Ungelogen: Dem Radebeuler Lügenmuseum droht das Aus

Radebeul - Ganz ernst nehmen sich die Exponate im Radebeuler Lügenmuseum nicht. Sie rasseln und klimpern, kommen in allen Farben und Formen daher, nennen sich "Fliegender Teppich" oder "Untergang der Titanic". Bald aber steht das Lebenswerk von Künstler Reinhard Zabka (75) vor Gericht.

Reinhard Zabka (75) ist Chef des Lügenmuseums.
Reinhard Zabka (75) ist Chef des Lügenmuseums.  © Norbert Neumann

Seit 35 Jahren betreibt Reinhard Zabka sein Lügenmuseum mit Objektkunst, die er teils im DDR-Untergrund geschaffen hat.

Damals rebellierte der gelernte Fernmeldemechaniker mit langen Haaren und künstlerischer Fantasie gegen das Regime - und schuf so viel Kunst hinter der Mauer, dass er 1990 sein Lügenmuseum in Brandenburg öffnen konnte.

Nach einem Mietstreit kam er 2012 im historischen Gasthof Serkowitz in Radebeul unter. "Uns wurde eine Erbbaupacht in Aussicht gestellt", sagt Zabka, gestaltete die Innenräume gemeinsam mit Ehefrau Dorota Zabka mit unzähligen originellen Kunstgegenständen, die zum Diskurs anregen sollen.

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Das Museum residiert im sanierungsbedürftigen Gasthof Serkowitz (1337 erstmals erwähnt) in Radebeul. Wie lange noch?
Das Museum residiert im sanierungsbedürftigen Gasthof Serkowitz (1337 erstmals erwähnt) in Radebeul. Wie lange noch?  © Norbert Neumann
Im Tanzsaal des Gasthofs hängt die Tapete in Fetzen von der Decke.
Im Tanzsaal des Gasthofs hängt die Tapete in Fetzen von der Decke.  © Norbert Neumann

Hintergrund der Klage ist ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2023

Die Kunst im Lügenmuseum ist bunt und kleinteilig. Im Vordergrund zu sehen: der "Untergang der Titanic".
Die Kunst im Lügenmuseum ist bunt und kleinteilig. Im Vordergrund zu sehen: der "Untergang der Titanic".  © Norbert Neumann

"Sollten wir rausfliegen, ist der Erhalt unseres Museums unmöglich. Unsere Kunst ist dafür viel zu kleinteilig. Wir sind täglich mit der Wartung beschäftigt, haben über die Jahre nebenbei Hunderttausende Euro in den Erhalt des Gasthofs investiert", kritisiert Zabka.

Hintergrund der Klage ist ein Stadtratsbeschluss von 2023, demnach das Gebäude verkauft und saniert werden soll. Auf 3,5 Millionen Euro summiert sich der Sanierungsstau laut Stadt.

Der Museums-Chef bleibt kämpferisch - im Juni ist Prozess vor dem Amtsgericht.

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"Sollten wir das Museum räumen müssen, würden wir Schadensersatz fordern. Aber eigentlich geht es uns um den ideellen Wert. Scheitern wir in der ersten Instanz, legen wir Berufung ein."

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann (2)

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