Spitzenreiter Union: Warum die Meisterschaft gar nicht so unrealistisch ist

Berlin - Nicht Bayern, Dortmund, auch nicht Leipzig! Nein, der 1. FC Union Berlin führt die Bundesliga an. Ein Bild, an das sich die Fans gewöhnen können. Aufgrund der Länderspielpause wird sich daran mindestens in den nächsten zwei Wochen nichts ändern.

Der Höhenflug des 1. FC Union Berlin hält weiter an. Mit 17 Punkten stehen die Eisernen in der Bundesliga an der Spitze.
Der Höhenflug des 1. FC Union Berlin hält weiter an. Mit 17 Punkten stehen die Eisernen in der Bundesliga an der Spitze.  © Andreas Gora/dpa

Abheben wird trotz der Tabellenführung aber wohl niemand in Köpenick. Dafür wird Urs Fischer (56) schon sorgen. "Wir haben noch 23 Punkte zu holen bis 40, da muss ich den Trainer zitieren. Und dann werden wir sehen, wo das Ganze hinführt", schlägt Timo Baumgartl (26) in die gleiche Kerbe wie sein Trainer.

Doch träumen wird erlaubt sein. Denn, auch wenn die allermeisten Fußballfans davon ausgehen, dass am Ende doch wieder der aktuell schwächelnde Rekordmeister aus München die Schale in den Händen halten wird, ist die Meisterschaft gar nicht so unrealistisch.

Klar, weiß man in Köpenick die Tabellenlage richtig einzuordnen. Selbst die Anhänger sind sich bewusst, dass man den derzeitigen Punkteschnitt von 2,4 wohl nicht halten wird. Ginge es aber doch so weiter wie bisher, hätten die Eisernen nach 34 Spieltagen 82 Zähler auf dem Konto. Zum Vergleich: In den letzten beiden Jahren reichten dem FC Bayern München 77 bzw. 78 Punkte.

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Zunächst einmal steht aber die Länderspielpause an. Während die Bayern gleich 18 Profis abstellten, sind bei Union nur sieben Nationalspieler unterwegs. Das bedeutet: Fischer hat den Großteil seiner Mannschaft in Berlin, kann so Automatismen weiter einstudieren.

1. FC Union Berlin hat mit Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu ein Traumduo

Er trifft derzeit, wie er will: Sheraldo Becker (27) führt mit sechs Treffern die Torjägerliste an.
Er trifft derzeit, wie er will: Sheraldo Becker (27) führt mit sechs Treffern die Torjägerliste an.  © Andreas Gora/dpa

Ein ganz wichtiger Faktor im Spiel der Eisernen, ein Rädchen greift ins andere. Jeder weiß, was er zu tun hat und Wohle dem, der solch ein erfolgreiches Sturm-Duo hat: Sheraldo Becker (27) ist in Top-Form, trifft derzeit, wie er will (sechs Buden/drei Vorlagen). Der pfleilschnelle Angreifer ergänzt sich dazu perfekt mit Awoniyi-Ersatz Jordan Siebatcheu (26/drei Tore). Beide sind jederzeit für ein Tor gut.

Das Prunkstück bleibt aber das Verteidigen, denn kaum ein Team ist so schwer zu bespielen wie Union. Mit erst vier Gegentoren stellen die Berliner die beste Abwehr der Liga. "Wenn du wenig zulässt in jedem Spiel, dann ist die Chance natürlich größer, zu gewinnen oder wenigstens einen Punkt zu holen", so Niko Gießelmann (30).

Hinten steht die Null und vorne wird es das Traumduo schon richten. "Dass wir dann vorne zurzeit noch zwei Jungs haben, die eigentlich in jedem Spiel Gefahr ausstrahlen und gefühlt alles treffen, das hilft uns dann natürlich brutal. Wenn wir in Führung liegen, ist es noch mal ekliger gegen uns zu spielen."

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Wenn Mannschaften plötzlich im Abstiegskampf stecken, kann sich eine gefährliche Eigendynamik entwickeln. Dann kommt man nur schwer aus dem Negativstrudel heraus. Andererseits kann man sich auch von einer Erfolgswelle tragen lassen. Die hält nun schon seit 14 Ligaspielen an. Ein Ende ist nicht Sicht, wie nicht zuletzt das Spiel gegen den VfL Wolfsburg (2:0) gezeigt hat.

Auf Union warten schwierige Wochen

Union ist derzeit seit 14 Ligaspielen ungeschlagen.
Union ist derzeit seit 14 Ligaspielen ungeschlagen.  © Andreas Gora/dpa

Zugegeben: Die Wölfe waren erschreckend schwach, Union aber auch sehr stark. Im Stile eines Top-Klubs holten sie die zu keiner Zeit gefährdeten drei Punkte. Die entscheidenden Wochen kommen allerdings erst noch.

Bis zur Winterpause Mitte November müssen die Köpenicker auch unter der Woche ran, ganze 13 Spiele stehen noch auf dem Programmzettel.

Fischer: "Jetzt haben wir 14 Tage Pause und dann kommen sechs Wochen, die hat es in dieser Form im Fußball noch nie gegeben."

Bislang aber haben die Eisernen die Dreifachbelastung sehr gut weggesteckt. Auch wenn die Ergebnisse in der Europa League noch zu wünschen übrig lassen, folgte immer ein überzeugender Sieg - erst beim 1. FC Köln (1:0), dann gegen Wolfsburg.

Es ist ein wenig, wie vor der Saison - und auch in den Spielzeiten davor: Alle warten auf den Einbruch, der blieb aber aus. Warum also sollte er jetzt kommen?

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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