Bundesliga-Abstiegskandidaten in der Vorschau: Aufsteiger Schalke und Werder erhöhen den Druck

Deutschland - Es geht wieder los! Die neue Saison in der 1. Bundesliga steht kurz bevor, doch welche Teams müssen um den Klassenerhalt kämpfen und zittern? Alles dazu in der ausführlichen TAG24-Vorschau.

Bochums neuer Zielstürmer Philipp Hofmann (29, r.) traf im DFB-Pokal gegen den FC Viktoria 1889 Berlin direkt in seinem ersten Pflichtspieleinsatz.
Bochums neuer Zielstürmer Philipp Hofmann (29, r.) traf im DFB-Pokal gegen den FC Viktoria 1889 Berlin direkt in seinem ersten Pflichtspieleinsatz.  © Soeren Stache/dpa

Nach dem überraschend souveränen Verbleib im deutschen Oberhaus wartet auf den VfL Bochum das verflixte zweite Jahr. Die Truppe von Trainer Thomas Reis (48) will die Experten erneut Lügen strafen, doch das dürfte nicht gerade einfach werden.

Die starken Leistungen des Ruhrpottklubs weckten Begehrlichkeiten und so musste der VfL mit Abwehrchef Maxim Leitsch (24, 1. FSV Mainz 05), Innenverteidiger-Juwel Armel Bella-Kotchap (20, FC Southampton), Knipser Sebastian Polter (31, FC Schalke 04) und Offensiv-Allrounder Milos Pantovic (26, 1. FC Union Berlin) gleich vier tragende Stützen ziehen lassen.

Königstransfer Philipp Hofmann (29, Karlsruher SC) soll den Polter-Abgang kompensieren und erzielte beim 3:0-Erfolg im DFB-Pokal gegen den FC Viktoria 1889 Berlin auch sofort seinen ersten Pflichtspieltreffer, während der ehemalige ukrainische Nationalkicker Ivan Ordets (30, Leihe, Dynamo Kiew) für die Stabilisation des Abwehrzentrums zuständig sein wird.

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Dazu holten die Verantwortlichen mit Kevin Stöger (28, Mainz) und Philipp Förster (28, VfB Stuttgart) bundesligaerfahrene Qualität für wenig Geld in die Arbeiterstadt. Für eine weitere sorgenfreie Spielzeit muss bei den Blau-Weißen allerdings dennoch beinahe alles perfekt laufen.

Ivan Ordets (30, l.) soll Maxim Leitsch (24, nicht im Foto) in der Hintermannschaft des VfL Bochum ersetzen.
Ivan Ordets (30, l.) soll Maxim Leitsch (24, nicht im Foto) in der Hintermannschaft des VfL Bochum ersetzen.  © Alessio Tarpini/LPS via ZUMA Press Wire/dpa

FC Augsburg setzt auf Trainer-Talent Enrico Maaßen

Im Pokal gegen Blau-Weiß Lohne durfte der neue FCA-Coach Enrico Maaßen (38) schon viermal jubeln.
Im Pokal gegen Blau-Weiß Lohne durfte der neue FCA-Coach Enrico Maaßen (38) schon viermal jubeln.  © Christopher Neundorf/dpa

Der FC Augsburg ist die permanente Anwesenheit des Abstiegsgespenstes mittlerweile hingegen gewohnt und ließ es auf dem Transfermarkt daher auch eher ruhig angehen.

Angreifer Ermedin Demirovic (24) kam im Tausch für Michael Gregoritsch (28) vom SC Freiburg, zudem lotste Sportchef Stefan Reuter (55) das vielversprechende Abwehrtalent Maximilian Bauer (22, SpVgg Greuther Fürth) vom Absteiger aus Mittelfranken in die Fuggerstadt.

Der wichtigste Schachzug war aber wohl die feste Verpflichtung der bisherigen Leihgabe Arne Maier (23) von Hertha BSC, der nach dem Mittelfußbruch von Niklas Dorsch (24) in der Vorbereitung sogar noch mehr Bedeutung zukommt, auch wenn der FCA kurzfristig Elvis Rexhbecaj (24, VfL Wolfsburg) fürs Mittelfeldzentrum akquirieren konnte.

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Entscheidend wird, wie gut sich Trainer-Hoffnung Enrico Maaßen (38), der die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund zuletzt in die 3. Liga führte und dort etablierte, im rauen Bundesliga-Alltag schlägt und seine eingespielte Truppe durch Höhen und vor allem Tiefen lenkt.

