Schiri-Frust nach Union-Pleite: Was Baumgart ärgert

Von Jordan Raza

Berlin - Steffen Baumgart (53) musste Dampf ablassen. Nicht, weil der 1. FC Union Berlin soeben vor Heimpublikum mit 2:4 gegen die TSG 1899 Hoffenheim verloren hatte. Sondern, weil die ein oder andere Schiedsrichterentscheidung dem impulsiven Trainer so gar nicht passte.

Steffen Baumgart (53) war mit manchen Schiri-Entscheidungen nicht einverstanden.
Steffen Baumgart (53) war mit manchen Schiri-Entscheidungen nicht einverstanden.  © Soeren Stache/dpa

"Wir bekommen eine Regelschulung und nach drei Spieltagen ist das vergessen. Wir brauchen den Scheiß nicht machen, wenn wir es nicht durchhalten", polterte Baumgart direkt nach Abpfiff am Sky-Mikrofon.

Der 53-Jährige bezog sich in seiner Wutrede vor allem auf zwei Situationen: So hatte Baumgart vor dem ersten Foulelfmeter für Hoffenheim den Ball im Aus gesehen.

"Ich dehne meine Coachingzone schon aus, stehe aber nicht im Spielfeld. Wenn ich dann das Gefühl habe, dass der Ball über mich rübergeht, dann war der Ball eher im Aus, als im Spiel", legte der Übungsleiter auf der Pressekonferenz nach. "Trotzdem wurde erklärt, dass man es gecheckt hat. Ich wusste gar nicht, dass wir an der Seitenlinie auch checken können."

Baumgart schiebt nach Beinahe-Sensation VAR-Frust: "Da hat irgendeiner Lack gesoffen"
1. FC Union Berlin Baumgart schiebt nach Beinahe-Sensation VAR-Frust: "Da hat irgendeiner Lack gesoffen"

Dann ärgerte er sich über ein angebliches Klammern an Unions Leopold Querfeld (21) – hier hätte der Fußball-Lehrer am liebsten selbst den Strafstoß bekommen. Dass eine andere Auslegung der Szenen etwas am Ausgang geändert hätten, ist fraglich. "Aber es ärgert mich", sagte Baumgart.

Zuvor hatte Baumgart, der wie immer wild durch die Coachingzone tingelte, über weite Strecken einen ungewohnten Bundesliga-Auftritt seiner Mannschaft gesehen - offensiv ungewohnt mutig, defensiv ungewohnt fehlerhaft.

Beim Platzverweis blieb Schiedsrichter Tobias Welz keine andere Wahl, als die Rote Karte zu zeigen.
Beim Platzverweis blieb Schiedsrichter Tobias Welz keine andere Wahl, als die Rote Karte zu zeigen.  © Soeren Stache/dpa

Verkehrte Welt bei Union Berlin: Baumgart vermisst "letzten Punch"

Tom Rothe (20) verlässt nach der Notbremse den Platz.
Tom Rothe (20) verlässt nach der Notbremse den Platz.  © Soeren Stache/dpa

"Ich bin mir relativ sicher, dass es das Spiel war, wo wir am besten nach vorne gekommen sind. Wir hatten gute Ansätze. Genau der Ansatz, den wir haben wollen", befand der 53-Jährige.

Ein, zwei Spielzügen habe aber "der letzte Punch" gefehlt. Etwa, als Oliver Burke (28) Nationalkeeper Oliver Baumann (35) weit vor dem Strafraum umkurvte und dann viel zu zaghaft aufs leere Tor abschloss. Oder als der Schotte, der neben Ilyas Ansah (20) und Andrej Ilic (25) gleich einer von drei Stürmern in der Startelf war, einen Kopfball neben den Pfosten setzte.

"Bis zur 45. Minute war alles in Ordnung. Dann liegst du 0:2 hinten und weißt gar nicht, warum", sagte Baumgart, nur um die Antwort kurz darauf selbst zu geben. "Individuelle Geschichten" seien ausschlaggebend gewesen.

Union-Berlin-Blog: Tausendsassa Jochen Lesching
1. FC Union Berlin Union-Berlin-Blog: Tausendsassa Jochen Lesching

Vor allem junge Spieler wie Tom Rothe (20) und Leopold Querfeld (21) waren schwach. Letzterer verschuldete den ersten Strafstoß und verlor anschließend Doppeltorschütze und Ex-Unioner Fisnik Asllani (23) aus den Augen. Rothes Notbremse führte zum zweiten Strafstoß, den Tim Lemperle erfolgreich verwandelte.

Dem Auftaktsieg gegen Stuttgart folgten beim 0:3 in Dortmund und dem 2:4 gegen Hoffenheim nun zwei Niederlagen. Langsam aber sicher dümpeln die Eisernen der Gefahrenzone am Tabellenende entgegen. Insgesamt acht Gegentore nach drei Bundesliga-Spielen sind ein Negativrekord für Union. Und die Aufgaben werden nicht unbedingt leichter.

Am kommenden Spieltag muss der Hauptstadt-Klub beim Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt ran.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

Mehr zum Thema 1. FC Union Berlin: