Union-Berlin-Blog: Am falschen Tag geboren oder hat Queen Elisabeth II. geholfen?

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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1. FC Union Berlin So steigt Union ab, so retten sich die Eisernen: Bei diesem Szenario wird es kurios

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

19. Mai: Am falschen Tag geboren oder hat Queen Elisabeth II. geholfen?

Unions Benedict Hollerbach (23, l.) und Andras Schäfer (25) jubeln nach dem Sieg gegen Freiburg.
Unions Benedict Hollerbach (23, l.) und Andras Schäfer (25) jubeln nach dem Sieg gegen Freiburg.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Wat denn nu'? Da hat Union das wichtigste Spiel seit Jahren vor der Brust, es geht um den Bundesligaverbleib (und um sehr sehr viel Geld).

Aber auch um Emotionen hunderttausender Menschen und natürlich meine eigene Aufgeregtheit. Und meine Cousine lädt zur Geburtstagsparty ein.

Das nennt man Zwickmühle. Kurzerhand konnte ich Einigkeit über den "neuen" Sinn der Party erzielen. Es wurde eine Fußball-Guck-Geburtstagsparty.

Union feiert Wahnsinns-Last-Minute-Klassenerhalt: Zingler lässt sich volllaufen
1. FC Union Berlin Union feiert Wahnsinns-Last-Minute-Klassenerhalt: Zingler lässt sich volllaufen

Gesagt, getan, eine Extraportion Herzmedikamente (Spaß, haben aber sicherlich einige gebraucht) eingepackt und los ging es. Gott sei Dank war ich nicht der Einzige mit Union-Macke dort. Mein Onkel Jürgen Lüdtke, der mehr als 20 Jahre selber kickte und gefühlte 40 Jahre im KWO arbeitete, war auch da. Und er ist ein Glücksbringer.

Konnte er doch der englischen Königin, bei ihrem Besuch im KWO das Händchen schütteln (davon gibts noch Fotos im Internet). Gute Grundvoraussetzungen. Ein paar Union-Sympathisanten fanden sich dann noch dazu. Sky angemacht und der Thriller begann. Meine Umgebung wunderte sich hin und wieder, wenn der Tisch wackelte.

Das waren die Momente, wo Union zwei Elfer verschoss, Freiburg uns eins einschenkte, wir ganz gute Chancen hatten, ein wirklicher Thriller eben.

Und dann kommt die 92. Minute. Das vergisst keiner, im Leben nicht. Wir verschießen ernsthaft den zweiten Elfmeter im Spiel. Mein Kopf wandte sich schon vom Bildschirm weg. Und plötzlich jubeln alle wie verrückt. Nee, oder?

Da macht der Haberer den Nachschuss rein. Völlig verrückt und eine Achterbahn der Gefühle. Und der unsichere Schiedsrichter Dingert hört und hört nicht auf. Er lässt noch weitere sechs Minuten spielen. Das ist Folter.

Gott sei Dank wissen Laidouni und Volland wie man ein Spiel verzögert. Das sie sich dafür noch Gelb abholen … Geschenkt! Im Nachhinein wahrscheinlich der Geburtstag, den man nie vergisst. Meine Laune, die zwischenzeitlich schon einmal am Boden war, hellte sich auf. Um es mit Urs auszudrücken, schlussendlich war es glücklich, aber verdient.

Ähnlich sahen es auch meine Fußball-Freunde Christian Beeck (Ex-Manager) und unser ehemaliger Stadionsprecher Andre Rolle.

Beecke sagte nach dem Spiel: "Klassenerhalt geschafft, Gott sei Dank, wir spielen auch nächstes Jahr Bundesliga. Der gestrige Tag hat wieder gezeigt, was Union ist. Bis zum Schluss niemals den Glauben verlieren und Eisern bleiben. Ein möglicher Abstieg hätte unseren Weg nicht geändert, ihn nur verlangsamt. Es war ein sehr turbulentes Jahr, in dem wir sportlich nicht konstant unsere Leistung abgerufen haben. Ich wünsche mir sehr, dass wir in der kommenden Saison ein sehr kompetentes Trainer-Team haben und einen äußerst harmonischen Kader".

Und Rolle: "Die Anspannung war enorm, die Verunsicherung groß, wir haben das alle gemerkt. Wir waren sehr engagiert, auch bissig und Freiburg war erstaunlich passiv. Beide Elfmeter waren in Ordnung. Das 0:0 zur Pause ging in Ordnung. Rönnow musste diesmal keine großen Paraden zeigen.

In der zweiten Halbzeit konnten wir endlich mal mehrere gute Spielzüge zeigen. Hollerbachs Tor – nach Vorbereitung unseres besten Spielers Aaronson – war dann wunderschön. Das Freiburger Tor wurde nach einem klaren Foul an Laidouni erzielt. Direkt im Gegenzug nach einem möglichen 2:0 für uns. Aber dann gab es doch noch einmal den großen Ruck in der Mannschaft, das war der Unterschied zum Köln-Spiel. Wir sind bis zur letzten Minute 'marschiert'.

Wir haben glücklich, aber verdient gewonnen. Schön war unsere herzliche Verabschiedung für Streich. Das hat sich der Bursche verdient. In diesem Sinne, frohe Pfingsten allen und Eisern Union!"