Mit Bo Svensson (42) geht ein ähnlich junger Übungsleiter bei Mainz dagegen schon in seine dritte Saison. Er hievte den FSV nach einer sensationellen Rettungs-Rückrunde 2020/21 auf einen ausgezeichneten achten Platz in der abgelaufenen Spielzeit, allerdings musste der Däne mit Moussa Niakhaté (26, Nottingham Forest) und Jeremiah St. Juste (25, Sporting Lissabon) zwei Stamm-Innenverteidiger ins Ausland verabschieden.

1. FSV Mainz 05 könnte abrutschen, Hertha BSC erneut als Wundertüte

Marcus Ingvartsen (26, r.) wechselte für etwa 2,3 Millionen Euro vom 1. FC Union Berlin nach Mainz.
Marcus Ingvartsen (26, r.) wechselte für etwa 2,3 Millionen Euro vom 1. FC Union Berlin nach Mainz.  © Robert Michael/dpa

Das könnte sich als fatal erweisen, da die Abwehr der Nullfünfer mit lediglich 45 Gegentoren die viertbeste der Liga war. Neuzugang Leitsch sollte neben den beiden Defensiv-Routiniers Alexander Hack (28) und Stefan Bell (30) also bestenfalls sofort funktionieren.

Auch Spielmacher Angelo Fulgini (25, SCO Angers) und Angreifer Marcus Ingvartsen (26, Union) müssen sich im Svensson-System erst noch beweisen, während viel Last auf den Schultern der beiden U21-Europameister Anton Stach (23) und Jonathan Burkardt (22) liegt. Sollten die jungen Leistungsträger schwächeln, könnte der Karnevalsverein schnell unten reinrutschen.

Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Hertha BSC. Der Big-City-Klub konnte den Abstieg in der Relegation gegen den Hamburger SV gerade so abwenden und wünscht sich sehnlichst Ruhe und Stabilität.

Dafür haben die "Spreeathener" den Kader ausgemistet und unter anderem Niklas Stark (27, SV Werder Bremen), Santiago Ascacibar (25, Leihe, US Cremonese) und Alexander Schwolow (30, Leihe, Schalke) abgegeben.

Auf der Zugangsseite sollen Ivan Sunjic (25, Leihe, Birmingham City), Filip Uremovic (25, Rubin Kazan), Chidere Ejuke (24, Leihe, ZSKA Moskau), Jonjoe Kenny (25, FC Everton) und Wilfried Kanga (24, Young Boys) die Schießbude (71 Gegentreffer) schließen und die oftmals einfallslose Offensive beleben.

Beim DFB-Pokal-Aus im Elfmeterschießen gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig hat das schon mal - zumindest in der Defensive - nicht geklappt. Vor dem neuen Trainer Sandro Schwarz (43) liegt folglich noch eine Menge Arbeit.

Kann Sechser Ivan Sunjic (25, l.) die wacklige Defensive von Hertha BSC stabilisieren?
Kann Sechser Ivan Sunjic (25, l.) die wacklige Defensive von Hertha BSC stabilisieren?  © David Davies/PA Wire/dpa

FC Schalke 04 will mit neuen Kräften die Klasse halten

Linksaußen Tobias Mohr (26, l.) und Abwehr-Haudegen Maya Yoshida (33) sollen den Traditionsverein aus Gelsenkirchen in der 1. Bundesliga halten.
Linksaußen Tobias Mohr (26, l.) und Abwehr-Haudegen Maya Yoshida (33) sollen den Traditionsverein aus Gelsenkirchen in der 1. Bundesliga halten.  © Tim Rehbein/dpa, Carmen Jaspersen/dpa

Den bisher genannten Klubs dürften auch die ungewöhnlichen Liga-Neulinge Sorgen bereiten. Mit Schalke und Werder kehren zwei eigentlich gestandene Größen ins Oberhaus zurück, die im Vergleich zu den meisten Aufsteigern nicht automatisch als Abstiegskandidaten Nummer eins und zwei ins Rennen gehen.

So holten die Knappen gleich zwölf externe Neuzugänge nach Gelsenkirchen, darunter Top-Leute wie Sechser Alex Kral (24, Leihe, Spartak Moskau), den 119-fachen japanischen Nationalverteidiger Maya Yoshida (33, Sampdoria Genua), Standardspezialist Florent Mollet (30, HSC Montpellier), Flügelflitzer Tobias Mohr (26, 1. FC Heidenheim), Mittelfeldjuwel Tom Krauß (21, Leihe, RB Leipzig), Keeper Schwolow und Torjäger Polter.

