Union-Berlin-Blog: Transferstau, Burcu und die Glasgow Rangers

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

Transferstau, Burcu und die Glasgow Rangers

Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson gibt beim Trainingsauftakt für die Saison 2024/2025 klare Anweisungen.
Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson gibt beim Trainingsauftakt für die Saison 2024/2025 klare Anweisungen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Seit vor knapp vier Wochen die Verpflichtung von Laszlo Benes vom HSV bekanntgegeben wurde, hat sich kaum was getan, weder auf der Zugangs- als auch auf der Abgangsseite. Woran liegt das?

Allgemein kommt der Transfermarkt in diesem Sommer spät in Schwung, das geht beinahe allen Vereinen so. Da helfen auch keine ewigen Gerüchte wie bei Leite, Doekhi oder Gosens, die ja schon seit Wochen bei den unterschiedlichsten Interessenten „im Gespräch“ sind - man schaut allenthalben, wie sich die Dinge entwickeln, jeder will sich verschiedene Optionen offenhalten, hofft auf Dominoeffekte, auf bessere Konditionen, so oder so.

Es erinnert unwillkürlich an den alten Wilhelm-Busch-Spruch: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet!“ Und wir sind eben Teil dieses Marktes und können kaum die Gesetze aushebeln.

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Also könnte es durchaus noch eine ganze Weile dauern, bis der endgültige Kader steht, ob es uns nun in den sportlichen Kram passt oder auch nicht. Auf jeden Fall dürften wir erst weitere Neuzugänge vermelden, wenn etwas Platz im Aufgebot entstanden ist, ganz davon abgesehen, dass sich logischerweise dann auch finanzieller Spielraum ergibt.

Neuestes Gerücht: Alex Kral hat das Interesse von Deportivo Alaves geweckt, aber auch da dürfte er nur ein Name von vielen sein. Und wir interessieren uns angeblich für Tim Rothe von Borussia Dortmund, letzte Saison ausgeliehen an Kiel, wo der junge Verteidiger ziemlich aufgetrumpft hat, aber gerade deswegen wird Dortmund ihn nicht so einfach ziehen lassen… Wir werden sehen.

Einen Neuzugang gibt es dennoch, der 19-jährige türkische offensive Mittelfeldspieler und/oder Linksaußen Livan Burcu, immerhin ausgebildet bei Eintracht Frankfurt, hat bei uns unterschrieben, der in der abgelaufenen Spielzeit beim Drittligisten SV Sandhausen doch ziemlich Furore machen konnte, wir reichen ihn jedoch gleich weiter nach Magdeburg, zwecks Spielpraxis.

Das hat zwar schon Icke in seinem letzten Beitrag erwähnt, aber es gibt natürlich einen Grund, warum ich hier nochmal drauf eingehe, denn es gibt nun kritische Stimmen wegen dieses Transfers und der charakterlichen Eignung des Spielers: einerseits, weil Burcu in Sandhausen gekündigt hat, weil der Verein vergessen hat, ein Ablaufdatum im Vertrag zu vermerken und er somit unbefristet ist - das Arbeitsgericht sieht den Spieler übrigens deswegen im Recht. Und andererseits, weil Sandhausen sich mit Darmstadt 98 trotzdem auf einen Wechsel inkl. Ablöse in Höhe von 200.000 Euro einigt, der Vertrag ist unterschriftsreif, da überlegt es sich Burcu doch anders und unterschreibt bei uns.

Sieht für viele so aus, als hätte der Junge und sein Berater gleich zwei Vereine verarscht - aber ich sehe das etwas anders. Abgesehen davon, dass uns die Details ohnehin nicht bekannt sind - dass Sandhausen keinen korrekten Vertrag ausfertigen kann, ist nun mal Pech oder Dummheit oder beides, aber nicht für den Spieler, der sich diesen Umstand zunutze macht.

Und Darmstadt weiß ebenso, dass ein Kontrakt erst gilt, wenn er unterschrieben ist. Kommt ein besseres Angebot rein, ist es gar nicht so unüblich, dass der Spieler noch mal umschwenkt. Zweite Liga kann er auch in Magdeburg spielen und hat zusätzlich die Option, nächstes Jahr in unseren Erstligakader zu rutschen. Sieht vielleicht nicht so geschmeidig aus und ist ärgerlich für die Vereine, aber es ist korrekt und, ja, so ist das Geschäft. Und es ist ja nun wahrlich auch nicht immer so, dass die Clubs sich immer tadellos verhalten…

Robin Knoche hat vor einigen Tagen beim 1. FC Nürnberg unterschrieben, trotz anfänglicher Pläne, weiterhin erste Liga zu spielen - gut für Nürnberg und irgendwie auch für uns, ich hätte ungern in der kommenden Saison gegen ihn spielen wollen, von einer möglichen Pokalbegegnung mal abgesehen.

So, und am Samstag steigt das Heimspiel gegen die Glasgow Rangers, die Alte Försterei dürfte, angesichts eines solchen namhaften Kontrahenten, nahezu ausverkauft sein, deswegen ein Tipp für all diejenigen, die nicht dabeisein können: Sport1 überträgt die Begegnung ab 17 Uhr, ist ja immerhin auch was, auch wenn man nur dabei ist statt mittendrin. Und wir dürfen gespannt sein, welche Figur sowohl Neuzugänge als auch Leihrückkehrer machen - und nicht zuletzt ist es die Heimpremiere unseres neuen Trainerteams.

Es soll zwar zwischendurch regnen, aber nichtsdestotrotz: das wird ein Fest!

21. Juli: Baustellen, Gerüchte und eine glänzende Situation rund um Union

Der AC Turin ist an Unions Robin Gosens (30) interessiert.
Der AC Turin ist an Unions Robin Gosens (30) interessiert.  © Soeren Stache/dpa

Icke: Unsere Baustellen türmen sich. Der Stadionbau verzögert sich weiter. Die Infrastrukturen, die für die endgültige Baugenehmigung notwendig sind, stehen auch noch nicht fest. Davon sind wir abhängig. Bauämter sind eine wunderbare Oase der Ruhe. Dazu macht unser Kader weiterhin keine Anstalten, sich wesentlich zu verändern. Wir reden von verschlanken, aber es passiert kaum etwas.

Natürlich kommen andauernd Meldungen, zum Beispiel über bevorstehende Wechsel, nur dass es ist bisher nur Gerede ist.

Aktuell soll mal wieder der AC Turin sehr an Gosens interessiert sein. Wenn sie aber ihr altes Witz-Angebot von sieben Millionen nicht mindestens um 3,5 Millionen erhöhen, dann hat die Alte Försterei wieder etwas zu lachen.

Was denken sich diese Italiener eigentlich? Dass wir uns hier alle die Schuhe mittels einer Kneifzange anziehen? Dafür gibt es ein Wort: dummfrech.

Die dritte Holding-Line ist aktuell die Suche nach einem passenden Haupt-Sponsor. Dass wir uns dafür Zeit nehmen und nicht jeden nehmen wollen (schlechtestes Beispiel aktuell Rheinmetall in Dortmund), ist lobenswert. Aber wir wissen das ja nicht erst seit heute!

Trotz alledem, können wir sehr zufrieden sein. Wir spielen weiterhin in der ersten Liga. Finanziell geht es uns immer noch gut. Wir haben Stand jetzt einen vernünftigen Kader, der sicherlich noch verbessert wird. Und wir haben mit unseren Stadion-Plänen eine glänzende Perspektive vor Augen. Es gibt nicht sehr viele Bundesligisten, die zum einen wirklich unabhängig agieren können und zum anderen, neben dem eigenen Stadion, noch weitere Immobilien als ihr Eigentum betrachten können. Da gab es in der Vergangenheit eine ganze Reihe kluger Entscheidungen, von denen wir heute und in Zukunft profitieren werden.

Die einzige Neuigkeit im Kader heißt Livan Burcu. Der Türke, der auch einen deutschen Pass besitzt, kommt aus Sandhausen aus der dritten Liga. Er ist ein Außenstürmer und hat dort mit seinen 19 Jahren für reichlich Wirbel (13 Scorer-Punkte in 28 Drittligaspielen) gesorgt. Wirbel aber nicht nur wegen seiner guten Leistungen, sondern auch mit Vertrags-Quälereien. Seine starken sportlichen Leistungen wurden auch belohnt, indem er in die türkische U21 berufen wurde. Wir werden ihn in den nächsten zwölf Monaten nicht sehen, weil er gleich für ein Jahr zum Zweitligisten 1.FC Magdeburg verliehen wurde.

Mein Lieblingsspieler als Leite-Ersatz, Felix Uduokhai soll nach dem geplatzten Türkei-Wechsel nun ein Thema in Hoffenheim sein. Schauen wir mal. Die Gerüchteküche beim Thema Leite sagt, sein fast sicherer Wechsel zum AC Mailand ist nun durch ein wiederholtes aktuelles Interesse von Real Madrid gefährdet. Uns soll das Recht sein, dass sich diese beiden großen Vereine gegenseitig überbieten. Im Gespräch sind aktuell 18 Millionen für Leite!

Interessant ist auch die Personalie Ludovic Ajorque. Die fast Zwei-Meter-Latte aus Mainz sucht aktiv nach einem neuen Club. Mainz ist wohl auch damit einverstanden. In der Bundesliga war er in Mainz nur am Anfang sehr erfolgreich. Wer sich aber mal seine ganze Karriere anschaut, egal wo - bis auf Mainz - hatte er immer eine gute Torquote. Und wer das auch in der ersten Liga in Frankreich schafft, der kann nicht so schlecht sein. Unser neuer Trainer kennt ihn genau, vielleicht ist er auch bei uns (klammheimlich) ein Thema. In Bos' System passt er perfekt hinein, so wir mit zwei echten Außenstürmern agieren. Das ist nur ein Brainstorming, würde mir aber sehr gefallen.

Die Personalie Doekhi geht jetzt auch in seine Endphase. Nizza scheint wohl immer noch sehr interessiert zu sein. Allerdings öffnen sie Ihre Geld-Schatulle nicht so, wie es dem Marktwert des Spielers entspricht. Doekhi hat einen Marktwert von 17 Millionen. Natürlich steht er nur noch ein Jahr unter Vertrag. Aber genau deshalb müssen wir ihn auch nicht verschenken. Unter zehn Millionen (plus Weiterverkaufsbeteiligung) würde ich ihn nie und nimmer hergeben. Die beste Lösung wäre, wir gehen bis an unsere Schmerzgrenze und geben ihm einen frischen Fünf-Jahres-Vertrag! Eisern.

18. Juli: Union schlägt Dynamo - Das erste Trainingslager ist durch

Unions Benedict Hollerbach (23, l.) freut sich zusammen mit Andras Schäfer (25). (Archivbild)
Unions Benedict Hollerbach (23, l.) freut sich zusammen mit Andras Schäfer (25). (Archivbild)  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Testspiel Nr. 2 im österreichischen Trainingslager: Union schlägt Dynamo Kiew vor rund 650 Zuschauern mit 3:2 nach Toren von Hollerbach in der 14., Bedia in der 67. und Jordan direkt vor dem Abpfiff in der 91. Minute.

In der Halbzeit wird konsequent durchgewechselt inklusive des Trainingsgastes Carl Klaus im Tor, den sich Micha Gspurning in der nächsten Woche nochmal anschauen soll, bevor entschieden wird, ob der Ex-Nürnberger als neuer dritter Keeper verpflichtet werden kann.

Das Spiel ist in weiten Teilen ein typisches Trainingslager-Freundschaftsspiel, ab und an blitzt was auf, aber insgesamt ist der Unterhaltungswert übersichtlich. Dynamo Kiew ist schon weiter in der Vorbereitung und kein leichter Gegner, streckenweise haben die Ukrainer mehr vom Spiel, doch wir stehen hinten ganz ordentlich und nutzen unsere wenigen Chancen.

Trotzdem halten sich die Erkenntnisse, zumindest für den Laien, in Grenzen. Vielleicht sollte auch Hollerbach keine Elfmeter schießen, eigentlich ein Wunder, dass der Dynamokeeper den schwachen Versuch in die Mitte prallen lassen muss, so kann ihn der Stürmer im Nachschuss doch noch verwandeln.

Schön, dass Jordan und Bedia getroffen haben, die beide vor dem Tor nicht lange fackeln, aber ich denke, dass wir auch einen von beiden noch abgeben, wen, dürfte letztlich die Nachfrage entscheiden. Vertessen fällt positiv auf und Kral gibt einen passablen Innenverteidiger ab, ob auch für die Zukunft, das wird sich noch zeigen.

Auch der Leihrückkehrer Tymo Puchacz ist dabei, trotz EM, weil er einfach auf eine Woche Urlaub verzichtet hat, um sich in der Vorbereitung schon anzubieten, hab ich selten so erlebt, aber in diesem Sommer gleich zweimal: Auch Neuzugang Leopold Querfeld, ebenfalls EM-Teilnehmer, ist schon seit Sonntag im Trainingslager. Das nenne ich mal zielstrebig. Nur der Test gegen Kiew kommt noch zu früh.

Unterm Strich steht der zweite Testspielsieg, nicht überzubewerten, aber trotzdem sicher nicht schlecht für die Moral und ein letztlich gelungener Abschluss des ersten Trainingslagers, denn am Freitag geht’s nach Hause. Dirk Zingler ist ebenso mit nach Österreich gefahren und hat dort in einem Interview bestätigt, dass es noch einige Bewegung im Kader geben wird, wobei der neue Sportdirektor Horst Heldt betont, dass man eher keine Last-Minute-Transfers tätigen will, sondern bereits vorher der künftige Kader stehen soll.

Außerdem verrät der Präsident, dass man in Verhandlungen mit möglichen Hauptsponsoren steht, sich aber unbedingt Zeit lassen will, um einen zu uns passenden Partner zu finden, so jemand wie der Rüstungskonzern "Rheinmetall", der bei Borussia Dortmund einsteigt, ist zum Beispiel für uns nicht denkbar.

Außerdem scheint nun klar zu sein, dass der Stadionneubau und der damit verbundene Umzug ins Olympiastadion nicht vor 2026/27 stattfindet (und hoffentlich wirklich nur ein Jahr dauert!!). Gut zu wissen.

Und sonst noch? Der Kicker stellt wie jeden Winter und Sommer seine Rangliste auf und fängt naturgemäß mit den Torhütern an - Nur neun Keeper werden diesmal genannt und Frederik Rönnow ist dabei, in der Rubrik "Nationale Klasse", völlig zu Recht - Herzlichen Glückwunsch, Freddy! Und unserem ganzen Tross eine gute und entspannte Heimreise!

15. Juli: Spieler, die uns wirklich besser machen würden

Wen holt Manager Horst Heldt (54) noch als Verstärkung nach Köpenick?
Wen holt Manager Horst Heldt (54) noch als Verstärkung nach Köpenick?  © Thilo Schmuelgen/Reuters-Pool/dpa

Icke: Am 28. Juni verkündeten wir mit Benes den letzten Neuzugang im Kader der Profis. Das ist jetzt auch schon wieder 17 Tage her. Inzwischen sind wir bereits im ersten Trainingslager. Das sollen ja die Grundlagen für die neue Saison gelegt werden. Trainingsbeginn war schon am 1. Juli. Für das Fehlen der EM-Teilnehmer kann keiner etwas. Für das Tempo bei der neuen Kaderzusammenstellung gilt das nicht.

Einzig bei den Abgängen tat sich etwas. Laidouni verlässt uns Richtung Katar. Wenigstens ohne ein Transferminus. Aber es bleibt dabei, unser Tempo reicht für eine vernünftige Vorbereitung nicht aus.

So gut wie sicher schien der Wechsel des in Augsburg spielenden Sachsen Felix Uduokhai in die Türkei. Waren wir das, die dazwischen gefunkt haben? Es würde mich freuen. Ich halte nämlich sehr viel von dem jungen Mann. Spätestens im letzten Spiel gegen uns glänzte er gewaltig. Er gewann gefühlt jeden Zweikampf, egal wer von uns auf ihn zukam. Meines Erachtens ist er jetzt schon stärker als Leite. Und das für relativ kleine fünf Millionen, die im Gespräch sind.

Bruno Petkovic, der nur noch ein Jahr Vertrag hat, wird aktuell mit AEK Athen in Verbindung gebracht. Wenn wir wollten, könnten wir da sicher mithalten. Wollen wir?

Und auch Hlozek ist weiter auf der Suche nach einem Leihverein. Und wie so oft hat der AS Rom seine Fühler ausgestreckt. Allerdings schreien die Römer erst einmal bei allen guten Spielern laut umher. Wir wissen das aus eigener Erfahrung. Eigentlich wäre Union für Hlozek perfekt. Er will immer spielen. Das könnte er bei uns wohl am besten.

Heiß diskutiert wird in Gladbach - und das nicht erst seit heute - Florian Neuhaus. Keiner weiß so richtig, warum er dort - vor allem bei den Fans - in Ungnade gefallen ist. Fakt ist, dass sich der AC Florenz intensiv um ihn bemüht. Gehalt und Ablöse würden aber auch bei uns (gerade so noch) passen. Er wäre eine Führungspersönlichkeit auf Jahre gesehen bei uns - auf der "8". Ich halte sehr viel von ihm.

Völlig verrückt scheint es, wenn ich über Robert Andrich sprechen möchte. Aber bitte, schauen wir uns doch einmal Details an. Schon in der Meister-Saison war er kein klarer Stammspieler in Leverkusen. Weil eben die Legende Xhaka über allen thront. Daneben haben sie auch noch den 45-Millionen-Mann Palacios. Wenn dort alles gesund ist, spielen Xhaka und Palacios im zentralen Mittelfeld. Damit aber noch nicht genug: Neu verpflichtet haben die Leverkusener mit Garcia einen spanischen Nationalspieler. Für immerhin 18 Millionen Euro. Garcia spielt ausschließlich im zentralen Mittelfeld. Wie ist denn der Plan dort? Sein System wird Alonso nicht ändern. Es könnte nur sein, dass er Andrich vielleicht anstatt Tah in die Dreier-Kette zurück ziehen möchte. Das hat er schon zwei- oder dreimal Mal gemacht. Das wiederum wäre aber großer Käse für die deutsche Nationalmannschaft, wo er ja im defensiven Mittelfeld seinen Stammplatz aktuell sicher hat. Und wer jetzt denkt, der verdient ja in Leverkusen Unsummen, der irrt. Mehrere Quellen sagen gleichlautend, sein Jahresgehalt beträgt 1,6 Millionen. Das schaffen wir auch.

Und auch der schon einmal erwähnte Bernardo ist noch auf der Suche. Allerdings macht es Bochum den Interessenten nicht leicht und ruft zarte zehn Millionen als Ablöse auf. Bei einem Marktwert von etwas über fünf Millionen - für einen 29-Jährigen ist das absurd. Wiederum ist Gladbach der heißeste Kandidat. Wahrscheinlich weil sie gern Netz für ein mittleres Vermögen nach England transferieren möchten. Und hinter Netz/Bernardo hätte man ja noch den anderen Berliner Ullrich für die linke Außenbahn. Bei uns wäre Bernardo wohl ein Volltreffer. Weil er die defensive Variante zu Roussillon auf links wäre und gleichzeitig noch den linken Part in der Dreierkette übernehmen könnte.

So ganz habe ich die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben, dass irgendjemand im Verein auf die Idee kommt, Becker zurückzuholen. Abgesehen vom Wetter bei seinem aktuellen Klub könnten wir das wohl realisieren, wenn wir es wollten. Wie sehr er mit seinen Sprints fehlt, konnten wir in der zweiten Halbserie sehen.

Knoche hat bekanntlich auch noch keinen neuen Verein gefunden. Warum denkt darüber keiner nach? Sein Leistungsvermögen dürfte uns noch zwei Jahre helfen können. Bezahlbar ist er auch. Und wenn Vogt mal ausfällt und Doekhi nicht mehr da ist, was passiert dann? Ich würde das sehr begrüßen!

Alle im Brainstorming (und nichts anderes ist es!) genannten Spieler (Udoukhai, Petkovic, Hlozek, Neuhaus, Andrich, Bernardo, Becker, Knoche) würden uns (wahrscheinlich) sofort besser machen. Am schwierigsten ist wohl die Suche nach einem wirklich guten Stürmer. Dass die nächsten Verpflichtungen aktuell so lange dauern, liegt hoffentlich daran, dass sie eine neue Qualität beinhalten. Denn bislang haben wir nur die Breite des Kaders noch breiter gemacht. Natürlich müssen uns noch ein paar Spieler verlassen. Hoffen wir auf einen schlagkräftigen Kader zum 24. August 2024. Eisern.

12. Juli: Startschüsse am Samstag: Trainingslager Tirol und Trainingszentrum Oberspree

Union-Trainer Bo Svensson (M) schaut sich die Eröffnung des Trainingszentrums Oberspree genau an.
Union-Trainer Bo Svensson (M) schaut sich die Eröffnung des Trainingszentrums Oberspree genau an.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Am Samstag macht sich die Mannschaft, besser gesagt: große Teile davon, auf den Weg nach Längenfeld in Tirol, um ein erstes Trainingslager abzuhalten. Okay, ist schon nicht so einfach, wenn man weiß, wer alles noch fehlt (Nationalspieler und weitere mögliche Neuzugänge) oder wer nur noch kurze Zeit da ist (möglicherweise Doekhi, Leite, Gosens und wer sonst noch so dazukommen könnte). Obendrein muss man sich eines Trainingstorwarts in Person des bereits erwähnten Carl Klaus (Ex-Nürnberg) bedienen, da Schwolow verletzt ist, Stein nicht fit, Rönnow noch im Urlaub und Grill nach Braunschweig verliehen ist. Ideale Bedingungen sehen anders aus, nicht gerade einfach für Bo Svensson, die Woche in der Ferne sinnvoll zu gestalten.

Eins scheint jetzt schon klar: die sechs Wochen bis zum Saisonstart in Mainz werden wir brauchen, um halbwegs eingespielt zu sein, die frühe Vollständigkeit des Kaders bleibt wieder nur ein frommer Wunsch. Aber die meisten Mitbewerber haben durchaus ähnliche Probleme, das Szenario ist ja auch nicht ganz untypisch für die Turnierjahre. Und dass sich der Transfermarkt nicht nach unseren Wünschen richtet, dürfte auch nicht neu sein.

Also ist wieder mal Geduld an allen Fronten gefragt - mit einer Ausnahme: nach anderthalb Jahren und 50 Spielen bei uns geht Aissa Laidouni nach Katar zum SC Al-Wakrah. Ein wenig schade, dass der tunesische Nationalspieler sein vorhandenes Potential bei uns nur selten auf den Platz bringen konnte, den niedrigeren Anforderungen der dortigen Stars League dürfte er wohl problemlos stemmen. Ich gehe mal davon aus, dass wir ungefähr das Geld zurückbekommen (idealerweise etwas mehr), dass wir seinerzeit an Ferencvaros Budapest überwiesen haben, die Ablöse dürfte bei drei Millionen plus liegen, denn sein Vertrag lief immerhin noch bis 2027.

Und sonst? Die großen Namen der Testspielgegner setzen sich fort: am 18. Juli spielen wir in Österreich gegen Dynamo Kiew. Zu Hause folgen dann bekanntlich die Glasgow Rangers und Real Sociedad Sebastian und mittendrin kommt Olympique Lyon zur Saisoneröffnung in die Alte Försterei, alle vier Mannschaften gehören zum oberen Drittel ihrer Meisterschaften und sind in der kommenden Spielzeit durchweg europäisch vertreten, gar keine üblen Nagelproben.

Die Eröffnung unseres neuen Trainingszentrums Oberspree am Bruno-Bürgel-Weg an diesem Wochenende wird hoffentlich ein Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins, zwar ist unsere Nachwuchsarbeit fraglos ziemlich gut, immerhin sind u. a. U17 und U19 in den höchsten Spielklassen präsent, nichtsdestotrotz wissen wir alle, dass es lange her ist, dass sich ein Eigengewächs bei uns nachhaltig im Profikader etablieren konnte (die letzten waren Quiring, Skrzybski und vielleicht noch Jopek), in der Bundesliga ist das noch gar nicht passiert - Aljoscha Kemlein könnte jetzt der erste Spieler sein, dem das tatsächlich gelingt.

Die äußeren Voraussetzungen sind jedenfalls ideal wie noch nie, vielleicht könnte man jetzt noch in naher Zukunft die Überlegung auf eine zweite Männermannschaft wieder aufnehmen - denn das Verleihen vielversprechender junger Spieler funktioniert auch nur selten so erfolgreich wie bei Kemlein, dessen letztes Halbjahr beim Bundesligaaufsteiger St. Pauli annähernd optimal verlief. Oft kommen die Jungs nicht auf die Einsatzzeiten und schnell ist so ein Jahr in vielerlei Hinsicht ein verlorenes Jahr, also eher ein Schritt zurück als einer vorwärts und dann gibt es selten eine gute Gelegenheit, diesen frühen Karriereknick wieder zu korrigieren. Die Liste der jungen Spieler ist lang, denen das passiert ist, hoffen wir, dass mit dem TZO die Liste der nächsten Jahre kürzer wird.

11. Juli: Stillstand im Union-Kader?

Viel neues gibt es auf dem Trainingsplatz bei Union Berlin noch nicht zu sehen.
Viel neues gibt es auf dem Trainingsplatz bei Union Berlin noch nicht zu sehen.  © Soeren Stache/dpa

Icke: Beim Thema Neuverpflichtungen und Abgänge scheint es beim 1. FC Union aktuell nicht weiter zu gehen.

Nicht einmal neue Gerüchte gibt es. OK, abgesehen vom Keeper Carl Klaus, der angeblich für den verletzten Schwolow geholt werden soll. Wobei der Verein sich zu Schwolows Verletzung noch nicht einmal geäußert hat. Will sagen, Nordkoreas Elite könnte bei uns ein Praktikum absolvieren und würde noch etwas lernen können.

Schön für die über 60.000 Mitglieder des Vereins und viele viele Sympathisanten ist das allerdings nicht. Vor lauter Langeweile arbeiten sich einige wenige im Internet an Robin Gosens ab. Kein ehrenwerter Stil. Das zeigt aber auch das Dilemma auf. Gosens, Doekhi und Leite werden als potentielle Abgänge gehandelt. Mehr als ein halbes Dutzend Vereine sind wohl an den Spielern dran. Aber es passiert … nichts.

Und das wiederum heizt die Fantasien einzelner an. Nicht zwingend zum Wohl des Vereins. Und jedem ist auch klar, dass wir nicht mit acht zentralen Mittelfeldspielern in die Saison gehen wollen. Je nach System haben wir zwei bis maximal drei Plätze dafür zu vergeben. Auch hier ruht der See … still. Bei unseren zentralen Stürmern sieht es danach aus, als wenn Jordan eine weitere Chance bei uns erhält. Warum auch nicht, wenn wir keine andere Qualität haben können. Dazu wird sich sicherlich Neuzugang Prtajin gesellen. Ob wir uns dann mit Bedia noch einen dritten Mittelstürmer im Team leisten wollen … ist noch völlig offen. Eventuell wäre eine Leihe für ihn die beste Lösung.

Allerdings sind wir bereits im Training für die Saison-Vorbereitung. Wollten wir nicht, wie wir es in den ersten vier Jahren der Bundesliga auch schafften, den größten Teil des Kaders zum Vorbereitungs-Start beisammen haben? Das klappt schon einmal nicht. Zumal ja auch noch die Turnier-Spieler fehlen bzw. sich im Urlaub befinden. Das sind mit Rönnow, Laidouni, Schäfer, Benes, Neuzugang Querfeld, Puchacz und Juranovic immerhin sieben Spieler. In diesem Fall, gut für Union, dass es Kral und Gosens nicht in die Ländermannschaften schafften, sonst wäre es sogar NEUN Spieler gewesen. Das erschwert die Situation noch zusätzlich.

Dass wir am ersten Spieltag - zumal mit einem neuen Trainer - eine gut eingespielte Mannschaft beisammen haben, davon dürfen wir uns verabschieden. Andererseits, wenn ich sieben bzw. neun Spieler im Kader habe, die für ihre Ländermannschaften ein Thema sind, so kann der Kader ja so schlecht gar nicht sein. Ist er eben auch nicht. Wenn keiner mehr geht, so brauchen wir einzig und allein nur noch einen Knipser.

Den haben wir nun wirklich nicht. Und hier würde es sich sicherlich auch in Form von Punkten bezahlt machen, wenn man eine richtige Qualität dazu holen würde. Jordan, den wir nun behalten möchten, ist ein Mittelstürmer für maximal zehn Tore. Jedenfalls in der ersten Bundesliga. Prtajin ist (noch) eine Wundertüte. Ob er in der ersten Bundesliga zu Recht kommt, dass wissen wir noch gar nicht. Und über Bedia breite ich mal den Mantel des Schweigens aus. In seinen sieben BL-Kurzeinsätzen kann ich mich an exakt zwei gute Szenen erinnern.

Vielleicht überrascht uns ja auch unser Neu-Manager. Der Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Andre Silva ist auf dem Markt. Der kann ja nicht alles verlernt haben. Meine Meinung, er spielt nur beim falschen Verein. Das Problem dabei, zum einen sein hohes Gehalt, zum anderen sein aktueller Arbeitgeber RB Leipzig. Aber wo ein Wille ist, da finden sich Wege. Ein richtiger Knipser würde uns verdammt guttun. Was nur wenige bewusst wahr nahmen, aber enorm wichtig ist, Union strafft seine Geschäftsbereiche. Legt viele Themen zusammen.

Dabei werden natürlich die neuen Geschäftsführer der nun größeren Abteilungen im Verein gestärkt. Das ist zum einen - Gott sei Dank! - Oskar Kosche, der nun die kompletten Bereiche Finanzen, Finanzierung und Lizensierung verantwortet. Daneben übernimmt Bernd von Geldern die Bereiche Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb. Hier ist auch das Sponsoring und das Merchandising mit enthalten. Die Bereiche Vermarktung, Vertriebsmarketing und Digitalisierung gehören ebenfalls dazu. Ich vermute mal, er hat keine lange Weile.

Pierre Lüttge bekommt auch ordentlich etwas zu tun. Neben seinen alten Bereichen Organisation und Verwaltung bekommt er on top noch die Spieltags-Organisation und den Fan- und Mitglieder-Service dazu. Und weil das noch so wenig ist, gleich noch die Fanbetreuung, das Ticketing und die IT obendrauf.

Der einzige, der Glück hatte … ist Christian Arbeit. Zu den Themen Kommunikation, AFTV, Grafik, Social Media und Historie kam nicht Neues hinzu. Parallel verhandeln wir mit potentiellen neuen Haupt-Sponsoren. Ist die Farbe des neuen Ausweich-Trikots Zufall oder ein Fingerzeig? Die BVG ist ja auch Gelb. Wir werden uns wohl noch eine Weile gedulden müssen. Bei vielen Themen. Eisern!

7. Juli: Auftakt ohne Hauptsponsor

Union Berlin hat das erste Testspiel erfolgreich absolviert.
Union Berlin hat das erste Testspiel erfolgreich absolviert.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Hurra, es geht wieder los - naja, zumindest ein bisschen. Das 40-jährige Jubiläum zu den berühmten Entscheidungsspielen (1984 waren Union und Chemie Leipzig am 26. und letzten Spieltag punkt- und torgleich, deswegen musste eine Art Relegation her - leider mit bösem Ausgang für uns. Besonders das in jeder Hinsicht chaotische Rückspiel in Leipzig habe ich in schlechter Erinnerung ...) führt den 1. FC Union in den Alfred-Kunze-Sportpark zum derzeitigen Viertligisten zum Freundschaftsspiel.

Es endet 4:0 für uns, die Tore schießen Khedira, Vertessen und Prtajin (jeweils Abstauber nach Pfosten beziehungsweise Torwartabwehr) und Hollerbach, der wirklich sehenswert aus vollem Lauf von halblinks den Keeper überlupft. 5000 Zuschauer sind dabei (mehr dürfen nun mal nicht in das Chemiker-Stadion), die Stimmung ist sehr gut, auch wenn es zwischenzeitlich wie aus Eimern schüttet. Selbst Bo Svensson ist beeindruckt, wieviel Betrieb bei so einem Testspiel ist.

Wirkliche Erkenntnisse bleiben natürlich aus, dazu ist der Gegner zu schwach, der Zeitpunkt noch zu früh und die Aufstellung zu kunterbunt. Es fehlen nun mal noch die EM-Spieler plus Laidouni, Gosens (der soll wohl nicht mehr einer Verletzungsgefahr ausgesetzt werden vor seinem Wechsel nach Italien oder Portugal oder...), Volland, Roussillon (tatsächlich verletzt) - dafür spielen einige U19-Spieler mit und auch die Leihrückkehrer Kemlein, Skarke, Siebatcheu und Preu sind dabei, zur Halbzeit wird einmal komplett durchgewechselt.

Leider verletzt sich Ersatzkeeper Schwolow, aber es bleibt ja noch genug Zeit zur Genesung bis zum ersten Bundesligaspiel: diesmal starten wir am vorletzten Augustwochenende (anders als die fünf Jahre zuvor) auswärts, und zwar in Mainz, dann kommt St. Pauli zum ersten Heimspiel, dafür findet das letzte Spiel der Saison auch auswärts statt, in Augsburg - wir sollten diesmal also nicht bis zum finalen Spieltag mit der Rettung warten …

Bemerkenswert ist mit Sicherheit noch die Premiere der neugestalteten Ausweichtrikots in überwiegend Gelb und Weiß (bestenfalls eine Frage des Geschmacks, um es mal diplomatisch auszudrücken), denn auf der Brust prangt ein "Berlin" und das ist nicht etwa unser neuer Hauptsponsor. Paramount plus ist jedenfalls nach einem Jahr ausgestiegen, vereinbarungsgemäß, wie der Verein sagt. Okay, bei Inter Mailand sind sie auch runter von der Brust, allgemein will der Streamingdienst sein Engagement in Europa runterfahren, wohl, weil es weniger gut läuft in Sachen Abos als erwartet.

Nun läuft also die Suche nach einem neuen Hauptsponsor auf Hochtouren, dabei war der knappe Klassenerhalt nicht gerade hilfreich, lange war ja nicht klar, in welcher Liga man in der kommenden Spielzeit aufläuft. Es wird wohl nicht leicht, jemanden zu finden, der auch noch ähnlich viel ausspuckt wie die Amerikaner, sechs Millionen Euro stellen zwar eher das untere Drittel der Bundesliga dar, aber ich denke, man wäre bei uns schon heilfroh, in dieser Größenordnung zu bleiben. Auch, wenn die Liga brummt, die Wirtschaft steht nicht gerade Schlange, denn die brummt gerade nicht so.

Wobei ich immer geglaubt habe, dass der Verein aufgrund seiner Besonderheiten als Werbepartner überdurchschnittlich attraktiv wäre, aber dem ist wohl nicht ganz so, denn schon zu Zweitligazeiten war es nicht so einfach, einen zahlungskräftigen Partner aufzutreiben. Lassen wir uns überraschen, wer es wird. Schön wäre es, wenn die Partnerschaft diesmal wieder etwas langfristiger wäre, nach den jeweils nur einjährigen Auftritten von Wefox und eben Paramount und hoffentlich sind wir nicht ganz so preiswert: ein Schnäppchen sind wir nun nicht gerade, oder?

