Zeuge im NSU-Prozess: Beate Zschäpe warnte vor der rechten Szene

Dresden - Es sagt wohl einiges über das Klima in Zwickaus Jugend vor zwei Jahrzehnten aus, wenn selbst eine Neonazi-Terroristin zur Mäßigung mahnte. So soll es zumindest laut Patrick K. (35) geschehen sein, der am Donnerstag als Zeuge im wahrscheinlich letzten NSU-Prozess aussagte.

Terroristin Beate Zschäpe (50) pflegte einst in der Zwickauer Polenzstraße ein recht geselliges Leben.  © DPA

In der Zwickauer Polenzstraße fanden die Terroristen Beate Zschäpe (50), Uwe Böhnhardt (†34) und Uwe Mundlos (†38) ab Mai 2001 Unterschlupf, flogen wegen eines Wasserschadens in einer Wohnung darüber fast auf.

Nachbarsjunge Patrick wurde verdächtigt, in der Wohnung darüber die Wasserhähne aufgedreht und Gegenstände gestohlen zu haben. Zschäpe sollte als Zeugin vernommen werden, konnte sich aber mit dem Namen von Freundin Susann E. (44) tarnen.

Gegen sie wird unter anderem deshalb wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verhandelt.

Sachsen Neuer Digitalpakt soll Sachsens Schulen auf Empfang bringen

Doch Patrick hatte auch Kontakt zu Zschäpe selbst, die mit seiner Mutter befreundet war. "Eigentlich nur, wenn sie bei meiner Mutter zum Kaffee war", sagte er am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht. "Es gab auch Treffen in der Hausgemeinschaft. Wenn jemand Geburtstag hatte, wurde gemeinsam gegrillt."

Doch offenbar hatte die gesellige Terroristin auch Tipps für den damaligen Teenager: "Meine politische Einstellung war damals mehr in die rechte Szene", so Patrick. "Das hat sich durch meine Kleidung ausgedrückt."

Anzeige

Nachbarsjunge nahm Beate Zschäpe als neutral wahr

Zschäpe habe er eher als neutral wahrgenommen. "Sie hat mal zu mir gesagt, dass ich mich aus der Szene zurückhalten soll", so der Zwickauer. "Sie war selbst deshalb mit einem Fuß im Gefängnis, ich soll mir das gut überlegen." Er habe sich dann schleunigst aus der rechtsextremen Szene verabschiedet.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Mehr zum Thema Sachsen: