DFB-Blamage gegen Japan: War's das für den Bundestrainer?

Wolfsburg - Es sollte alles ganz anders werden, die Zeit der Experimente war offiziell vorbei. Doch auch in Spiel eins der EM-Vorbereitung zeigt die deutsche Nationalmannschaft mal wieder eine schwache Leistung und verlor verdient mit 1:4 (1:2) gegen Japan. War das endgültig der Sargnagel für Bundestrainer Hansi Flick?

Hängende Köpfe bei der deutschen Nationalmannschaft: Statt Neuanfang blieb alles beim Alten.
Hängende Köpfe bei der deutschen Nationalmannschaft: Statt Neuanfang blieb alles beim Alten.  © Julian Stratenschulte/dpa

Die auf fünf Positionen umgebaute DFB-Elf sollte sich eigentlich einspielen und Selbstvertrauen für die Heim-EM 2024 sammeln, sich vermutlich auch den Fans wieder annähern.

Doch schon nach elf Minuten wurde der Matchplan über den Haufen geworfen: Yukinari Sugawara flankte von rechts vor den ersten Pfosten, Junya Ito war vor Antonio Rüdiger am Ball und spitzelte den Ball an Marc-André ter Stegen vorbei - Rüdiger fälschte noch leicht ab und ließ seinem Keeper so keine Chance.

Zwar konnte Leroy Sané nach 19 Minuten einen sehenswerten Angriff der Deutschen mit dem Ausgleich veredeln, doch postwendend folgte der nächste Tiefschlag: Ayase Ueda (21.) vollendete eine Billardeinlage im deutschen Strafraum zum 2:1, ter Stegen konnte dem Ball nur hinterherschauen.

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Von einem Aufbäumen war wenig zu sehen, eher konnte sich das Team von Hansi Flick nach einem haarsträubenden Ballverlust noch bei ter Stegen bedanken, nicht mit einem 1:3-Rückstand von Pfiffen begleitet in die Pause zu gehen.

Hansi Flick dürfte nach der Blamage gegen Japan mehr als angezählt sein.
Hansi Flick dürfte nach der Blamage gegen Japan mehr als angezählt sein.  © Julian Stratenschulte/dpa

Deutschlands Fußballer gegen Japan wie gehabt: viel Ballbesitz, wenig Ideen, Defensive desolat

Leroy Sané war nicht nur wegen seines Tors der beste Mann auf dem Platz, doch alleine konnte auch er nichts reißen.
Leroy Sané war nicht nur wegen seines Tors der beste Mann auf dem Platz, doch alleine konnte auch er nichts reißen.  © Julian Stratenschulte/dpa

Trotz der wenig zufriedenstellenden Leistung schickte Flick sein Team unverändert wieder auf den Platz - und das merkte man. Zwar hatte Deutschland weiterhin ein Übergewicht im Mittelfeld und fast 70 Prozent Ballbesitz, zu zwingenden Chancen kam die DFB-Elf aber nicht, stattdessen bekamen die Zuschauer in Wolfsburg lange Ballstafetten ohne weiterführende Ideen zu sehen.

Dafür setzte Japan immer wieder gefährliche Nadelstiche, doch das Außennetz (48.) und ter Stegen (54., 70.) hielten Deutschland zumindest im Spiel.

In den letzten 15 Minuten näherte sich die deutsche Auswahl zumindest ab und zu dem japanischen Tor, doch den Schlusspunkt setzte Japan: Mit einem Doppelschlag in der 90. und der zweiten Nachspielminute schraubten die Samurai Blue den Spielstand sogar noch auf 4:1 hoch.

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Und so verlor Deutschland auch das dritte Spiel in Folge, konnte seit dem Vorrunden-Aus in Katar nur eine einzige Partie für sich entscheiden - ein Ende der Misere ist nicht in Sicht.

Wie die deutsche Nationalmannschaft in dieser Form am kommenden Dienstag gegen Frankreich bestehen, geschweige denn bei der Heim-EM im kommenden Sommer um den Titel mitkämpfen will, dürfte keinem der Verantwortlichen so richtig klar sein - insbesondere, wenn dies bereits das Team ist, mit dem der Bundestrainer als Stammmannschaft plant.

Statistik zum Länderspiel Deutschland-Japan in Wolfsburg 1:4 (1:2)

Deutschland: ter Stegen (FC Barcelona/31/35) - Kimmich (Bayern München/28/80), Süle (Borussia Dortmund/28/46), Rüdiger (Real Madrid/30/61), N. Schlotterbeck (Borussia Dortmund/23/11 - 64. Gosens (1. FC Union Berlin/29/17)) - E. Can (Borussia Dortmund/29/42 - 64. Groß (Brighton & Hove Albion/32/1)) - L. Sané (Bayern München/27/54), Wirtz (Bayer Leverkusen/20/9 - 73. Brandt (Borussia Dortmund/27/43)), Gündogan (FC Barcelona/32/68), Gnabry (Bayern München/28/42 - 81. Schade (FC Brentford/21/3)) - Havertz (FC Arsenal/24/38 - 73. Th. Müller (Bayern München/33/122))

Japan: Osako (Sanfrecce Hiroshima/24/5) - Sugawara (AZ Alkmaar/23/6 - 84. Hashioka (KVV St. Truiden/24/4)), Itakura (Bor. Mönchengladbach/26/21), Tomiyasu (FC Arsenal/24/33), H. Ito (VfB Stuttgart/24/11) - Morita (Sporting Lissabon/28/25 - 75. Tanaka (Fortuna Düsseldorf/24/20)), W. Endo (FC Liverpool/30/51) - J. Ito (Stade Reims/30/46 - 75. Kubo (Real S. San Sebastián/22/26)), Kamada (Lazio Rom/27/30 - 59. Taniguchi (Al Rayyan/32/19)), Mitoma (Brighton & Hove Albion/26/18 - 84. Doan (SC Freiburg/25/38)), Ueda (Feyenoord Rotterdam/25/16 - 59. Asano (VfL Bochum/28/45))

Schiedsrichter: Joao Pinheiro (Portugal) - Zuschauer: 24980

Tore: 0:1 J. Ito (11.), 1:1 L. Sané (19.), 1:2 Ueda (22.), 1:3 Asano (90.), 1:4 Tanaka (90.+2)

Gelbe Karten: Süle, Gosens / Itakura

Beste Spieler: ter Stegen, L. Sané / J. Ito, Asano

Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa

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