6. Juli: Rausgeflogen und gewonnen

In der Halbzeit ging es dann torlos in die Kabine.
In der Halbzeit ging es dann torlos in die Kabine.  © Bradley Collyer/PA Wire/dpa

Icke: Deutschland ist gegen Spanien im Viertelfinale gescheitert. Sehr unglücklich. Durch ein Last-Minute-Tor in der 119.Minute. Da hatten wir einen kurzen Augenblick Merino nicht richtig gedeckt. Aber warum „rausgeflogen und gewonnen“? Wir Deutschen haben unseren (guten und einsatzstarken) Fußball wieder.

So wie wir gegen den Turnier-Favoriten Spanien spielten, war das aller Ehren wert. Die ersten 45 Minuten waren die Spanier – bei fast ausgeglichenem Spiel – einen Tick besser und einen Hauch torgefährlicher. Das deutsche Spiel war geordnet und knallhart.

Ja so wünscht man sich das, wenn man gegen einen spielerisch besseren Gegner antritt. Kroos, der mehrere Male ordentlich „zulangte“ und den kompromisslosen Andrich-Part übernahm, hatte schon Glück, nicht gleich am Anfang Gelb zu sehen. Es ging dann torlos in die Kabine.

Zur Halbzeit korrigierte Nagelsmann sich selbst. Sein Plan mit Sane und Can in der Startelf ging nicht auf. Es kamen Andrich und Wirtz. Und gerade Wirtz brachte viel Bewegung in unser Spiel. Olmo ließ dann aber die Spanier in der 51.Minute jubeln. Deutschland brauchte einen Augenblick – um sich zu schütteln. Dann aber wurde es sehr viel besser. Ab ca. der 70.Minute war Deutschland die klar bessere Mannschaft und hatte die größeren Chancen. Nagelsmann legte offensiv nach. Die Spanier konnten froh sein, dass wir keine unserer vielen Tor-Chancen bis dahin nutzten.

Niemals hörten die Deutschen auf, an den Ausgleich zu glauben und in der 89.Minute gelang Wirtz genau dieser. Emotion pur! Auch in der Verlängerung waren wir das spielbestimmende Team. Und versemmelten leider unsere guten Gelegenheiten. In der 106. Minute war es dann so weit. Millionen „Bundestrainer am Fernseher“ schreien „Elfmeter“. Ein Spanier wurde im Strafraum an die Hand angeschossen. Die Szenen gab es schon oft und fast immer gab es den Strafstoß. Auch bei dieser Europameisterschaft. Nur nicht in diesem Spiel.

Schweinsteiger und andere Experten brachten es auf den Punkt … in neun von zehn Fällen pfeift der Schiedsrichter. Nur nicht in diesem Spiel. Eine krasse Fehlentscheidung, welche Deutschland das Weiterkommen kostete. Und dann kam es, wie es so oft kommt. Spaniens einzige Chance nutzten sie in der 119.Minute und sie retten sich damit in die nächste Runde. Und selbst danach hatten wir noch zwei dicke Chancen, nur nutzen muss man sie.Pfosten, Schiedsrichter und der Chancen-Tod verbauen uns ein Happy End.

Doch gewonnen haben wir trotzdem. Wenn wir uns erinnern, wo unser Fußball noch im vergangenen Jahr stand und wie das Spiel gestern lief, so haben wir unseren deutschen Fußball zurück. Wirtz und Musiala sind große Lichtblicke für die kommenden (Fußball-) Jahre. Die Einstellung stimmt wieder und Nagelsmann traut sich etwas. So macht es wieder Spaß - die deutschen Spiele anzuschauen! Eisern.

5. Juli: Schaffen wir die Spanier?

Mit Musiala haben wir den richtigen Spieler auf dem Platz.
Mit Musiala haben wir den richtigen Spieler auf dem Platz.  © Bernd Thissen/dpa

Icke: Die Frage beantworten diverse deutsche Umfragen mit einem klaren ja. Wohlgemerkt Umfragen in Deutschland.

Unsere Blogger-Meinung dazu ist ziemlich klar. Nur wenn bei uns alles zusammen passt und wir einen guten Tag haben. Allerdings chancenlos sind wir Deutschen gegen Spanien nun auch nicht. Betrachten wir nur die schnöden Zahlen, so liegen die Spanier mit einem Mannschafts-Wert von 965,5 Millionen nur knapp vor den Deutschen (831 Mio.).

Aber gut, ehrlicherweise haben sie die technisch klar besseren Fußballer. Aber das ist sehr oft … egal. Betrachtet man zum Beispiel die ersten 4 Jahre von Union in der Bundesliga, so war Union bei seinen Punktgewinnen fast nie die bessere Fußball-Mannschaft. Und genau das ist das Schöne beim Lieblingsspiel der Deutschen … es gewinnt mitnichten immer die bessere Mannschaft mit der feineren Klinge.

Dinge wie Teamgeist, Kampfgeist, Zusammenhalt und die Lautstärke der Fans spielen eine Rolle, manchmal auch die Entscheidende! Und genau in diesen Disziplinen könnten wir einen kleinen Vorsprung haben. Der Teamgeist scheint bei uns zu stimmen. Der Zusammenhalt ebenso. Erfahrende Spieler wie Kroos, Rüdiger und Neuer gehen nicht nur mit guten Leistungen voran, sondern sorgen auch für einen Teamspirit, wie er sein muss. Ob das reicht, wissen wir erst am späten Freitag Abend.

Ganz entscheidend wird sein, so wenig wie möglich Fehler zu begehen. Wer morgen keinen spielentscheidenden Lapsus fabriziert, wird wahrscheinlich gewinnen. Natürlich haben die meisten Spanier eine bessere Technik und sind stärker im Dribbling. Aber Schwächen haben sie eben auch. Das ist unter anderem ihre Vierer-Kette. Wenn das Mittelfeldspiel auf eine Seite fokussiert ist, so ist die andere Seite meist einsam verweist. Ein punktgenauer Kroos-Pass kann Spanien auseinanderreißen und für Räume und schnelles Umschalt-Spiel sorgen.

