gegen den Staat Israel und sein Volk. Hass und Menschenverachtung charakterisierten sie. Häufig verherrlichten sie auch Terror und Verfolgung im Nationalsozialismus.
Insgesamt 40 Gewalttaten wurden registriert - 16 Angriffe, 16 gezielte Sachbeschädigungen (zum Beispiel an Stolpersteinen) sowie acht Bedrohungen.
"Antisemitismus und ein grundlegendes Gefühl der Unsicherheit durchdringt und bestimmt das Leben aller in Deutschland lebenden Juden", sagte RIAS-Referentin Charlotte Brandes.
Dies gilt nochmals verstärkt seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 und findet vor dem Hintergrund "eines gesamtgesellschaftlichen antisemitischen Grundrauschens" statt, so Brandes.
Krisen verstärken Antisemitismus-Vorfälle
Marina Chernivsky von der Antisemitismus-Fachberatungsstelle des Vereins OFEK ist in großer Sorge, weil Judenfeindlichkeit heute an Schulen, Hochschulen, in Kultureinrichtungen, Institutionen sowie allen politischen Lagern um sich greift.
"Die dokumentierten Vorfälle wirken wie ein Seismograf für tief verankerte antisemitische Strukturen, die insbesondere in Krisenzeiten wirksam werden", so Chernivsky.
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