Trotz Widerstand: Umstrittener Windrad-Ausbau in Sachsen geht weiter

Dresden/Zwickau - Die AfD ist mit der Forderung nach einem größeren Abstand von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung im Landtag abgeblitzt. Der Ausbau von Windparks geht weiter. Mancherorts unter Protest.

Ressentiments gegen "Windmühlen" sind in Sachsen weitverbreitet. Bürgerinitiativen haben für Freitag um 13 Uhr zu einer Großdemo in Dresden aufgerufen.
Ressentiments gegen "Windmühlen" sind in Sachsen weitverbreitet. Bürgerinitiativen haben für Freitag um 13 Uhr zu einer Großdemo in Dresden aufgerufen.  © dpa-Zentralbild

Die Widerstände der AfD gegen die Windenergie sind Programm, die "Windmühlen der Schande" von Parteichefin Alice Weidel (46) noch im Ohr.

Nun forderte die sächsische AfD die Einführung der "10-H-Regel", also einen Abstand zur Wohnbebauung, zehnmal weiter als die Höhe des Windrads.

"Das führt nicht zu einem besseren Schutz, sondern nur dazu, den Bau von Anlagen zu verhindern", sagt der Geschäftsführer des Energieanlagenbauers "Frank Bündig", Eric Müller (41).

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Die hundertprozentige Tochter der SachsenEnergie baut derzeit im Windpark Reinsdorf bei Zwickau vier neue Anlagen vom Typ Vestas 162 mit einer Nabenhöhe von 169 Metern. Gerade sind die Betonfundamente fertig geworden, im Sommer beginnt der Bau der Türme. Wenn die "Windräder" Ende des Jahres in Betrieb gehen, werden sie 25 Jahre lang jeweils 15.000 MWh Strom liefern - jährlich.

Das reicht nach Angaben von SachsenEnergie für 20.000 Haushalte.

Die Fundamente für die vier neuen Windkraftanlagen im Windpark Reinsdorf bei Zwickau sind bereits gegossen, die Türme werden im Sommer gebaut. Ende des Jahres sollen sie in Betrieb gehen.
Die Fundamente für die vier neuen Windkraftanlagen im Windpark Reinsdorf bei Zwickau sind bereits gegossen, die Türme werden im Sommer gebaut. Ende des Jahres sollen sie in Betrieb gehen.  © Maik Börner

Crowdfunding soll Park möglich machen

Eric Müller (41) und Falk Hohlfeld (39) von der Frank Bündig GmbH mit Verena Zapf (30) und Matthias Bleil (43, v.l.) von SachsenEnergie beim Pressetermin am Dienstag.
Eric Müller (41) und Falk Hohlfeld (39) von der Frank Bündig GmbH mit Verena Zapf (30) und Matthias Bleil (43, v.l.) von SachsenEnergie beim Pressetermin am Dienstag.  © Maik Börner

"Eine fünfte Anlage mit 175 Meter Nabenhöhe ist bereits genehmigt, die sechste befindet sich derzeit in der Genehmigungsplanung", erläutert Matthias Bleil (43), ebenfalls Geschäftsführer bei "Frank Bündig".

Davon haben auch die umliegenden Gemeinden etwas, gestaffelt insgesamt 120.000 Euro jährlich. Die Einwohner können durch "Crowdfunding" weiter profitieren.

Allerdings: Wegen Schlagschattenwurf oder Lärmbelästigung wirken sich solche Anlagen nach einer älteren Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) nachteilig aus. Nach dieser Auswertung von 2019 sank der Wert eines Hauses in einem Kilometer Entfernung im Durchschnitt um gut 7 Prozent.

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Auch deshalb nimmt die Proteststimmung in Sachsen zu. Für Freitag ist eine Großdemo gegen den Bau von Windkraftanlagen vor dem Landtag angekündigt.

Reinsdorf: Gegenwind vor dem Bau des Parks

Ein fünftes "Windrad" ist schon genehmigt, ein sechstes noch im Verfahren. Der Gemeinderat Reinsdorf hatte den Windpark 2022 abgelehnt. Aber das Landratsamt setzte sich bei dem Entwurf durch.
Ein fünftes "Windrad" ist schon genehmigt, ein sechstes noch im Verfahren. Der Gemeinderat Reinsdorf hatte den Windpark 2022 abgelehnt. Aber das Landratsamt setzte sich bei dem Entwurf durch.  © Maik Börner

Auch in Reinsdorf gab es 2022 vor dem Bau des Parks Gegenwind.

Der Gemeinderat lehnte ihn einstimmig ab, wurde aber vom Landratsamt überstimmt. Die Behörden sind unter Druck. Sie müssen bis 2032 insgesamt 2 Prozent der Landesfläche als Eignungsgebiete für Windkraftanlagen ausweisen.

Um das zu erreichen, will die Koalitionsregierung aus CDU und SPD das Planungsrecht flexibilisieren und die Akzeptanz von Windkraftanlagen fördern.

Ein Gesetzentwurf ist bereits formuliert und soll demnächst im Landtag beraten werden.

Titelfoto: dpa-Zentralbild

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