Nach Schwarzbuch-Rüge für Zwickauer Superknast: Kritiker fühlen sich bestätigt
Zwickau - Ein gigantischer Gefängnis-Rohbau, Kostenexplosion Stillstand: Der "Superknast" von Zwickau ist längst zum Symbol für Steuerverschwendung geworden. In dieser Woche tauchte das Bauprojekt auch noch im Schwarzbuch der Steuerzahler auf. Alte Erinnerungen werden wach.

2013 hatten sich im Stadtteil Marienthal Anwohner zusammengetan, um gegen die Pläne von Sachsen und Thüringen zu kämpfen, auf dem RAW-Gelände eine gemeinsame Justizvollzugsanstalt zu errichten.
Einer von ihnen ist Lutz Reinhold (63). Der spätere Stadtrat (BfZ) sagt heute: "Wir haben 2013 die Bürgerinitiative gegründet, viele Freundschaften gewonnen. Wenn es morgen wieder nötig wäre, wären 90 Prozent sofort wieder dabei."
Gemeinsam mit Grit Fischer (45, auch sie später Stadträtin) erinnert er sich an die Zeit, in der sie Tausende Unterschriften sammelten. Mehr als 10.000 Zwickauer wollten damals einen Bürgerentscheid erzwingen - vergeblich. Der Stadtrat blockte, entschied in einer Sondersitzung einfach gegen die Bürger.
"Wir wussten schon damals, dass das eine Steuergeldverschwendung wird. Aber dass es so schlimm kommt, hat niemand geahnt", sagt Reinhold. Heute, zwölf Jahre später, gibt ihm die Realität Recht: Statt der ursprünglich veranschlagten 172 Millionen Euro stehen inzwischen 476 Millionen Euro plus 24 Millionen Risikovorsorge im Raum.
Zwickauer Superknast wird wohl erst 2029 eröffnen

Die Baustelle ruht, seit Frühjahr 2024 passiert gar nichts. Frühestens 2027 sollen die Arbeiten weitergehen. Die ursprünglich für 2019 geplante Fertigstellung wird für 2029 versprochen, die Inbetriebnahme ein Jahr später. Ob das jemals Realität wird, ist unklar.
"Wir wissen nicht, ob wir lachen oder weinen sollen", so Reinhold. "Und am meisten tun mir die Justizvollzugsbeamten leid. Die sitzen seit Jahren auf gepackten Koffern und wissen nicht, wie es weitergeht."
Fischer ergänzt: "Für uns war es ein Schock. Plötzlich stand im Raum: In unserem schönen Marienthal ein Knast mit über 800 Haftplätzen. Ich habe gedacht: Das kann doch nicht sein!"
Titelfoto: Bildmontage: Hendrik Schmidt/dpa, Ralph Kunz