19. Mai: Bezahlte Schulden und feuchte Träume - Union bleibt in der Bundesliga!

Nach dem Schlusspfiff jubeln die Eisernen.
Nach dem Schlusspfiff jubeln die Eisernen.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Zuallererst: danke an Werder Bremen, denn deren Sieg gegen den VfL Bochum ist ja Voraussetzung unseres Klassenerhalts ohne den Umweg über die Relegation.

Ihr habt eure Schulden damit bezahlt: Wir erinnern uns - in unserer ersten Bundesligasaison schlagen wir, längst gerettet, am 34. Spieltag Düsseldorf, Werder erreicht somit die Relegation, gewinnt schlußendlich gegen Heidenheim und hält deswegen die Klasse.

Nun haben sie sich wunderbarerweise revanchiert, aber nichtsdestotrotz mussten wir ja auch das machen, was uns in letzter Zeit so ungemein schwer fiel, unsere Hausaufgaben in der Alten Försterei. Und hatte ich's nicht gesagt: es wird unvergesslich …

Aber im Ernst: wir krauchen dem Abstieg im letzten Moment von der Schippe, trotz zweier verschossener Elfmeter und dem (unberechtigten?) Gegentor der Freiburger wenige Minuten vor Schluss. Gar keine Frage - dass diese, in so vieler Hinsicht fürchterliche Saison so einen knappen, gleichwohl glücklichen Ausgang nimmt, ist äußerst unerwartet und auch wieder nicht - haben wir nicht traditionell das letzte Saisonspiel in der Bundesliga stets für uns entschieden, oft knapp, oft in vorletzter, ja, letzter Minute.

Dabei bleiben Torchancen auf beiden Seiten anfangs äußerst rar, besser gesagt, es gibt nur eine: nach Handspiel von Freiburgs Magenko beschert uns der so oft verachtete VAR doch tatsächlich einen an sich glasklaren Handelfmeter. Doch Juranovic schießt weder plaziert noch scharf und da Atubolu die Ecke ahnt, geht's mit 0:0 in die Pause.

Da praktischer Weise Heidenheim zu dieser Zeit bereits mit drei Toren gegen Köln führt, ist relativ klar: wir können mit Mann und Maus auf Sieg gehen, denn die Relegation ist uns im Grunde sicher, das Unentschieden ist somit keine interessante Option mehr. Und Marco Grote hat das goldene Händchen, Teil eins, denn der eingewechselte Hollerbach haut nach knapp siebzig Minuten und auf Vorlage Aaronson den Ball perfekt in den Winkel.

In der Folge verpassen wir mehrfach den erlösenden zweiten Treffer, mittlerweile führt Werder uneinholbar gegen Bochum, Deckel bitte drauf!

Aber so kommt es, wie es zu unserer bisherigen Spielzeit passt: der seltsame Herr Dingert pfeift kein klares Foul von Makengo gegen Laidouni vorm generischen Strafraum; Freiburg kann kontern und in unsere ungeordnete Abwehr köpft Doan nach Grifoflanke den Ausgleich, nur fünf Minuten vor Ablauf der regulären neunzig Minuten - und mir kommt Dante Aligiheri in den Sinn: "Lasciate ogni speranza, voi che entrate!" Zu Deutsch: "Gebt alle Hoffnung auf, die ihr hier eintretet".

Und als es irgendwie so aussieht, als ob die Nachspielzeit in blödsinnigen Nickligkeiten und vorgetäuschten Krämpfen untergeht, da hebt der zum Glück ewige Trimmel (hat nach zehn Jahren ein weiteres Jahr verlängert, gut so!) einen Freistoß in den Strafraum und der Freiburger Eggestein macht wunderbarerweise wie unnötig den Khedira und ringt Doekhi zu Boden: Elfmeter!

Diesmal tritt der eingewechselte Volland an - und der schießt den entscheidenden Elfmeter, die entscheidende Chance dieser Saison doch wirklich ultralahm an den Pfosten! Doch dann kommt der ebenfalls eingewechselte Janik Haberer, der ja eine äußerst übersichtliche Spielzeit hinter sich hat und legt den Abpraller ebenso aufmerksam wie präzise mit rechts in die linke Ecke! Goldenes Händchen, Teil zwei!

Und wieder kann alles gut werden und dann, nach über neun Minuten und wütenden Angriffen der Badener ist endlich Schluss - und diese Spielzeit, die in weiten Teilen einem Albtraum gleichkommt, bis in die letzten Minuten, findet tatsächlich ein gutes Ende!

Die über 99 Minuten kochende Alte Försterei in einer Mischung aus Trotz, Wucht und Erleichterung ist selig, wer hatte schon nach diesen Wochen des Horrors so ein Happy End erwartet?

Am Schluss ist es der feuchte Traum eines jeden Fußballfans, Erinnerungen werden wach an das Saisonfinale 1988 in Karl-Marx-Stadt, aber eins sollte man doch nicht vergessen: in der folgenden Saison stiegen wir seinerzeit ebenso sang- wie klanglos ab.

Insofern: bitte aus dieser grauenvollen Spielzeit, mit der teuersten Mannschaft ever, lernen. Glücklicherweise hört man aus allen Interviews nach dem Spiel heraus: wir müssen sowohl froh als auch ganz still sein.

In den letzten fünf Jahren unserer Bundesligazugehörigkeit hätten die 33 Punkte nicht zu einem sicheren Klassenerhalt gereicht. Aber egal, egal und nochmals egal. Gibt es was zu jubeln? Oh ja. Gibt es was zu kritisieren? Oooohhh jaaaa! Doch das eine heute, erleichtert, froh und voller Demut - und das andere kommt dann später.

Erstmal ist unfassbar wichtig: der Super-GAU ist, wieauchimmer, abgewendet, der 1. FC Union geht in seine sechste Bundesligasaison und wir haben gelernt: nein, das ist nicht selbstverständlich. Und auf die freuen wir uns alle, genauso wie wohl niemand dieses Finale vergessen wird.

Und ich, der ich im Übrigen alles getan habe für diese Wunder inklusive Glückshemd und extra Katzen-Pokuss, werde in dieser Nacht endlich wieder tief und ruhig schlafen und freuefreuefreue mich mit allen Unionern über all die unverhoffte Schadensbegrenzung und nicht zuletzt darüber, dass diese Saison endlich vorbei ist …

16. Mai: Letzter Aufruf - Fatalismus inklusive

Für Union Berlin geht es am letzten Spieltag um alles.
Für Union Berlin geht es am letzten Spieltag um alles.  © Federico Gambarini/dpa

Unionfux: Angesichts der letzten beiden Spiele, jedes auf seine ganz eigene Art niederschmetternd, kann man auf den 34. Spieltag nur noch mit einer gewaltigen Portion Fatalismus blicken.

Sollten wir tatsächlich nicht schaffen, ein Unentschieden gegen Freiburg rauszuholen, also den dritten Punkt innerhalb der letzten zwei Monate, den einunddreißigsten Zähler und Köln tatsächlich in Heidenheim gewinnen, ja, dann haben wir den Abstieg sowas von verdient, dass es mit Worten gar nicht zu beschreiben ist.

Andererseits könnten wir auch noch gerettet werden: bei einem Heimsieg und/oder gleichzeitiger Niederlage von Bochum und Mainz. Oder wir müssen nochmal in die Relegationsmühle gegen Fortuna Düsseldorf - gut oder schlecht, es kommt, wie es kommt.

Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das Ganze ausgeht, ob die Mannschaft endlich und erstaunlicherweise verstanden hat, worum’s geht und auch die Mittel und genügend Motivation hat, irgendetwas vernünftig umzusetzen, ob Trainer Marco Grote diesmal die richtige Aufstellung hinkriegt und überdies das goldene Händchen für die richtigen Einwechslungen mitbringt, oder auch was Freiburg antreibt oder gar Wolfsburg oder Werder - wir werden es sehen.

Wir können uns sowieso sparen, abermals im Kaffeesatz zu lesen oder weitere Durchhalteparolen zu erfinden, keiner will noch Absichtserklärungen oder halbherzige Entschuldigungen von Wemauchimmer anhören, das haben wir sowohl im Herbst als auch in den vergangenen Wochen zur Genüge getan - mit leider allzu überschaubarem Erfolg. Jetzt heißt es: hopp oder top, Ente oder Trente, alles oder nichts - wir befinden uns jenseits des Geredes, nun werden unweigerlich Tatsachen geschaffen.

Eins steht für mich sowieso außer Frage: die Alte Försterei wird brodeln, jeder wird hoffen, dass die schlimmste Saison der letzten zwanzig Jahre irgendwie noch gut ausgeht, von der Seite aus wird alles getan werden, auch wenn man mental mittlerweile ganz schön in den Seilen hängt - das ist nun mal die dunkle Seite des Mondes.

Wenn die Mannschaft nochmal dem Abstieg von der Schippe springen will: an den Fans soll es nicht scheitern. Und klar ist auch - es wird auf jeden Fall unvergesslich, so oder so.

11. Mai: Unsere allerletzte Chance …

Nach der Last-Minute-Pleite war die Enttäuschung bei Union Berlin groß.
Nach der Last-Minute-Pleite war die Enttäuschung bei Union Berlin groß.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Was war das denn in Köln? Da beherrschen wir 86 Minuten Ball und Gegner und lassen uns kurz vor Schluss abkochen? So langsam ist aber auch wieder mal gut. Das hält ja kein Union-Fan mehr aus. Schön, dass wir an die Auslastungen der Kardiologen im Umfeld denken. Muss aber nicht wirklich sein.

Zum Spiel … nach 20 Minuten führen wir in Köln und lassen nichts mehr anbrennen. Alles verdient. Köln ist nicht in der Lage uns Paroli zu bieten. Bis dann Khedira kurz vor dem Halbzeitpfiff auf die wahnwitzige Idee kommt, einen Kölner im Strafraum beim Lauf zu klammern. Der nimmt natürlich dankend an, fällt und es gibt Elfmeter, den Kainz dann auch sicher verwandelt. Khedira fängt sich dabei noch eine Gelbe Karte ein. Da er schon vorher knapp an gelb vorbeigeschrammt war, blieb er gleich in der Kabine. Das war richtig, so wie Khedira drauf war, wäre Rot nur eine Frage der Zeit gewesen. Ein übermotivierter Bärendienst des Vize-Kapitäns.

Und trotz des psychologisch ungünstigen Zeitpunkts beim Gegentor hatten wir auch die 2. Halbzeit im Griff, ließen kaum etwas zu. Köln hatte einfach nicht die Qualität, um uns ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Gosens köpfte noch an die Latte. Das alles vernebelte uns wohl die Sinne. Dann aber kommt die 87. Minute. Eine unübersichtliche Situation in unserem Strafraum. Der Ball landet irgendwie beim freistehenden Tigges und der trifft. Aber wir sagen uns, kein Problem, es ist gleich Schluss und ein Punkt reicht uns auch. In der 92. Minute kann Schäfer wiederum aus sieben Meter alles klar machen und hat das 3:2 auf dem Fuß, trifft aber nicht richtig …

Im direkten Gegenzug folgt der beste Kölner Angriff. Der Berliner Maina - einer der schnellsten Bundesligaspieler überhaupt - bricht über links durch und hat ordentlich Platz, passt nach innen und da setzt sich mit Downs ein Kölner Eigengewächs durch. Zwei unserer Verteidiger stehen neben dem 19-Jährigen und schauen bedröppelt zu.

