Trotz Widerstand: Umstrittener Windrad-Ausbau in Sachsen geht weiter
Dresden/Zwickau - Die AfD ist mit der Forderung nach einem größeren Abstand von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung im Landtag abgeblitzt. Der Ausbau von Windparks geht weiter. Mancherorts unter Protest.

Die Widerstände der AfD gegen die Windenergie sind Programm, die "Windmühlen der Schande" von Parteichefin Alice Weidel (46) noch im Ohr.
Nun forderte die sächsische AfD die Einführung der "10-H-Regel", also einen Abstand zur Wohnbebauung, zehnmal weiter als die Höhe des Windrads.
"Das führt nicht zu einem besseren Schutz, sondern nur dazu, den Bau von Anlagen zu verhindern", sagt der Geschäftsführer des Energieanlagenbauers "Frank Bündig", Eric Müller (41).
Die hundertprozentige Tochter der SachsenEnergie baut derzeit im Windpark Reinsdorf bei Zwickau vier neue Anlagen vom Typ Vestas 162 mit einer Nabenhöhe von 169 Metern. Gerade sind die Betonfundamente fertig geworden, im Sommer beginnt der Bau der Türme. Wenn die "Windräder" Ende des Jahres in Betrieb gehen, werden sie 25 Jahre lang jeweils 15.000 MWh Strom liefern - jährlich.
Das reicht nach Angaben von SachsenEnergie für 20.000 Haushalte.

Crowdfunding soll Park möglich machen

"Eine fünfte Anlage mit 175 Meter Nabenhöhe ist bereits genehmigt, die sechste befindet sich derzeit in der Genehmigungsplanung", erläutert Matthias Bleil (43), ebenfalls Geschäftsführer bei "Frank Bündig".
Davon haben auch die umliegenden Gemeinden etwas, gestaffelt insgesamt 120.000 Euro jährlich. Die Einwohner können durch "Crowdfunding" weiter profitieren.
Allerdings: Wegen Schlagschattenwurf oder Lärmbelästigung wirken sich solche Anlagen nach einer älteren Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) nachteilig aus. Nach dieser Auswertung von 2019 sank der Wert eines Hauses in einem Kilometer Entfernung im Durchschnitt um gut 7 Prozent.
Auch deshalb nimmt die Proteststimmung in Sachsen zu. Für Freitag ist eine Großdemo gegen den Bau von Windkraftanlagen vor dem Landtag angekündigt.
Reinsdorf: Gegenwind vor dem Bau des Parks

Auch in Reinsdorf gab es 2022 vor dem Bau des Parks Gegenwind.
Der Gemeinderat lehnte ihn einstimmig ab, wurde aber vom Landratsamt überstimmt. Die Behörden sind unter Druck. Sie müssen bis 2032 insgesamt 2 Prozent der Landesfläche als Eignungsgebiete für Windkraftanlagen ausweisen.
Um das zu erreichen, will die Koalitionsregierung aus CDU und SPD das Planungsrecht flexibilisieren und die Akzeptanz von Windkraftanlagen fördern.
Ein Gesetzentwurf ist bereits formuliert und soll demnächst im Landtag beraten werden.
Titelfoto: dpa-Zentralbild