Darüber hinaus gelang es den Königsblauen mit Rodrigo Zalazar (22, Eintracht Frankfurt) und Flankenkünstler Thomas Ouwejan (25, AZ Alkmaar) zwei Leistungsträger der vergangenen Zweitliga-Meistersaison fest zu verpflichten. Lediglich der Verlust der Leih-Rückkehrer Ko Itakura (25, Borussia Mönchengladbach) und mit Abstrichen Darko Churlinov (22, Stuttgart) schmerzt.

Falls S04-Coach Frank Kramer (50) die neuen Kräfte zügig einbinden und das anspruchsvolle Umfeld den Schwung aus der 2. Bundesliga mitnehmen kann, ist der Klassenerhalt ein absolut realistisches Ziel. Dazu müsste der derzeit angeschlagene Knipser Simon Terodde (34) seine Treffsicherheit aber auch endlich im Oberhaus beweisen, denn Kollege Polter ließ beim 5:0 im Pokal gegen den Bremer SV bereits einige Hochkaräter liegen.

Sebastian Polter (31, r.) durfte sich im Pokal zwar über den deutlichen Sieg gegen den Bremer SV freuen, ein eigener Treffer blieb ihm aber verwehrt.
Sebastian Polter (31, r.) durfte sich im Pokal zwar über den deutlichen Sieg gegen den Bremer SV freuen, ein eigener Treffer blieb ihm aber verwehrt.  © Carmen Jaspersen/dpa

SV Werder Bremen gut gerüstet für den Abstiegskampf

Oliver Burke (25, 2.v.l.) spielte bereits von 2016 bis 2017 für RB Leipzig in der 1. Bundesliga, Amos Pieper (24) stieg letzte Saison mit Bielefeld ab.
Oliver Burke (25, 2.v.l.) spielte bereits von 2016 bis 2017 für RB Leipzig in der 1. Bundesliga, Amos Pieper (24) stieg letzte Saison mit Bielefeld ab.  © Roland Krivec/DeFodi Images/dpa, Robert Michael/dpa

Selbiges gilt auch für den SV Werder Bremen. Die Grün-Weißen haben in Niklas Stark und Amos Pieper (24, Arminia Bielefeld) zwei qualitativ hochwertige Abwehrleute mit Erfahrung in der deutschen Eliteklasse an die Weser gelockt, um den Abgang von Kapitän Ömer Toprak (32, Antalyaspor) zu kompensieren, der für ein weiteres Jahr auf dem benötigten Level wohl ohnehin zu verletzungsanfällig gewesen wäre.

Dazu gesellen sich mit Linksverteidiger Lee Buchanan (21, Derby County) und Angreifer Oliver Burke (25, Sheffield United) zwei interessante Optionen, die den Kader breiter machen und Druck auf Stammkraft Anthony Jung (30) bzw. das bislang unangefochtene Sturmduo Marvin Ducksch (28) und Niklas Füllkrug (29) ausüben können.

Außerdem scheint mit Jens Stage (25, FC Kopenhagen) der benötigte Lenker und Stabilisator in der Mittelfeldzentrale gefunden, während der Vertrag des neuen Defensivchefs Marco Friedl (24) verlängert wurde, der als Dank auch direkt die Binde bekommen hat. Mit einer vollen Vorbereitung und frenetischen Fans im Rücken haben Coach Ole Werner (34) und seine Hansestädter beste Chancen, sich vom Tabellenkeller fernzuhalten.

Das gelang auch dem 1. FC Köln in der abgelaufenen Spielzeit hervorragend. Der Effzeh konnte sich sogar sensationell für die Europa Conference League qualifizieren und die Erfolgsmannschaft dazu weitestgehend zusammenhalten. Nur Salih Özcan (24) machte mit seinem Wechsel zum BVB den nächsten Karriereschritt.

1. FC Köln kämpft mit Doppelbelastung, VfB Stuttgart besitzt viel Potenzial

Linton Maina (23, v.-l.) möchte beim 1. FC Köln durchstarten, im DFB-Pokal setzte es aber bereits die erste Niederlage im Elfmeterschießen gegen den SSV Jahn Regensburg.
Linton Maina (23, v.-l.) möchte beim 1. FC Köln durchstarten, im DFB-Pokal setzte es aber bereits die erste Niederlage im Elfmeterschießen gegen den SSV Jahn Regensburg.  © Matthias Balk/dpa

Doch nun wartet die Doppelbelastung auf das Team von Steffen Baumgart (50), die dem Klub bereits bei der EL-Teilnahme in der Saison 2017/18 zum Verhängnis wurde und im Abstieg endete.