Es ist wirklich unfassbar, was wir in dieser Saison alles vergeigen. Und immer wieder ist es nicht die spielerische Überlegenheit des Gegners, die uns einknicken lässt. Nein, es sind ganz triviale individuelle Fehler. Das war selbst im Heimspiel gegen Real Madrid zu sehen. Aber eben noch offensichtlicher in Köln. Diesen limitierten Gegner hätten wir mit vier oder fünf Toren schlagen MÜSSEN!

Nun haben wir nächste Woche ein echtes Endspiel. Mit so ziemlich allen Varianten, die man sich vorstellen kann. Selbst ein direkter Abstieg ist jetzt noch möglich. Köln hat jetzt 27 Punkte, Union 30 Punkte, Mainz 32 und Bochum 33 Punkte (Bochum spielt am Sonntag noch gegen Leverkusen, holen sie wenigstens einen Punkt, haben sie mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun). Mainz hat das große Glück ein fast uneinholbar besseres Torverhältnis als alle anderen zu haben. Zwei Teams werden sich retten, ein Team geht in die Relegation und ein Team wird direkt absteigen. Bei uns hilft kein Taktieren mehr. Wir müssen Freiburg zu Hause schlagen. Und hoffen, dass Mainz in Wolfsburg verliert. Und falls Bochum gegen Leverkusen nichts holt und auch nächste Woche in Bremen verliert, kann das Torverhältnis eine Rolle spielen. Bochum ist um zwei Tore besser als wir. Und falls die Kölner nächste Woche in Heidenheim in einen Torrausch verfallen, wir haben auch nur drei Tore mehr als die Kölner. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird aber das Wolfsburg-Spiel gegen Mainz das entscheidende Spiel werden, neben unserem Spiel natürlich. Wenn wir gewinnen, muss Mainz in Wolfsburg verlieren und Köln darf knapp gewinnen. Dann wären wir gerettet.

Fußball-Gott hilf! Es sind sehr viele "wenn's" in den Optionen enthalten. Aber selbst bei einer Relegation wäre ich noch optimistisch. Fortuna Düsseldorf steht als Tabellendritter der Zweiten Liga schon fest. Das würde ich uns noch zutrauen.

Aber für die kommende Bundesliga-Saison - lieber Oliver Ruhnert - mache wieder das, was Du die ersten vier Jahre gemacht hast, baue eine homogene Gemeinschaft zusammen. Und bitte keine Spieler-Kader mehr mit 29, 30 oder mehr Spielern. Das bringt nur Unruhe und das brauchen wir nicht. Stars können sein, müssen aber nicht. Typen wie Kruse sind natürlich immer gern gesehen. Und wir müssen auch an die Schnelligkeit des Kaders denken. Leverkusen und Stuttgart sind so erfolgreich, weil sie alles auch SCHNELL machen können. Da hinken wir gehörig hinterher. Erst recht, nachdem Becker weg ist.

Auch wenn wir alle ein wenig "angefressen" sind, heißt es nun, alle zusammen und jeder an seinem Platz - für einen Sieg gegen Freiburg. Ohne Wenn und Aber. Analysen und Zickereien heben wir uns für später auf. Freiburg niederringen und sonst nichts. Eisern!

9. Mai: Endspiel mit sprühender Troika

Es gibt noch die Chance eine Relegation zu vermeiden.
Es gibt noch die Chance eine Relegation zu vermeiden.  © Matthias Koch/dpa

Unionfux: Das nennt mal wohl die Stunde der Wahrheit: wir haben noch zwei Spiele, um diese ziemlich verkorkste Saison nicht zu einer vollkommen verkorksten Saison zu machen. Noch haben wir die Chance, mit zwei erfolgreichen Begegnungen eine Relegation zu vermeiden oder zumindest den direkten Abstieg.

Okay, sollten wir tatsächlich noch direkt absteigen, dann hätten wir tatsächlich aber auch gar nichts anderes verdient. Und die Relegation (und damit zwei weitere Spiele) wäre eigentlich ja auch eine Katastrophe, wenngleich eine lösbare. Aber dazu kommen wir, wenn es soweit sein sollte.

Zunächst haben wir die Auswärtsbegegnung in Köln vor der Brust, immerhin sind die Geißböcke unser erklärter Lieblingsgegner in der Bundesliga, die bisher gegen uns gerade mal zwei Unentschieden holen konnten.

Vielleicht war ja die unumgängliche Trennung von Nenad Bjelica der Brustlöser, bestimmt findet das Dreigestirn Grote/Eta/Bönig genau die richtigen Worte, die richtige Taktik und drücken auch sonst die entscheidenden Knöpfe, um aus den Spielern die erforderlichen zehn bis zwanzig Prozent mehr rauszuholen, die es braucht, um zwei Bundesligaspiele zu gewinnen.

