"Eine dreckige Schlacht": Europameister Artur Reis mit Pfiffen zum Sieg in Chemnitz
Chemnitz - "Hör auf zu heulen und hau dem aufs Maul." Für Herausforderer Artur Reis (33) gab es am Samstag bei der SES-Box-Gala im ausverkauften Chemnitzer Kraftverkehr eine klare Ansage von Trainer Dirk Dzemski (53).
Der erfahrene Coach wusste nach der 8. Runde, dass der EM-Gürtel wohl nur noch zu holen ist, wenn sein Schützling den Polen Mateusz Tryc (34) auf die Bretter schickt. Das schaffte Reis nicht.
Am Ende erklärten zwei der drei Punktrichter den Wolfsburger dennoch zum Sieger. Ein Urteil, das viele der 2300 Zuschauer am späten Samstagabend mit Pfiffen quittierten.
Auf dem Punktezettel der beiden Deutschen standen ein 96:94 und 97:93 für Reis. Der Italiener sah Tryc mit 96:94 vorn.
"Das war kein sauberer Kampf, sondern eine dreckige Schlacht", meinte der neue Titelträger: "Ja, Tryc hat gut getroffen. Ich konnte auch viele Treffer setzen. Das war vielleicht das ganz kleine Stück, das den Kampf am Ende für mich entschieden hat."
Artur Reis: "Das war gegen einen sehr starken Gegner nicht meine Glanzleistung."
Reis, der zwei Tage zuvor noch von einer Top-Vorbereitung gesprochen hatte, gestand: "Das war gegen einen sehr starken Gegner nicht meine Glanzleistung. Ich habe die Linie nicht so gehalten, wie mit dem Trainer vereinbart."
Statt Tryc wie in den ersten beiden Runden mit scharfem Jab und guter Beinarbeit auf Distanz zu halten, ließ sich Reis immer wieder auf den Infight ein und kassierte schwere Körpertreffer.
"Die letzten beiden Runden waren extrem wichtig. Deshalb musste ich Artur wachrütteln", sagte Trainer Dirk Dzemski, der von einem sehr unsauberen Kampf "mit viel Würgerei" sprach: "Irgendwie haben die beiden Jungs nicht zusammengepasst."
Dzemski sah seinen Schützling nicht in Topform: "Die ersten beiden Runden hat unsere Taktik sehr gut funktioniert. Danach waren seine Beine nicht mehr so gut da. Artur hatte Mühe, sich zu bewegen. Man muss aber auch sagen: Tryc ist ein toller und cleverer Boxer. Der hat viel Erfahrung. Der schneidet die Wege ab. Am Ende haben wir knapp gewonnen. Es hätte aber auch andersherum ausgehen können. Ein bisschen Glück gehört im Sport auch dazu."
Titelfoto: Kristin Schmidt