Mit den Stürmern Sargis Adamyan (29, TSG 1899 Hoffenheim) und Steffen Tigges (23, BVB), Linksverteidiger Kristian Pedersen (27, Birmingham City), dem pfeilschnellen Linton Maina (23, Hannover 96) und Talent Eric Martel (20, Leipzig) wurde der Kader zwar in der Breite sinnvoll verstärkt, sollte 20-Tore-Mann Anthony Modeste (34) aber noch als Haller-Ersatz beim BVB aufschlagen, droht den Rheinländern ein turbulentes Jahr.

Auch der VfB Stuttgart hat sich im Kern nicht sonderlich verändert, musste aber den belgischen Nationalkicker Orel Mangala (24, Nottingham Forest) und Leihgabe Omar Marmoush (23, Wolfsburg) ziehen lassen. Dafür flitzen künftig der hochveranlagte Josha Vagnoman (21, HSV), das kolumbianische Offensivtalent Juan José Perea (22, PAS Giannina) und die großgewachsene Sturmkante Luca Pfeiffer (25, FC Midtjylland) über den Rasen der Mercedes-Benz-Arena.

Zudem konnten die Schwaben das Abwehr-Duo Konstantinos Mavropanos (24, FC Arsenal) und Hiroki Ito (23, Júbilo Iwata) fest an den Verein binden. Die wichtigsten "Neuzugänge" dürften jedoch Sasa Kalajdzic (25) und Silas Katompa Mvumpa (23) werden, die große Teile der vergangenen Spielzeit verletzungsbedingt verpassten.

So besitzt die junge Mannschaft von Pellegrino Matarazzo (44) extrem viel Potenzial, lediglich an Erfahrung mangelt es. Beim 1:0-Erfolg im Pokal gegen Dynamo Dresden stand mit Kapitän Wataru Endo (29) nur ein Feldspieler über 25 Jahren in der Startelf. Das könnte den Sprung in die obere Tabellenhälfte letztendlich verhindern.

Außenverteidiger Josha Vagnoman (21, l.) gilt als großes Talent und will beim VfB Stuttgart nun den nächsten Schritt machen.
Außenverteidiger Josha Vagnoman (21, l.) gilt als großes Talent und will beim VfB Stuttgart nun den nächsten Schritt machen.  © Tom Weller/dpa

TSG 1899 Hoffenheim muss den Blick vorerst nach unten richten

Grischa Prömel (27) hatte gegen den SV Rödinghausen gleich alle Hände voll zu tun.
Grischa Prömel (27) hatte gegen den SV Rödinghausen gleich alle Hände voll zu tun.  © Friso Gentsch/dpa

Die TSG 1899 Hoffenheim würde indes wohl gern den Angriff auf Europa starten, hat aber mit Florian Grillitsch (26, vereinslos) und David Raum (24, Leipzig) zwei absolute Leistungsträger verloren.

Der österreichische Mittelfeldstratege soll von Grischa Prömel (27, Union) ersetzt werden, während in der Defensive trotz der Verpflichtungen von Ozan Kabak (22, Schalke) und Stanley Nsoki (23, FC Brügge) noch etwas passieren dürfte, da nach dem Raum-Abgang kein gelernter Linksverteidiger im Kader der Kraichgauer steht.

Beim späten Pokal-Triumph gegen den SV Rödinghausen mimte Robert Skov (26) den linken Schienenspieler, allerdings hat sich die TSG gegen den Regionalligisten nicht gerade mit Ruhm bekleckert und erst in der Verlängerung durchgesetzt.

Der größte Hoffnungsträger steht in Sinsheim aber an der Seitenlinie. Hoeneß-Nachfolger Andre Breitenreiter (48) führte den FC Zürich in der Schweiz zum Meistertitel. Mit ihm will der Klub zurück ins internationale Geschäft, doch nur drei Punkte aus den letzten zehn Bundesliga-Partien im Endspurt der letzten Saison lassen auch deutlich negativere Zukunftsvisionen zu.

Andre Breitenreiter (48) folgt bei der TSG 1899 Hoffenheim auf Sebastian Hoeneß (40) und kehrt nach einer überragenden Saison beim FC Zürich nach Deutschland zurück.
Andre Breitenreiter (48) folgt bei der TSG 1899 Hoffenheim auf Sebastian Hoeneß (40) und kehrt nach einer überragenden Saison beim FC Zürich nach Deutschland zurück.  © Uwe Anspach/dpa

Im nächsten Teil der großen TAG24-Bundesliga-Vorschau lest Ihr dann am morgigen Freitag alles zu den Meister- und Europakandidaten.

Titelfoto: Tim Rehbein/dpa, Robert Michael/dpa

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