Dirk Zingler sprach in seiner Pressekonferenz aus aktuellem Anlass am Dienstag von der sprühenden Energie, die auf den Fluren zu spüren ist - sowas wie eine Aufbruchstimmung herrscht gerade und das große Zusammenrücken sowieso, ach, was wäre das großartig, wenn man die auch auf dem Platz sehen kann! Warum wir allerdings eine solche grandiose Aufbruchstimmung so kurz vor knapp so dringend brauchen, das besprechen wir besser etwas später…

Und keine Frage - auch für unsere drei Trainer sind die kommenden acht Tage eine großartige Chance, denn gelingt der Klassenerhalt, möglichst noch auf direktem Weg, dann würde doch sehr viel dafür sprechen, in dieser Konstellation auch in die nächste Spielzeit zu starten, das wäre dann ein ebenso gewaltiger wie unverhoffter Karrieresprung! Alle dürften extrem gespannt auf die Startelf sein, denn schon da kann sich zeigen, inwieweit die möglichen Retter mit den Ideen und Ansichten ihres Vorgängers konform gehen oder eben nicht.

Klar, die ganz großen Experimente wird’s wohl nicht geben, aber auch die Devise „Never change a winning team!“ greift momentan ja nicht so wirklich. Ich bin mir jedoch relativ sicher, dass die Troika näher am Puls des Kaders ist und ziemlich genau weiß, wie die richtige Mischung aussehen sollte - das wird!

Und wenn noch der Fussballgott, nach langer Zeit, wieder mal ein Einsehen hat und seinen einstigen Liebling Union fest an seine Brust drückt, dann kann schon am Samstag um halb sechs alles wieder gut sein.

7. Mai: Ach du dickes Ei…

Schmerzhafte Niederlage für Benedict Hollerbach.
Schmerzhafte Niederlage für Benedict Hollerbach.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Nicht genug damit, dass wir Bochum nicht mehr schlagen konnten, jetzt bekommen wir auch noch Schlagzeilen mit einem erneuten Trainer-Wechsel. Aus Fan-Sicht ist das alles schwere Kost. Ok, war es ja auch schon das Spiel. Ich dachte wirklich, wir drehen das Ding noch. Aber mit dem 4.Tor haben die Bochumer uns den Stecker gezogen. Obwohl mich die zweite Halbzeit dann doch wieder optimistisch stimmte. Es wurde wieder gekämpft. Und vor allem, es wurden 3 Tore geschossen.

Ich gehe mal nicht davon aus, dass Mainz am Wochenende gegen Dortmund Punkte holt. Trotzdem müssen wir in Köln punkten. Möglichst sogar drei Stück mit nach Hause nehmen. Und das vorweg, natürlich ist das möglich. Wir werden wieder mit einer Dreier-Kette antreten, Khedira und Vogt wieder auflaufen und wenn wir klug agieren, dann beachten wir, wer in der zweiten Halbzeit "Zug" in unser Spiel nach vorn brachte.

Musste unser Präsidium so handeln und einen Trainer-Tausch vornehmen? Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe und die bekannt gewordenen Fakten betrachtet habe, komme ich zu dem Schluss: "ja".

Ohne Nenad zu nahe zu treten, es lief zuletzt einfach zu viel schief. Ob das alles Fehler waren oder einfach nur Pech sei dahingestellt. Keiner will sich vorwerfen lassen, trotz neuer Erkenntnisse (das Bochum-Spiel) und klar sichtbarer Punkte-Defizite – nicht gehandelt zu haben, wo es notwendig war.

Auch das macht ein gutes Unternehmen aus und nichts anderes sind wir, ein Fußball-Unternehmen mit 200 Millionen Euro Umsatz und 300 Angestellten. Dazu noch 60.000 eingetragenen Mitgliedern. Und wahrscheinlich weiteren Sympathisanten in sechsstelligen Zähler-Bereich. Alle diese Menschen wollen den 1.FC Union in der Bundesliga sehen. Ich möchte mit der Verantwortungs-Bürde von Dirk Zingler nicht tauschen wollen und bin heilfroh, dass er diesen Job für uns alle – so souverän macht. Und das mehr als 20 Jahre am Stück.

An Nenad sei gesagt, Danke für Dein Engagement, Deine Emotion und Deinen Einsatz. Nein, Du hattest auch kein Glück bei uns gehabt. Wären die zwei "Holz-Treffer" von Volland reingegangen, so hätte wir die Historie wahrscheinlich neu schreiben müssen. Nun ist es so gekommen.

Und unsere Köln-Aufgabe? Die Rheinländer werden sich kaum freiwillig ergeben. Wir werden sie zur Punkte-Abgabe zwingen müssen. Mit Einstellung, Disziplin und Kämpferherz. Bochum hat es uns vorgemacht, wie man auswärts auftritt. Und ob nun Hinz oder Kunz spielt – ist am Ende gar nicht Kriegsentscheidend. Wir haben 18,19 Spieler annähernd auf gleichem Niveau. Und das meine ich positiv.

Ginge es allein nach der nominellen Qualität des gesamten Kaders, so ständen wir im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga mit Blick nach oben. Geht’s aber nicht. Fußball ist Gott sei Dank so vielschichtig, dass eben "Kleine" auch mal ganz groß aufspielen und "Gute" eben auch versagen. Auf nach Köln und alles für 3 Punkte im Rheinland. Eisern

6. Mai: Eine gute Viertelstunde gegen fünf schlechte Viertelstunden reicht nicht!

Nach der Niederlage gegen Bochum ist den Spielern von Union Berlin die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Nach der Niederlage gegen Bochum ist den Spielern von Union Berlin die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Eigentlich fällt mir, offen gestanden, zu unserer Mannschaft im Moment nicht mehr viel ein. Fragezeichen, Flüche, Schulterzucken, Frust. Aber so geht's ja auch nicht, also: Was, zur verdammten Abstiegshölle, ist das denn?

