"Keine Weiber in den ersten 3 Reihen": Regeln im Rostocker Fan-Block werfen Fragen auf

Rostock - Stimmungsvoll geht es bei den Heimspielen von Fußball-Zweitligist Hansa Rostock meistens zu. Großen Anteil daran hat die aktive Rostocker Fanszene, die auf der Südtribüne zu finden ist. Dort gelten strenge Regeln – einige davon sind für Ultra-Gruppierungen typisch, andere wiederum absurd.

Zu Spielbeginn wandern im Rostocker Spiel die Schals wie selbstverständlich nach oben. Doch eine Schalpflicht im Fanblock zu veranlassen, das ist diskussionswürdig.
Zu Spielbeginn wandern im Rostocker Spiel die Schals wie selbstverständlich nach oben. Doch eine Schalpflicht im Fanblock zu veranlassen, das ist diskussionswürdig.  © Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Ein Twitter-Foto zeigt die "Süd-Regeln", die im Rostocker Fan-Block gelten. Dass dort ein durchgestrichenes Smartphone zu sehen ist, samt einem Verbot für die Verbreitung von Multimedia-Aufnahmen via Social Media, ist relativ gängig.

Damit sollen Persönlichkeitsrechte der Anhänger geschützt und die Teilnahme am Support während des Spiels gewährleistet werden.

So ist auch Gebot Nummer 1 zu verstehen: "Stimmungstribüne! 90 Minuten 100 % Einsatz" wird von den Rostocker Anhängern gefordert. Auch dass verteilte Materialien wie Fahnen oder Choreo-Utensilien ordentlich behandelt und zurückgegeben werden sollen, versteht sich von selbst. Fans aufzufordern, pünktlich zum Anpfiff von 1. und 2. Halbzeit im Block zu sein, mag auch noch angehen.

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Doch dann wären da einige zweifelhafte Listenpunkte. "Schalpflicht bei jedem Spiel", heißt es unter "3.".

Klar können Schals bei der Hymne, einer Schalparade oder bei Gesängen geschwungen effektiv eingesetzt werden, doch gibt es bei 30 Grad im Schatten genügend Gründe, sich gegen ein solches Accessoire zu entscheiden – nicht so auf der Rostocker Süd-Tribüne.

Süd-Regeln im Fan-Block bei Hansa Rostock kommen auf Twitter nicht gut an

Auf der Süd-Tribüne gelten besondere Regeln, weil es sich um die Stimmungstribüne handelt. Manche davon sind verständlich, andere nicht nachvollziehbar.
Auf der Süd-Tribüne gelten besondere Regeln, weil es sich um die Stimmungstribüne handelt. Manche davon sind verständlich, andere nicht nachvollziehbar.  © Twitter Screenshot Fennybuchs

Klarzustellen, dass es sich um einen politikfreien Raum handle, mag manchen Beobachter – gerade bei Hansa Rostock – verwundern, doch wird eine solche Anschauung von vielen Ultra-Gruppierungen vertreten. Es gehe nur um den Verein, nicht um Politik im Stadion.

Fans jedoch vorzuschreiben, während des Spiels den Block nicht zu verlassen, meint zwar womöglich nur, dass es kein Hin und Her zwischen Bierstand und Fanblock geben soll, kommt jedoch an wie ein Gebot in der Diktatur.

Zwar soll sich im Stimmungsblock auf die Unterstützung des Vereins konzentriert werden und nicht auf Hopfen und Malz. Die drastische Wortwahl ist jedoch nicht angemessen. Was passiert, wenn Fans mal ein dringendes Bedürfnis verspüren?

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Und wenn man schon mal beim Thema des Angemessen-Seins hängen bleibt: Punkt 5 der Hansa-Gebote ist an Sexismus nicht zu überbieten.

"Keine Weiber in den ersten 3 Reihen", wird dort gefordert. Frauen zu verunglimpfen ist das eine, doch mit dem Verbot, sich vorn im Block hinstellen zu können, erntet die Hansa-Fanszene im Netz nicht viel Freunde: "Selbst wenn sie nicht Weiber geschrieben hätten ... was soll das, dass Frauen nicht in die ersten 3 Reihen dürfen", spricht eine Userin aus, was wohl viele denken. "Es gibt wenig spiessigeres als manche Ultra-Gruppen", [*Rechtschreibung übernommen] nimmt ein anderer Nutzer die Regeln aufs Korn. Ein User wirft ein, dass im vorderen Teil Frauen nur keine Insta-Selfies machen sollen.

"Wenn eine Frau da 100 Prozent Stimmung für den FCH macht, stört die das nicht", so seine Meinung. Wenn das wirklich so ist, fragt man sich jedoch, warum der merkwürdige Punkt 5 in den Süd-Regeln auftauchen muss.

Titelfoto: Montage: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa, Twitter Screenshot Fennybuchs

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