Ex-Weltmeister unter Tränen: Rassismus-Eklat in europäischer Top-Liga!

Lecce (Italien) - Unschöne Szenen in der italienischen Serie A! Das Spiel zwischen US Lecce und Lazio Rom wurde von rassistischen Rufen überschattet und musste zwischenzeitlich sogar unterbrochen werden.

Seit Sommer spielt Abwehrmann Samuel Umtiti (29) für den Serie-A-Aufsteiger US Lecce.
Seit Sommer spielt Abwehrmann Samuel Umtiti (29) für den Serie-A-Aufsteiger US Lecce.  © Andreas SOLARO / AFP

Zum 16. Spieltag empfingen die "Giallorossi" am Mittwochabend die Adler aus Rom. Mit dabei war auch der derzeit vom FC Barcelona an den Aufsteiger ausgeliehene Innenverteidiger Samuel Umtiti (29).

Statt einem Fußballfest zum Jahresauftakt warteten auf den französischen Weltmeister von 2018 und seinen Kollegen Lameck Banda (21) allerdings "hasserfüllte Buhrufe", wie unter anderem die Gazzetta dello Sport berichtete.

Demnach überhäuften die Gäste-Fans aus der Hauptstadt das Lecce-Duo mit rassistischen Beleidigungen. Während der zweiten Halbzeit unterbrach Schiedsrichter Livio Marinelli (38) das Match daher und ließ die Anhänger über den Stadionsprecher im Ettore Giardiniero ermahnen.

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Offenbar stand auch ein Spielabbruch zur Debatte, aber Umtiti, dem noch auf dem Rasen die Tränen kamen, habe laut Vereinspräsident Saverio Sticchi Damiani (47) darum gebeten, die Partie fortzusetzen. "Er wollte auf dem Spielfeld auf die Beleidigungen reagieren. Er reagierte wie ein echter Champion", so der 47-Jährige.

Und das gelang ihm schließlich auch. Die Barca-Leihgabe und seine Kameraden drehten die Begegnung durch die Treffer von Gabriel Strefezza (25) sowie Lorenzo Colombo (20) und gewannen mit 2:1. Ex-BVB-Stürmer Ciro Immobile (32) hatte die "Biancocelesti" zuvor im ersten Durchgang in Führung gebracht.

US Lecce begrüßen die Unterstützung der eigenen Fans für Samuel Umtiti

Statement von FIFA-Präsident Gianni Infantino auf Instagram

Samuel Umtiti wurde von den Lecce-Fans gefeiert

Die mitgereisten Lazio-Fans sorgten für einen Rassismus-Eklat.
Die mitgereisten Lazio-Fans sorgten für einen Rassismus-Eklat.  © Giovanni Evangelista/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Neben der sportlichen Retourkutsche setzten auch die heimischen Zuschauer ein Zeichen und skandierten Umtitis Namen.

"Schön zu hören, wie unsere Fans Umtitis Namen sangen und dieses hässliche Heulen übertönten. Eine zivile und intelligente Antwort", erklärte Sticchi Damiani im Anschluss.

Auch der offizielle Twitter-Account des Klubs aus Apulien richtete den Fokus auf die Replik der eigenen Unterstützer: "Die rassistischen Gesänge wurden von Anfeuerungsrufen überlagert! Alle gelb-roten Lecce-Fans begannen, einen Namen zu rufen: Umtiti", hieß es in einem Post.

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In der Folge meldete sich zudem FIFA-Präsident Gianni Infantino (52) zu Wort und sprach den beiden Lecce-Kickern seine Unterstützung aus.

"Lasst es uns laut und deutlich rufen: Nein zu Rassismus. Möge die große Mehrheit der Fans, die gute Menschen sind, aufstehen und alle Rassisten ein für alle Mal zum Schweigen bringen", schrieb der 52-Jährige auf Instagram.

Inzwischen hat das Sportgericht der italienischen Liga Lazio Rom mit einer Sperrung der Fankurve bestraft. Damit wird die "Curva Nord" des Klubs beim kommenden Heimspiel am Sonntag gegen den FC Empoli leer bleiben.

Die Fans von Lazio Rom sorgten schon früher für Aufregung

Auch der damalige Werder-Angreifer Boubacar Sanogo (40, l.) wurde einst während eines CL-Spiels gegen Lazio Rom rassistisch beleidigt. (Archivfoto)
Auch der damalige Werder-Angreifer Boubacar Sanogo (40, l.) wurde einst während eines CL-Spiels gegen Lazio Rom rassistisch beleidigt. (Archivfoto)  © Ingo Wagner dpa/lni

Die Laziali fielen in der Vergangenheit schon häufiger durch rassistisches, diskriminierendes und beleidigendes Verhalten auf. Besonders die mittlerweile offiziell aufgelöste Ultra-Gruppierung "Irriducibile" wurde dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet.

Hierzulande dürfte sie vor allem den Fans des SV Werder Bremen noch schmerzlich in Erinnerung geblieben sein. Bei einem Champions-League-Spiel im Herbst 2007 wurde eine lang geplante "Aktion gegen Rassismus" der Grün-Weißen vom Lazio-Anhang mit dem Hitler-Gruß quittiert.

Im darauffolgenden Match sah sich der schwarze Angreifer Bou­bacar Sanogo (40) über 90 Minuten Affenlauten aus dem Gäste-Block ausgesetzt.

Bereits rund acht Jahre zuvor zeigten Teile der himmelblauen Anhängerschaft ihre hässliche Fratze, als sie im Stadtderby gegen die AS Rom ein Transparent mit der Aufschrift "Ausch­witz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause" ent­rollten.

Originalmeldung von 10.29 Uhr, aktualisiert 11.10 Uhr.

Titelfoto: Andreas SOLARO / AFP, Giovanni Evangelista/LaPresse via ZUMA Press/dpa

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