An eine dermaßen grottige erste Hälfte, gegen einen Abstiegskonkurrenten, der zudem die schwächste Auswärtsmannschaft stellt, kann ich mich kaum erinnern - denn da stimmt bei uns nichts.

Vorne absolut harmlos und hinten böse unsortiert, drei Tore gefressen (und keine Sonntagsschüsse, Konter, unberechtigte Elfmeter oder unglückliche Eigentore), kaum einen Zweikampf gewonnen (und sich nicht eine Gelbe Karte abgeholt!), lethargisch, Fehlpässe en masse, taktisch schlecht, schwache Standards - wie man mit so einer Einstellung in eine derart wichtige Begegnung gehen kann, ist mir absolut schleierhaft, zumal der Gegner uns vormacht, wie man auftreten muss, wenn man den Abstieg vermeiden will.

Bjelica hätte nach dem zweiten, spätestens aber nach dem dritten Gegentor reagieren müssen und sofort die Wechsel vornehmen sollen, die dann nach der Pause stattfinden - allein schon, um ein klares Zeichen zu geben und um seine offenbar falsche Startaufstellung zu korrigieren.

Auch nach der Pause wird es zunächst kaum besser, bis Vertessen nach einer knappen Stunde schön aus über zwanzig Meter ins lange Eck trifft (der erste echte Torschuss, denn Leites Kopfball nach 34 Minuten fängt Riemann mit der Mütze), eine Viertelstunde später haben wir gar insgesamt drei Tore gemacht, durch Bedia (ja, genau der Bedia) und Hollerbach - dummerweise aber dazwischen die Bochumer zu einem weiteren, leichten Tor eingeladen.

Trotzdem bleiben noch gut zwanzig Minuten inklusive Nachspielzeit, um den Ausgleich zu machen, aber dazu gelingt letztlich zu wenig, zu ungenau, zu hektisch sind unsere Aktionen, zu wenig Druck und Wucht wird aufgebaut, Bochum kann sich wieder befreien und bringt den Sieg knapp, aber verdient über die Ziellinie.

Ja, vielleicht kann so ein Spiel auch mal passieren, aber der letzte Sieg ist mittlerweile sieben Wochen her, wenn wir nicht wenigstens den VfL Bochum zu Hause im Griff haben, wen denn dann? Zwischenzeitlich schienen wir uns gefangen zu haben, aber die Talfahrt seit Mitte März ist beängstigend und nicht etwa das Resultat einer langen Verletztenliste oder ständigen Pechs - wir spielen einfach extrem sparsamen Fussball.

Die Punktausbeute in Form von zwei Zählern (beides torlose Auswärtsunentschieden) aus den letzten sechs Spielen (von theoretisch möglichen achtzehn) ist mit Abstand die dünnste der Liga - und das alles mit der teuersten und, zumindest den Namen nach, prominentesten Union-Mannschaft aller Zeiten. Und ständig beteuern alle, dass sie nun wüssten, was die Glocke geschlagen hat, wie ein fauler Schüler, der kurz vorm Sitzenbleiben steht - und dann kommt das Diktat und wieder mit x Fehlern und sogar der eigene Name falsch geschrieben.

Und Nenad Bjelica macht einen hilflosen und überforderten Eindruck, ändert ständig die Aufstellung und nichts kommt dabei heraus, auch hat er die technischen und taktischen Defizite nicht abbauen können. Natürlich müssen es letztlich die Spieler auf dem Platz richten, aber der Trainer steht nun mal ebenso in der Pflicht, sich für die bestehenden, unübersehbaren Probleme was einfallen zu lassen und aus den Jungs wenigstens Normalform rauszukitzeln.

Keine leichte Aufgabe, sicher nicht, trotzdem wüsste ich gern, was unsere Verantwortlichen in Bjelica gesehen haben: den gewieften Taktiker, den großen Motivator, den Bessermacher? Das alles scheint er nur bedingt zu sein, denn so richtig haben wir uns nie freigeschwommen, wirklich überzeugend war nur der erste Sieg gegen Gladbach, ansonsten ist es doch viel Gegurke.

Weil Mainz in Heidenheim glücklicherweise über ein Unentschieden nicht hinauskommt, haben wir immer noch alles in der eigenen Hand, aber seit gestern wüsste ich jetzt nicht mehr so recht, wie das Wunder aussehen soll, wie wir die sechs (oder doch mindestens vier Punkte) holen wollen - zu ernüchternd sind die Leistungen der letzten Wochen. Das Ausbleiben echter Lichtblicke und das Spiel gegen Bochum ist da, im wahrsten Sinne des Wortes, der traurige Gipfel.

Darüber kann auch die furiose Viertelstunde nicht hinwegtäuschen, die drei Tore, eine Seltenheit bei uns, sind am Ende leider nur Makulatur, weil die restlichen fünf Viertelstunden einfach schlecht bis sehr schlecht sind - so besteht man gegen niemanden nirgendwo.

