Zwei Attacken in einer Woche: Wolf holt sich trächtige Schafe von sächsischem Züchter
Görlitz - Seit 25 Jahren züchtet Christian Walther (61) Schwarzkopf- und Milchschafe aus Leidenschaft. In Rothenburg (bei Görlitz) hat er seine Weide nach den bestehenden Vorgaben gegen Angriffe von Wölfen abgesichert. Dennoch wurden innerhalb von nur einer Woche vier Muttertiere gerissen.
Das Fell ist blutgetränkt, die aufgerissenen Leiber liegen auf der Schubkarre des Hirten. Zwei hochtragende Muttertiere, eines davon mit Zwillingen, wurden in der Nacht zum 28. Oktober gerissen: "Wir haben dann die Netze kontrolliert und zudem noch Flatterbänder eingearbeitet. Wir dachten, wir seien vorbereitet." Mitnichten.
Wenige Tage später schlug der Wolf wieder zu, riss erneut zwei trächtige Muttertiere. Die Herde ist von 15 Schwarzkopf- und Milchschafen auf elf geschrumpft.
90 Zentimeter "Mindestschutz" müssen die Zäune laut Vorgaben des Umweltlandesamts aufweisen, um im Falle eines Angriffs Geld zu erhalten. Dabei übernimmt der Freistaat sowohl "zu 100 Prozent" die Kosten für das Zaunmaterial, aber garantiert mit Aufstellung auch den Schadenersatz für gerissene Tiere.
"Dies gilt sowohl für Hobbyhalter als auch für Tierhalter im landwirtschaftlichen Haupt- oder Nebenerwerb", erklärt ein Sprecher.
Sechs Wolfsterritorien im Kreis Görlitz
Die Zäune des Züchters übersteigen mit 1,05 Meter die Vorgaben: "Der Wolf springt locker 1,50 Meter. Die Vorgaben für den Zaun sind ein Witz", schimpft Christian Walther, der schon vor zehn Jahren die erste Wolfs-Attacke verzeichnet hatte.
Es dauerte neun Jahre, bis ein Wolf im Winter 2024 drei hochtragende Tiere riss. Jetzt zwei Attacken in einer Woche. Er ist sich sicher, "das ist kein Wanderwolf, sondern einer von hier".
Laut Umweltamt hat sich die Wolfspopulation in zehn Jahren mehr als verdoppelt. 2014/15 wurden landesweit 16 Wolfsterritorien registriert, davon sechs im Kreis Görlitz.
2019/20 stieg die Zahl auf 38 Territorien, 13 davon in Görlitz. Zwei Jahre später wurden dort bereits 16 Territorien gezählt, landesweit insgesamt 43.
Titelfoto: Bildmontage: Oliver Berg/dpa, Danilo Dittrich

