Keiner outet sich: Das ist das perfide Geschäft mit schwulen Profis im deutschen Fußball

Schweiz - Für den 17. Mai 2025 war ein großes Gruppenouting im deutschen Profifußball geplant, die Bilanz fiel ernüchternd aus: Nicht ein aktueller Spieler der ersten drei Ligen hat sich zu seiner Homosexualität bekannt. Für Ex-Profi Marcus Urban (54), der das Outing organisieren wollte, hat dies zwei Gründe und diese heißen nicht Fans, Vereine oder Medien!

Marcus Urban (54) war der erste Fußballer, der sich outete.
Marcus Urban (54) war der erste Fußballer, der sich outete.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

"Es gibt in ihrem Umfeld noch zu viele Menschen, die ihnen davon abgeraten haben. Medienanwälte, Berater:innen, Familie – Leute, die in ihrem Geld und ihrem Ruhm baden und falsch verstandene Pseudo-Fürsorge sowie eigene Ängste projizierend auf die Spieler übertragen", heißt es von Urban im neuen Buch von Ex-Sport-Bild-Journalist Andreas Böni (43, "Mensch Fußballstar").

Urban selbst wuchs in Thüringen auf, spielte bei Rot-Weiß Erfurt und outete sich im November 2007 als erster deutscher Fußballer in einem Interview mit "Welt am Sonntag". Seine Karriere beendete er frühzeitig, weil er dem Druck, seine Homosexualität geheim halten zu müssen, nicht standhalten wollte.

Nun gibt es weitere Einblicke, was sich aus seiner Sicht hinter den Kulissen abspielt. Bei Anhängern und Vereinen finde das Thema seiner Meinung nach Akzeptanz, doch die eigenen Mitspieler und auch mittlerweile etablierte Strukturen im Geschäft mit der Homosexualität seien die viel größere Hürde.

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"Es werden Schein-Freundinnen organisiert, Schein-Ehen arrangiert. Gleichzeitig gibt es Agenturen, die Sex-Treffen auf die Beine stellen. Sie verdienen auch wieder gutes Geld damit. Aber auch die Berater der Spieler organisieren das zum Teil für ihre Klienten und haben die Spieler dann in der Hand", erklärt er.

Homophobe Entgleisungen wie die von Kevin Behrens sorgen für Bestätigung der schwulen Fußballer, sich nicht zu outen

Zwar wird die Regenbogenbinde auch in der Bundesliga getragen, doch geoutet hat sich bislang kein einziger aktueller Profi. (Symbolfoto)
Zwar wird die Regenbogenbinde auch in der Bundesliga getragen, doch geoutet hat sich bislang kein einziger aktueller Profi. (Symbolfoto)  © IMAGO / Sven Simon

Einige Berater und Beraterinnen würden die Spieler nicht als Persönlichkeit beraten, sondern ihren eigenen Profit sehen. "Sie raten den Spielern, sich weiter zu verstecken, unter dem Deckmantel der Fürsorglichkeit und Sorge", so Urban.

Offenbar weiß der 54-Jährige von mehreren Paaren in der Bundesliga, er hofft, dass sie ihr Versteckspiel irgendwann beenden.

"Es gibt auch schwule Paare in der Bundesliga, und zwar sehr nette, sehr hübsche. Und vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem sie sich outen", so der Ex-Profi.

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Allerdings schrecken viele schwule Fußballer, die untereinander kommunizieren, vor einem Outing zurück und fühlen sich nach Vorfällen wie mit Ex-Wolfsburg-Profi Kevin Behrens (34), der beim Anblick eines Regenbogen-Trikots sagte: "So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht", darin bestätigt, sich weiter zu verstecken.

Die Hoffnung, dass sich aktuelle Fußballer outen werden, gibt Urban dennoch nicht auf, weiß aber auch, dass aufgrund dieser gewachsenen Einflussnahme von außen die Lage nicht einfacher wird.

Titelfoto: IMAGO / Sven Simon

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