1. Mai: Volle Konzentration auf Bochum

Im Abstiegskracher gegen den VfL Bochum zählt für Union Berlin nur ein Sieg.
Im Abstiegskracher gegen den VfL Bochum zählt für Union Berlin nur ein Sieg.  © David Inderlied/dpa

Icke: Sonntag schlägt die Stunde der Wahrheit. Um 15.30 Uhr spielen wir gegen Bochum. Gewinnen wir, sind wir wahrscheinlich durch. Weil wohl Mainz in Heidenheim auch keine wirklich leichte Aufgabe hat. Am vorletzten Spieltag spielen wir in Köln, wo wir sehr oft ganz gut aussahen und Mainz hat Dortmund zu Gast. Auch kein Fallobst.

Und der letzte Spieltag sieht ein Heimspiel für uns gegen Freiburg vor, während Mainz in Wolfsburg antreten muss. Bochum tritt am letzten Spieltag in Bremen an und nach dem Spiel gegen uns empfangen sie Leverkusen. Alles ist in dieser engen Konstellation möglich und soll noch einmal aufzeigen, dass das Spiel gegen Bochum richtungsweisend wird.

Unser Trainer wird aus Sicherheitsgründen seinen "Stiefel" weiter so durchziehen, wie er es bis jetzt machte. Experimente wie eine Viererkette in der Abwehr gingen bislang schief. Es erscheint richtig, obwohl man sich schon einmal fragen darf, warum der Winter-Millionen-Einkauf Bedia weiterhin völlig außen vor ist.

Prinzipiell aber geht vielen bei Union der Berliner "Blätterwald" gehörig auf die Nerven. Die Gazetten überbieten sich gegenseitig im Trainer-Mobbing. Sie berichten über das nahende Ende von Bjelica bei Union. Und selbst, wenn es stimmen sollte, was die Herren der schreibenden Zunft dort selbst nicht genau wissen, gehört sich das schlichtweg nicht. Was auch der Trainer im so wichtigen Abstiegskampf braucht, ist Vertrauen. Er tut was er kann. Natürlich gelingt nicht alles. Aber wir vergessen, er übernahm den "sieglosen Trümmerhaufen" und führte ihn zumindest in eine Perspektive. Die haben wir jetzt und können den Abstieg aus eigener Kraft verhindern. Das war im Januar noch nicht der Fall.

Und viele vergessen, er musste den Kader so übernehmen, wie er war. Mit Becker, Behrens und Fofana haben wir selbst noch im Januar unfassbare Qualität für lächerliche 5 Millionen (Becker 3, Behrens 2, Fofana 0) abgegeben. Kann man machen, aber dann muss man adäquaten Ersatz holen. Das haben wir nicht gemacht. Vertessen ist ein linker Außenstürmer, der so gar nicht in unser System passt und Bedia, als Mittelstürmer geholt, spielt gar nicht. Und da bemängeln einige "Fachleute", unter Bjelica gab es keine spielerische Entwicklung. Ja zum Wahnsinn, wie denn auch, wenn er keine bundesligatauglichen Stürmer hat? Zumindest hat es Bjelica geschafft, unsere Abwehr zu stabilisieren. Rönnow hat sich dabei parallel zu einem der besten Keeper in der 1. Liga entwickelt. Wenn wir jetzt noch die nötigen Punkte holen, um nicht abzusteigen, ist es das Höchste, was man erwarten durfte. Alles andere ist Wunschdenken und Fantasterei.

Ob es dabei gut ist, dass sich Gosens, Doekhi und Leite schon mal nebenbei mit neuen Klubs beschäftigen, darf bezweifelt werden. Andererseits spielen die drei Spieler wohl allein 35-40 Millionen Euro in die Union-Kasse. Das macht einen Umbruch des Kaders - der wohl im Sommer erfolgen wird - sehr viel einfacher. Stöger und Kevin Schlotterback werden wohl die ersten Neuzugänge sein, die nach einem erfolgreichen Klassenerhalt bekannt gegeben werden. Beide verkörpern wieder das "alte Union" - solide, gut und bezahlbar.

Und jetzt lassen wir alles andere sein und konzentrieren uns auf drei Punkte gegen Bochum. "Wir schaffen das", ist leider negativ besetzt, deshalb sagen wir "Dit kriegn wa hin". Eisern!

29. April: Pech gehabt, Glück gehabt: Der 30. Punkt

So richtig zufrieden sind die Unioner nach dem Remis gegen Borussia Mönchengladbach nicht.
So richtig zufrieden sind die Unioner nach dem Remis gegen Borussia Mönchengladbach nicht.  © Federico Gambarini/dpa

Unionfux: Ich gebe schon zu, dass ich am Ende irgendwie erleichtert war - es gibt ja die alte Drohung, dass, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt, hinten unweigerlich noch einen kassiert.

Und in der Nachspielzeit der Nachspielzeit ist es tatsächlich fast soweit: die letzte Ecke des Spiels köpft der ehemalige Unioner Marvin Friedrich aufs Tor, doch Frederik Rönnow zeigt einmal mehr sein hervorragendes Stellungsspiel, auch der Abpraller wird nicht genutzt - und dann ist Schluss.

Da ist der dreißigste Punkt endlich - und doch hätten es zwei mehr sein können, wenn nicht müssen. Während beim Lattenknaller von Volland in der ersten Hälfte noch Pech dabei ist, kann er die zweite Chance nach einer Stunde, als er den zu kurzen Rückpass von Elvedi auf Nicolas klug erkennt, aufs leere Tor schon mal machen, auch wenn der Winkel nicht so einfach ist.