Mit Wirtz oder Sane und Musiala haben wir dafür die richtigen Spieler auf dem Platz. Obwohl Sane jetzt und genau jetzt … zeigen muss, was er draufhat. Wir wissen, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann. Nur hat er das bei dieser EM noch nicht gezeigt. Es wird Zeit!

Und noch etwas wird absolut entscheidend sein. Kimmich und Raum spielen gegen die beiden spanischen Teeny-Zauber-Mäuse der Spanier auf den Außen. Sie müssen denen ab der ersten Aktion heftigst auf die Füße treten. Sich Respekt verschaffen. Dann verlieren so junge Spieler auch schon gern mal die Contenance. Das müssen übrigens ihre Nebenspieler im Zentrum – Kroos und Andrich ebenso.

Andrich hat ja mit seiner neuen Haarpracht in Pink schon begonnen – auffallen zu wollen. Genau das brauchen wir … selbstbewusste Spieler, die den Spaniern den Zahn ziehen. Und natürlich muss Musiala auch noch einen genialen Tag haben. Dann schaffen wir Spanien. Ich glaube dran! Eisern.

1. Juli: Zwanzig unglaubliche Jahre - Danke, Dirk Zingler!

Dirk Zingler (59) ist bereits 20 Jahre Vereinspräsident der Unioner.
Dirk Zingler (59) ist bereits 20 Jahre Vereinspräsident der Unioner.  © Matthias Koch/dpa

Unionfux: Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Zwanzig Jahre als Vereinspräsident sind sogar eine erstaunlich lange Zeit: Herzlicheisernen Glückwunsch, Dirk Zingler!

Als der glühende Union-Fan am 1. Juli 2004 sein Amt antritt, noch 39-jährig und weil es eigentlich niemand so richtig machen will, laufen die Uhren bei unserem Verein noch komplett anders: Gerade sind wir aus der Zweiten Liga abgestiegen - und damit nicht genug: Das erste Amtsjahr des jungen Präsidenten endet mit einem erneuten Abstieg und der steht im Grunde schon nach der ersten Halbserie fest.

Doch auch wenn der sofortige Aufstieg aus der Oberliga mühselig ist - von nun an geht es relativ stetig und zügig bergauf. Schon drei Jahre später sind wir wieder in der Zweiten Liga und setzen uns dort fest. Neun Jahre lang sind wir Zweitligist, da gelingt Dirk Zingler etwas, was ihm vorher ziemlich selten gelang: ein absoluter Glücksgriff in Sachen Cheftrainer.

Der Schweizer Urs Fischer führt den Verein im zehnten Zweitligajahr tatsächlich in die Bundesliga und das ist doch so unfassbar, dass fast alle, auch der Präsident, von einem Urlaub in der obersten Etage des deutschen Fussballs sprechen. Doch aus dem Urlaub wird vielviel mehr, er führt uns sogar bis in die Champions League, bis letztes Jahr die etwas unverhoffte Delle kommt. Beinahe hätte Zingler tatsächlich sein 20-jähriges Jubiläum im Unterhaus begehen müssen, doch zum Glück kann das spektakulär in letzter Minute verhindert werden. Doch nicht nur das ist in den letzten zwanzig Jahren passiert. Zwischenzeitlich wurde die marode Alte Försterei neu aufgebaut, in einer weltweit wohl beispiellosen Aktion, nämlich unter Mithilfe der Fans.

Und ein kompletter Neubau steht schon seit einiger Zeit vor der Tür: 37000 Zuschauer soll die neue Arena an gleicher Stelle fassen, kein Wunder, hat sich doch die Mitgliederzahl des Vereins unter dem Großen Vorsitzenden nahezu versiebzehnfacht, von knapp 4000 auf über 66000.

Und auch, wenn der 1. FC Union dank der nimmermüden Zuversicht seines Präsidenten mittlerweile ein anerkannter Bestandteil einer der stärksten Ligen der Welt ist, so wird trotzdem so viel wie nur irgend möglich von der Einzigartigkeit dieses Vereins bewahrt, wird nicht jedem Auswuchs des Kommerzes gefolgt, will man der zuweilen etwas schrullige, familiäre und verschworene Haufen aus dem Südosten Berlins bleiben, ein Sonderfall gewissermaßen, in vielfacher Hinsicht.

Das kann natürlich nicht auf allen Ebenen gelingen, sämtlichen Gesetzen des Marktes, denn wir sind ja unbestritten im Profifussball, kann man sich nun mal unmöglich entziehen, das weiß der Realist Zingler, er versucht den Spagat irgendwie zu moderieren und das gelingt ihm doch ziemlich gut. Keine Frage, der Präsident ist schon derjenige, der im Verein das absolute Sagen hat, ohne ihn wird nichts entschieden. Er macht die Ansagen, an den entscheidenden Stellen sitzen seine Leute, es gibt keine Opposition. Das mag man gut oder schlecht finden - Es ist so, er ist eben kein Frühstücksdirektor, sondern ein Patriarch, wie er im Buche steht, er ist das Alpha und Omega, ohne dass er das betonen oder gar herausstellen muss, das hat er gar nicht nötig.

Und der Erfolg gibt ihm recht und nicht nur der. Wer weiß, wo der 1. FC Union ohne Dirk Zingler wäre, aber sehr viel besser hätte es für den Verein wohl kaum laufen können, das müssen selbst die Kritiker zugeben, und das unter eher schwierigen Voraussetzungen.

Nun steht ein weiterer Umbruch an, das über lange Jahre erfolgreiche Duo Fischer/Ruhnert ist weitgehend Geschichte. Ab heute sollen Bo Svensson und Horst Heldt ein neues Kapitel aufschlagen und uns weiter in der Bundesliga etablieren, gern auch etwas mehr, von Urlaub kann schon lange keine Rede mehr sein. Und Dirk Zingler steuert jetzt unaufhaltsam auf das Vierteljahrhundert als Präsident hin. Es gibt noch so viel zu tun und es gibt noch so einige Früchte zu ernten. Viel Glück, Kraft und Spaß dafür und dabei - und danke, DZ, für die letzten zwanzig Jahre, wir staunen immer noch!

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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