Doch der eingewechselte Schäfer muss in der 73. Minute die Flanke von Tousart am langen Pfosten einschieben, ohne Wenn und Aber. Spätestens jetzt ist klar: auch nach sechs Wochen gibt es kein Uniontor, von Vertessens Ehrentreffer gegen die Bayern mal abgesehen, wir bleiben uns dahingehend traurigerweise treu.

Und so muss man am Ende zufrieden sein, dass wir weitgehend sicher hinten stehen, außerdem Mönchengladbach ebenso unfähig ist, die wenigen sich bietenden Chancen zu nutzen, so dass der schwierige April so wenigstens noch einen Punkt rausrückt, eben den dreißigsten, am einunddreißigsten Spieltag. Kein so schlechtes Spiel unsererseits, Mindestziel erreicht, auch wenn man weit entfernt von großem Jubel ist.

Die Lage hat sich weder vereinfacht noch übermäßig verkompliziert. Auch wenn die anderen Ergebnisse nicht so wirklich zu unseren Gunsten ausfielen, das Unentschieden zwischen Mainz und Köln war schon gut für uns. Und es bleibt ohnehin dabei: wir haben alles in der eigenen Hand.

Bochum, die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga, müssen wir zu Hause schlagen, aus Köln, der zweitschlechtesten Heimmannschaft, was mitnehmen und Freiburg schlagen, am letzten Spieltag, den wir in allen Bundesligaspielzeiten vorher für uns entscheiden konnten.

Vierzig Punkte werden es ohnehin nicht mehr (und was haben alle über dieses bescheidene Saisonziel gelächelt …), aber mindestens fünfunddreißig, eher siebenunddreißig sollten es schon sein. Ich gebe zu, dazu muss unser Angriff unbedingt und endlich aus dem gewaltigen Knick kommen, doch am Sonntag war schon eine Art Aufwärtstrend zu beobachten inklusive der so oft geforderten Abschlüsse aus der zweiten Reihe.

Festzuhalten ist: wir haben nicht verloren, denn sonst wäre ich buchstäblich vor Wut geplatzt. Die ganz große Sauerei blieb uns also erspart, zum Glück.

24. April: Der siebte Sieg soll gegen BMG her!

Gegen Borussia Mönchengladbach hoffen die Fans von Union Berlin auf drei Punkte.
Gegen Borussia Mönchengladbach hoffen die Fans von Union Berlin auf drei Punkte.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Nun gilt es, am Sonntag um 15.30 Uhr in Gladbach etwas Zählbares zu holen. Bayern ist erledigt. Und wir schauen nach vorn. Und so schlecht sieht unsere Bilanz dort gar nicht aus.

Von insgesamt neun Bundesligaspielen gegen BMG haben die Gladbacher gerade mal ein Spiel gewonnen. Wir dagegen waren sechs Mal der Sieger. Zwei Unentschieden ergänzen diese Statistik.

Man nennt das Lieblingsgegner. Dorthin also mit breiter Brust und Hoffnung auf Punkte zu fahren, macht absolut Sinn. Jeder denkt, Gladbach ist durch und sicher. Nee nee, die haben auch nur zwei Punkte mehr auf dem Konto. Ergo könnten wir BMG bei einem Sieg schon einmal hinter uns lassen.

Interessant wird es sein, zu sehen, was sich Unions Trainer Bjelica einfallen lässt. Die Viererkette, wie kurz beim Bayernspiel versucht, wird er im Abstiegskampf nicht mehr wählen. Ganz sicher!

Alle hoffen, dass Khedira wieder spielen kann. Der Sechser ist für uns enorm wichtig. Schäfer wird wohl neben Khedira (oder Tousart) mehr defensiv spielen und auf die Acht rücken. Für Volland wird wahrscheinlich ein schneller Spieler wie Vertessen reinkommen. Dann bleibt nur noch die Frage, wer spielt rechts? Trimmel oder Juranovic? Die Frage auf der linken Außenbahn regelt sich von allein, weil Roussillon immer noch verletzt ist.

Das würde dann folgende Startelf ergeben: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Trimmel (Juranovic), Khedira (Tousart), Schäfer, Gosens – Aaronson – Hollerbach, Vertessen.

Gladbach hatte letztes Wochenende in der Nachspielzeit in Hoppenheim 3:4 verloren. Zugegeben sehr unglücklich und sehr spät. Hack erzielte dabei drei Treffer. Auf ihn müssen wir schon ein Auge haben. Honorat und Kone, die zwei besten Gladbacher Mittelfeldspieler und Säulen der Mannschaft, fehlten bei der Betriebssportgemeinschaft aus Hoppenheim. Sie sollen wohl gegen uns wieder im Kader stehen. Es ist gut möglich, dass wenigstens einer der beiden Spieler aufläuft.

Umso mehr gilt es, wachsam zu agieren. Unser Leihspieler Jordan ist verletzt und wird nicht spielen. Dafür aber Ex-Unioner Friedrich, der sich zuletzt einen Stammplatz gesichert hat. Ein kleines Fragezeichen steht auch noch hinter Stammkeeper Omlin. Der Schweizer Nationalkeeper hat Oberschenkelprobleme. Er wurde aber letzte Woche ganz hervorragend von Nicolas vertreten. Der spielte in unserer ersten Bundesligasaison - 2019/2020 als dritter Torwart bei Union.

Volle Konzentration nur auf das Spiel und eisernes Daumen drücken … auf drei Punkte und ein gutes und überzeugendes Spiel! Gewinnen wir es, so sind wir viele Sorgen los …

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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